Solange die Russen mit Schnaps versorgt sind, bleiben sie gelassen und der Staat kann ihnen alles Mögliche zumuten. Doch sollte ihnen der Hochprozentige ausgehen, könnten sie ungemütlich werden, so lautet ein gängiges Stereotyp.
Und nun scheint die Katastrophe eingetreten zu sein. Wegen der Sanktionen des Westens infolge des russisch-ukrainischen Kriegs konnte Russland im ersten Halbjahr dieses Jahres weniger hochprozentigen Alkohol importieren. Die Einfuhr sank insgesamt um 35 Prozent auf 35,65 Millionen Liter, und bei Whiskey ging er sogar um 50 Prozent zurück. 11,8 Millionen Liter flossen noch nach Russland. Der Import von Cognac und Brandy sank um 11,3 Prozent, der von Likör um 36,6 Prozent. Diese Zahlen veröffentlichte eine Online-Agentur. Eine offizielle Statistik des Außenhandelsvolumens wird seit dem Frühjahr in Russland nicht mehr veröffentlicht.
Russische Branchenvertreter prognostizieren, dass in den Läden vor allem mittelpreisige Spirituosen rar werden könnten. Die bislang international agierenden Importeure könnten dazu übergehen, mehr Rum zu beschaffen, der aus befreundeten Staaten Lateinamerikas nach Russland geliefert wird. Zusätzlich sei geplant, die heimische Produktion hochzufahren. Bis zum Herbst wollen russische Produzenten eigene Marken mit original englisch klingenden Bezeichnungen auf den Markt bringen.