25.04.2024

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Folge 31-22 vom 05. August 2022 / Kulturtagung / Traditionen als Trend? / Brauchtum und Traditionen der Deutschen aus dem östlichen Europa im Fokus der Kulturtage des BdV Hessen in Wiesbaden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-22 vom 05. August 2022

Kulturtagung
Traditionen als Trend?
Brauchtum und Traditionen der Deutschen aus dem östlichen Europa im Fokus der Kulturtage des BdV Hessen in Wiesbaden

Bei der diesjährigen Kulturtagung des BdV-Landesverbandes Hessen Mitte Juli in Wiesbaden-Naurod drehte sich thematisch alles um Traditionen und Bräuche der Deutschen aus dem östlichen Europa und den ehemaligen Staaten der Sowjetunion.

Zwei Impulsvorträge sowie eine Autorenlesung führten wissenschaftlich und literarisch in die angebotenen Arbeitsgruppen ein, in denen sich die Teilnehmer aller Altersklassen generationenübergreifend mit dem eigenen Traditionsverständnis und dem anderer kreativ auseinandersetzen konnten.

Nach der Eröffnung und Begrüßung der Teilnehmer und Gäste – darunter der hessische BdV-Landesvorsitzende Siegbert Ortmann –, durch die BdV-Landeskulturbeauftrage Rose-Lore Scholz, sprach der Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Unterausschusses im Hessischen Landtag für Heimatvertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge und Wiedergutmachung (UHW), Andreas Hofmeister, ein Grußwort. Er sei dankbar, dass der BdV nach einer coronabedingten Pause seine Kulturtage wieder aufleben lasse. 

Agnes Maria Brügging-Lazar, Kulturreferentin in der BdV-Landesgeschäftsstelle, stellte die Arbeit des BdV-Kulturreferates vor, die europäisch und generationenübergreifend ausgerichtet sei. In ihrer Präsentation wurde die Veranstaltungsvielfalt sichtbar, die von Ausstellungen, Vorträgen und Tagungen bis hin zur Inventarisierung von Heimatsammlungen reicht. Zu den umfangreichen digitalen Projekten gehört insbesondere der YouTube-Kanal des BdV-Landesverbandes CULTURE TO GO mit derzeit 80 Beiträgen.

Ergänzend hierzu gab Carlos Mühlhaus einen Einblick in die Arbeit der Podcast-Redaktion. Beim Interview-Podcast zur europäischen Zeitgeschichte geht es um Themen wie Flucht, Vertreibung und Aussiedlung, aber auch um das deutsche Kulturerbe im östlichen Europa. Im Mittelpunkt stehen Gespräche mit Zeitzeugen, deren Enkeln oder mit Experten auf dem Gebiet.

In wissenschaftlichen Vorträgen erhielten die Teilnehmer wichtige Impulse für die Arbeit in den Arbeitsgruppen am nächsten Tag. Die in Budapest geborene Ungarndeutsche Csilla Schill, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Volkskunde der Deutschen im östlichen Europa (Freiburg), gab in ihrem Vortrag „Zwischen Traditionspflege und Ethno-Business. Feste und Bräuche seit der Wende in Ungarn“ einen Überblick über die Pflege deutscher Traditionen in Ungarn. Feste, Bräuche und Traditionen seien wichtige Marker für die Aktivität und Vitalität einer ethnisch definierten Minderheitengruppe, so Schill. Dies gelte auch in Siedlungsgebieten der Nachfahren deutscher Einwanderer, wo man in Dörfern mit größerem deutschem Bewohneranteil die eigene „donauschwäbische Kultur“ heute wiederentdecke und sich verstärkt darauf rückbesinne.

Im Vortrag „Tradition, Ritual und Politik. Eine besondere Beziehung in besonderen Situationen“ sprach die gebürtige Südtirolerin und in Wien lehrende Ethnologin und Expertin für die Themen Heimat, Brauchtum und Tracht, Elsbeth Wallnöfer, über die Instrumentalisierung von Brauchtum für politische Zwecke am Beispiel der Wyschywanka, einem traditionellen, mit Stickereien versehenen Kleidungsstück, das vor allem in der 

Ukraine getragen wird. 

Der Abend endete mit der Lesung des rumäniendeutschen Autors und Dramatikers Thomas Perle aus seinem 2018 erschienenen Buch „wir gingen weil alle gingen“. 

Die Theaterwerkstatt „Zwischen Generationen und Traditionen. Theaterspiel als Brücke“ wurde geleitet von der hessischen BdV-Jugendreferentin, Autorin mit russlanddeutschen und finnischen Wurzeln, Katharina Martin-Virolainen. Die Teilnehmer ihrer Arbeitsgruppe setzten sich mit der Frage auseinander, wie sich persönliche Schicksale von Flucht und Vertreibung deutscher Minderheiten aus dem östlichen Europa szenisch umsetzen lassen.

Die zweite Werkgruppe „Tradition hinterfragen – Tradition neu schreiben“ wurde von Thomas Perle geleitet. Ausgehend vom Weihnachtsfest tauschten sich die Teilnehmer in Gesprächsgruppen über Traditionen und Bräuche aus. Die eigenen familiären Erfahrungen dienten schließlich für die Verschriftlichung einer ganz eigenen Geschichte.PM