29.03.2024

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Folge 30-22 vom 29. Juli 2022 / Für Sie gelesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-22 vom 29. Juli 2022

Für Sie gelesen

Eine lohnende Lektüre

Vor den Gefahren einer zunehmenden Inflation zu warnen, hat sich mittlerweile erübrigt. Trotzdem lohnt es, das Buch „Die wundersame Geldvermehrung. Staatsverschuldung, Negativzinsen, Inflation“ zu lesen, das den Wissensstand vom September 2021 widerspiegelt. Hierin legt der frühere Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität München und langjährige Präsident des ifo Instituts, Hans-Werner Sinn, in aller Ausführlichkeit und Präzision dar, wie die Europäische Zentralbank die Eurozone in eine Sackgasse laviert hat.

Es ehrt Sinn, dass er auch die Situation der arbeitenden Menschen berücksichtigt, die durch die lockere Geldpolitik der EZB bereits viele Milliarden Euro an Zinsen verloren haben und nun noch erleben müssen, wie das mühsam angesparte Kapital weggefressen wird. Deren Verärgerung könnte zu „politischen Konsequenzen erheblichen Ausmaßes“ führen. 

Angesichts der dreisten Nonchalance, mit der die Regierenden in Brüssel und Berlin weiterhin Geld drucken lassen und in aller Welt verteilen, kann man nur hoffen, dass diese Konsequenzen bald eintreten. Und die Verantwortlichen so hart wie möglich treffen.W. Kaufmann

Hans-Werner Sinn: „Die wundersame Geldvermehrung. Staatsverschuldung, Negativzinsen, Inflation“, Herder Verlag, Freiburg 2021, gebunden, 428 Seiten, 28 Euro





Lehrerin im Zwiespalt

Die junge Lehrerin Helene Werner trifft aus Berlin im Februar 1961 in dem kleinen hessischen Ort Kirchdorf ein. Sie soll das kleine Kollegium der Dorfschule auffrischen. Alle wissen, dass sie aus dem Osten kommt und sind skeptisch, ob sie ihrer Aufgabe gewachsen sein wird. Mit frischem Schwung, neuen Ideen und ihrer freundlichen Art ist sie bald bei allen beliebt. Die Junggesellen des Ortes haben ein Auge auf die junge Witwe geworfen. Doch Helenes Tochter Marie ist noch immer im Osten. Und Helene kann nicht glücklich werden, solange sie diese nicht bei sich hat. Die Lage in der DDR spitzt sich zu, die Grenzanlagen werden immer mehr aufgerüstet. Wird sie Marie bald in die Arme schließen können oder muss die Kleine im Heim bleiben, weil ihre Eltern Republikflüchtlinge sind?

Der Roman „Die Dorfschullehrerin“ der bis 2005 als Rechtsanwältin tätigen Autorin Eva Völler schildert viele Details der damaligen Lage Deutschlands nach dem Krieg. Des Weiteren werden auch gegenseitige Ressentiments geschildert, die seinerzeit von den jeweiligen Teilen Deutschlands herrschten. Es ist eine interessante und fesselnde Lektüre.A. Selke

Eva Völler: „Die Dorfschullehrerin. Was die Hoffnung verspricht“, Lübbe Verlag, Köln 2022, Taschenbuch, 448 Seiten, 14,99 Euro





Langweiliger Thriller

Wer einen typischen Follett erwartet, der seine Leser über hunderte Seiten in den Bann zieht, wird von seinem letzten Werk „Never“ enttäuscht sein.

In diesem geht es darum, dass ein Zwischenfall in der Sahara, bei dem Geheimdienste der USA und Frankreichs einem Drogenkartell das Handwerk legen, sich zu einem Konflikt zwischen den USA und China ausweitet, der schließlich in einen Atomkrieg mündet. Eine US-Präsidentin – gemäßigte Republikanerin – sieht sich mit einem immer aggressiver agierenden China konfrontiert, da der ebenfalls gemäßigte chinesische Führer von kommunistischen Falken getrieben wird. Europa und Russland spielen in diesem Konstrukt überhaupt keine Rolle.

Follett geht es darum zu zeigen, dass wie beim Ersten Weltkrieg, den niemand gewollt habe, es auch heute zu einer solchen Situation kommen kann. In dieser Hinsicht ist das Buch brandaktuell. Allerdings wirken die Handelsstränge äußerst konstruiert, dem Thriller fehlt der Thrill.MRK

Ken Follett: „Never. Die letzte Entscheidung. Thriller“, Lübbe Verlag, Köln 2021, gebunden, 877 Seiten, 32 Euro