25.04.2024

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Folge 30-22 vom 29. Juli 2022 / Kulturgut / 15.000 Bücher für das Kulturzentrum in Brasilien / Das Kulturzentrum in Jaraguá do Sul im Bundesstaat Santa Catarina erhält private Bücherspende

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-22 vom 29. Juli 2022

Kulturgut
15.000 Bücher für das Kulturzentrum in Brasilien
Das Kulturzentrum in Jaraguá do Sul im Bundesstaat Santa Catarina erhält private Bücherspende

Anlässlich der Pommerntreffens in Anklam im Juni war auch Ivan Seibel  aus Venâncio Aires aus dem Bundesstaat Rio Grande do Sul im Südosten Brasiliens angereist. Er hat in Anklam die Gelegenheit genutzt, die Arbeit und das Leben der Pomeranos im Süden Brasiliens vorzustellen. Denn was die Pomeranos, die Nachkommen der einst aus Pommern eingewanderten Menschen in Brasilien anbetrifft, da ist der Mediziner, Professor und Herausgeber der Internetzeitung „Folha Pomarana“ ein wandelndes Lexikon. 

„Es gibt in Brasilien drei Hauptorte, in denen rund 150.000 der heute 400.000 Pomeranos leben. Bei der Auswanderung um 1870 herum waren es 20.000“, so Seibel. Sie haben sich weitgehend ihre heimatlichen pommerschen Sitten und Gebräuche und auch ihre Muttersprache, das „Pommersche Platt“, bewahrt. So ganz freiwillig geschah das nicht, denn von ca.  1870 bis 1970 lebten die Einwanderer aus Deutschland in einer unfreiwilligen Isolation, auch ausgelöst durch die Geschehnisse im Zweiten Weltkrieg. Doch mittlerweile  wird die brasilianische Kultur seit den 1970er Jahren nicht mehr außen vorgehalten – und umgekehrt, man akzeptiert sich gegenseitig und das pommersche Platt wird an 20 Schulen gelehrt.

Für Ivan Seibel ist es Fluch und Segen zugleich. Das bessere Verhältnis zur Mehrheitsbevölkerung, die Akzeptanz gegenüber den Pomeranos und das Aufeinanderzugehen seien positive Aspekte.

Wie sieht es aber mit dem Fortbestehen der Identität, der Traditionen und der Sprache aus? „Das fragen wir uns natürlich sehr. Niemand kann sagen, was uns in den kommenden 50 Jahren erwartet“, so Seibel mit ernster Miene. Ein Kulturzentrum wie das in Jaraguá do Sul kann zu dem Fortbestehen der Kultur beitragen.

Deswegen ist ein weiteres Treffen anlässlich des Besuches in Deutschland sehr wichtig, nämlich das Sichten der äußerst großzügigen Bücherspende des Ehrenvorsitzenden des Heimatkreises „Kolberger Lande“, Ernst Schröder. „Es sind ganz viele wertvolle Bücher und Dokumente, die nicht nur als Informationsmaterial, sondern auch für die Geschichtsforschung interessant sind“, so der Pomerano aus Brasilien.

Die finanziellen Mittel für den Büchertransport nach Übersee stellt der Textilfabrikant Wander Weege bereit, dessen Vorfahren 1868 aus dem Kreis Regenwalde nach Brasilien ausgewandert sind. „Er ist ein großzügiger Mann, der sich sehr für die Pomeranos einsetzt“, so Seibel, der den Textilfabrikanten gut kennt. 

Weege, der auch das Gebäude des Kulturzentrums in Jaraguá do Sul zur Verfügung stellte, zeigte sich stets der Heimat seiner Vorfahren großzügig gegenüber, wofür ihm 2013 die Ehrenbürgerschaft von Regenwalde [Resko] verliehen wurde.

Zu der großzügigen Bücherspende kam es, als Ernst Schröder von dem neuen Kulturzentrum in Brasilien erfuhr. Ihm kam die Idee, sein Archiv und auch Bücherspenden anderer Pommern dorthin zu geben. Nun wartet man dort gespannt auf die Ankunft. Mögen die Bücher ihre segensreiche Wirkung erzielen.BS