20.04.2024

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Folge 31-22 vom 05. August 2022 / Geschäftsklima-index / Deutschland an der Schwelle zur Rezession / Das Münchner Ifo-Institut konstatiert düstere Zukunftserwartungen in allen Branchen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-22 vom 05. August 2022

Geschäftsklima-index
Deutschland an der Schwelle zur Rezession
Das Münchner Ifo-Institut konstatiert düstere Zukunftserwartungen in allen Branchen
Peter Entinger

Mit dem Ende der Corona-Maßnahmen sollte für die deutsche Wirtschaft alles besser werden. Doch dann kam der Ukrainekrieg, und die Stimmung ist schlecht wie seit dem Frühjahr 2020 nicht mehr, als der erste flächendeckende Lockdown das Land lahmlegte. Clemens Fuest, Präsident des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, das einen monatlichen „Geschäftsklima-Index“ herausgibt, redete bei der Präsentation der neuesten Zahlen in der vergangenen Woche auch nicht lange um den heißen Brei herum:  „Hohe Energiepreise und drohende Gasknappheit belasten die Konjunktur. Deutschland steht an der Schwelle zur Rezession.“

Das Ifo-Geschäftsklima basiert auf zirka 9000 monatlichen Meldungen von Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, des Dienstleistungssektors, des Handels und des Bauhauptgewerbes. Die Unternehmen werden gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate mitzuteilen.  

Sorgenkind Baubranche

Der Index fiel im Juli auf 88,6 Zähler von 92,2 Punkten im Vormonat. Das ist aufgrund der saisonalen Lage eher ungewöhnlich. „Wir haben quer durch alle Bereiche der Wirtschaft einen sehr starken Pessimismus, was die nächsten sechs Monate angeht“, sagte Fuest. Vor allem im verarbeitenden Gewerbe ist der Index stark gefallen. Der Pessimismus hat laut Index den höchsten Stand seit April 2020 erreicht. Und diese Einschätzung zieht sich nahezu durch alle Industriebranchen. Ihre aktuelle Lage bewerteten die Unternehmen ebenfalls schlechter. Die Neuaufträge waren erstmals seit zwei Jahren leicht rückläufig. Im Handel ist der Indikator abermals deutlich gesunken. Die Erwartungen der Händler sind mit Blick auf die aktuellen Zahlen enttäuscht worden, und die Sorgenfalten im Hinblick auf die kommenden Monate immer tiefer. „Es gibt gegenwärtig keine Einzelhandelssparte, die optimistisch in die Zukunft schaut“, schreibt das Ifo-Institut. 

Besonderes Sorgenkind ist derzeit die Baubranche. Eigentlich sollte sie vor allem von den milliardenschweren Investitionsprogrammen profitieren. Doch Lieferengpässe und eine um sich greifende Materialknappheit sorgen bereits jetzt für Stornierungen. Nach einer kurzen Erholung im Vormonat hat sich daher die Stimmung wieder merklich verschlechtert. 

Die Aussichten für das kommende halbe Jahr sind von großem Pessimismus geprägt. Dass der aktuelle Index nicht noch schlechter ausgefallen ist, liegt nach wie vor am Dienstleistungssektor.  Der Indikator liegt weiterhin auf hohem Niveau. Doch hat sich das Geschäftsklima auch dort erheblich verschlechtert. „Nach zuletzt großem Optimismus drehte sich die Stimmung auch im Tourismussektor und dem Gastgewerbe“, heißt es in dem Index-Bericht. Dabei  spielen Befürchtungen wegen möglicher neuer Corona-Einschränkungen im Herbst eine Rolle.