27.04.2024

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Folge 31-22 vom 05. August 2022 / Null Kunstgenuss

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-22 vom 05. August 2022

Null Kunstgenuss
Harald Tews

Ob Sexismus-Vorwürfe bei den Bayreuther Festspielen, Kolonialismus-Streit im Berliner Humboldt-Forum, Russland-Bashing bei den Salzburger Festspielen oder andauernde Antisemitismus-Anklagen bei der Kasseler Kunstausstellung documenta – fast scheint es, als würde dem Besucher immer öfter der unbeschwerte Kunstgenuss vermiest. Die neue „woke“-Bewegung, die hypersensibel jeden vermeintlichen kulturell-ideologischen Fehltritt aufspürt, hat die Kunstwelt inzwischen voll unter ihre Kontrolle gebracht.

Im Fall der documenta hat die „aufgeklärte“ Linke indes ein Eigentor geschossen. Hier hat die BDS-Kampagne, die für Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen gegen Israel eintritt, es soweit getrieben, dass die Kunstausstellung kurz vorm Abbruch steht. Man hat Aktivisten, die mit dieser Bewegung zumindest sympathisieren, dazu gebracht, diese Ausstellung zu kuratieren. Die Folge waren Kunstobjekte mit antisemitischen Motiven, die einen Dominoeffekt auslösten: Kurz nach Ausstellungsbeginn musste ein monumentales Gemälde abgehängt werden (die PAZ berichtete), die Generaldirektorin Sabine Schormann trat zurück und wurde durch den Kulturmanager Alexander Farenholtz ersetzt. Kurz danach tauchten weitere Ausstellungsobjekte mit antisemitischem Hintergrund auf, und weiteren Hinweisen auf eine „antisemitische Bildsprache“ soll jetzt ein wissenschaftliches Beratergremium nachgehen, welches das Unvermeidbare verhindern soll: den Abbruch der documenta.

Dabei stinkt der Fisch von ganz oben. Von jüdischer Seite kam bereits die Rücktrittsforderung an Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Sie hat die Kunstausstellung auch mit ihrer Weigerung, sich klar von der BDS-Bewegung zu distanzieren, sehenden Auges in den Abgrund schlittern lassen.