29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 30-22 vom 29. Juli 2022 / Leserforum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-22 vom 29. Juli 2022

Leserforum

Geschichte wird vernebelt

Zu: Verbrechen der Deutschen (Nr. 28) und: Geschichte über polnische Aufstände nur aus polnischer Sicht (Nr. 28)

Ihre Meldung über „ein Dokumentationszentrum „Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzungsherrschaft in Europa“ und Ihr Artikel über die polnischen Morddrohungen gegen den deutschen Vorsitzenden der Deutschen Minderheit in Polen charakterisieren die unsägliche Verlogenheit der sogenannten Auseinandersetzung der deutschen Öffentlichkeit und der von ihr abhängigen Historiker mit der Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Da nach der Überzeugung des Staats- und Hofphilosophen Jürgen Habermas „Zukunft keine Herkunft braucht“, ist es auch vollkommen irrelevant, was sich im 19. und 20. Jahrhundert im Hinblick auf das deutsche Volk in Europa abgespielt hat. 

Über das, was sich in Deutschland und durch Deutschland in Europa zwischen 1933 und 1945 ereignet hat, gibt es ernst zu nehmende und gut erarbeitete historische Texte, die das, was geschehen ist, nicht monokausal, sondern ambivalent und kenntnisreich im Hinblick auf Zusammenhänge, Ursachen und Fakten sprachlich nachvollziehbar darstellen. Es geht nicht darum, eine geschichtliche Epoche gutzureden und moralisch zu reinigen, sondern sie so vor den Augen des Lesers entstehen zu lassen, „wie sie war und was geschehen ist“.

Warum wird in der öffentlichen Diskussion über die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts über die Verbrechen an den Deutschen durch Frankreich 1806 bis 1815 oder 1870 bis 1914 (Vorbereitung des Krieges gegen das Deutsche Reich mithilfe Russlands und Englands) oder durch Polen zwischen 1916 und 1939/1945 (Unterdrückung der Deutschen im polnischen Staat und politische Vorbereitung des zweiten Menschheitsverbrechens der Vertreibung der Ostdeutschen nach 1945) oder durch die Tschechen nach 1918/19 beziehungsweise nach 1945 oder durch England (Churchills Kriegspolitik seit 1933 bis 1945) oder durch die USA (Roosevelts Kriegspolitik seit 1933/34) oder durch die Sowjetunion (Stalins Terror vor und nach 1945) geschwiegen oder verfälschend oder beschönigend verhandelt?

Es ist viel Böses im Namen Deutschlands nach 1933 geschehen, aber nicht nur die Deutschen haben Verbrechen begangen. Und wie erklären sich die Morddrohungen gegen Vertreter der Deutschen Minderheit? Diese „Dokumentationszentren“ sind politische Sackgassen und vernebeln die Geschichte.

Klaus Fleischmann, Kaarst






Ehrung in Rostock 

Zu: Tiefe Einblicke in einen inneren und äußeren Kampf (Nr. 28) 

Im neuen Rostocker Nachkriegsstadtteil Reutershagen wurden in den 1950er Jahren über 30 Straßen ausschließlich nach kommunistischen Widerstandskämpfern benannt. Im Laufe der Umbenennung nicht mehr tragbarer Straßennamen durch einen Ausschuss der Rostocker Bürgerschaft wurde 1991 entschieden, dass Straßen mit Namen von Kommunisten, die in der Nazizeit umgebracht wurden, nicht umbenannt werden. 

Diese Voraussetzung erfüllten jedoch sieben Straßennamen nicht. Ihre Namen sollten mit Namen von Persönlichkeiten ersetzt werden, die die Breite des deutschen Widerstandes repräsentieren, aus Nordostdeutschland stammten beziehungsweise dort wirkten und sämtlich hingerichtet wurden. Es sind: für den militärischen Widerstand Ulrich Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld (1902–1944) und Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg (1902–1944), für den bürgerlichen Widerstand Carl Friedrich Goerdeler (1884–1945), für die evangelische Kirche der Theologe Dietrich Bonhoeffer (1906–1945), für die katholische Kirche der Pfarrer von Neustrelitz Bernhard Schwentner (1891–1944), für die vielen „namenlosen“ Widerständler der Rostocker Dezernent Theodor Korselt (1891–1943) sowie für die unzähligen jüdischen Opfer der langjährige Vorsitzende der Rostocker Straßenbahn-AG, der Landtagsabgeordnete Richard Siegmann (1872–1943). 

Die Straßennamen dieser Persönlichkeiten wurden in Anwesenheit von Familienangehörigen feierlich eingeweiht. 

Dr. Ádám Sonnevend, Rostock






Ignorierte Ahr

Zu: Ein Jahr danach (Nr. 28)

Wo die Ukraine liegt, weiß fast jedes Kind. Die Ukraine liegt dort zwischen Polen und Russland, ja, genau dort, wo ständig deutsches Geld und schwere deutsche Waffen hinwärts fließen. Aber wo zum Teufel fließt die Ahr? Nein, bestimmt nicht durch die Ukraine, sonst wüsste ich davon.

Riggi Schwarz, Büchenbach






Im Schlaraffenland

Zu: Die Stimmung wird frostiger (Nr. 26)

Hier geht es um die Flüchtlinge aus der Ukraine. Polen streicht die Mittel für die Flüchtlingshilfe. Deutschland wird selbstverständlich einschreiten. Und es ist nicht nur der Botschafter Kiews, der Deutsche und Ukrainer gegeneinander aufwiegelt. 

Das haben andere Politiker aus der Ukraine auch schon gemacht. Aber dazu benötigen wir nicht Politiker und Diplomaten. Heute gibt es Flüchtlinge aus der Ukraine, die ganz am Anfang noch geäußert haben, dass man nach Kriegsende selbstverständlich wieder in sein Heimatland zurück und beim Wiederaufbau helfen will. Jetzt mehren sich auch Aussagen von Leuten, die nicht mehr zurück wollen. Was sollen wir da? Natürlich: Hier befindet man sich ja auch in einem Schlaraffenland. Wo bleibt der angeblich so ausgeprägte Nationalstolz der Ukrainer? Und wie will die Ukraine den Wiederaufbau des Landes schaffen, wenn viele Fachkräfte später nicht zurückkehren?

Im ersten Halbjahr 2022 gab es 92 Prozent mehr Asylanträge als im gleichen Zeitraum des Vorjahres? Wer aufmerksam das Geschehen in Deutschland verfolgt hat, wird sich nicht über diesen PAZ-Artikel wundern. 

Heinz-Peter Kröske, Hameln






Weder Humanität noch Hilfe

Zu: Dänemark eröffnet Fluchtmuseum in einstigem deutschen Vertriebenenlager (Nr. 23)

Als Betroffener muss ich Fakten klarstellen: Von Ende Februar 1945 bis November 1947 habe ich außer der Zeit, als Dänemark noch von der Wehrmacht besetzt war, von dem Tag der Kapitulation an keinerlei Verständnis, Hilfe und Unterstützung durch Dänen erlebt – bis zur Ausreise am 18. November 1945. Wohl aber vom schwedischen Roten Kreuz. Von wegen Lagerschulen und Lagerkrankenhäuser! Wo waren die dann? Vielleicht erst ab Ende 1946/47 vorhanden. 

Wir waren (Mutter, Bruder, Jahrgang 29, und ich, Jahrgang 37) in verschiedenen Lagern eingepfercht in Räumen mit bis zu 22 Personen. Diese Barackenräume bestanden aus vier Betten aus rohem Birkenholz und Strohsäcken übereinander. Alles war total verlaust und verwanzt. Als Waschgelegenheit gab es eine Schüssel pro Raum. Ältere Personen haben uns mit bescheidenen Mitteln (alte ehemalige Wehrmachtsformulare, doppelseitig bedruckt) als Schulhefte notdürftig unterrichtet. Bei Zahnschmerzen wurde der betreffende Zahn mit dem Daumen oder einem Holzstück herausgedrückt. Als Heranwachsende mussten wir im Sommer im Torf und im Winter mit Holzsägen arbeiten.

Bei einer Blinddarmreizung hatte ich das Glück, dass sich diese beruhigte, sonst könnte ich diese Zeilen heute nicht schreiben. Mit Humanität und Hilfe gegenüber Schwachen und Unschuldigen hatte diese Verhaltensweise der Dänen nichts, aber auch rein gar nichts zu tun. 

Peter Lehmann, Bad Reichenhall