29.03.2024

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Folge 32-22 vom 12. August 2022 / Medien / Der Relotius-Skandal kommt in die Kinos / „Tausend Zeilen“: Erfolgsregisseur Herbig hat den Fall des „Spiegel“-Lügenreportes zu einer Komödie verarbeitet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-22 vom 12. August 2022

Medien
Der Relotius-Skandal kommt in die Kinos
„Tausend Zeilen“: Erfolgsregisseur Herbig hat den Fall des „Spiegel“-Lügenreportes zu einer Komödie verarbeitet
Frank Bücker

Am 29. September soll der neueste Film von Michael „Bully“ Herbig in die deutschen Kinos kommen. Es geht um den früheren „Spiegel“-Starjournalisten Claas Relotius, der sich als politisch korrekter Märchenerzähler entpuppte. Der Streifen basiert auf dem Buch („Tausend Zeilen Lüge – Das System Relotius und der deutsche Journalismus“) von Juan Moreno. 

Der Titel des Films, „Tausend Zeilen“, lehnt sich daran an, wenn auch der „Spiegel“ nun „Chronik“ heißt und Relotius zu Lars Bogenius sowie Moreno zu Juan Romero mutiert. Bogenius alias Relotius wird von Jonas Nay gespielt, der bislang vornehmlich in TV-Produktionen wirkte. Den Romero alias Moreno verkörpert Elyas M’Barek – bekannt durch die Komödie „Fack ju Göhte“. 

Herbig zweideutig: „Ähnlichkeiten mit unwahren Ereignissen könnten zufällig zutreffen. Die Fakten werden aber mit Sicherheit verdreht, damit’s am Ende stimmt!“ Der Regisseur hatte sich mit Hermann Florin einen erfahrenen und erfolgreichen Drehbuchautor gesichert. Dessen letzter Film, „Der Junge muss an die frische Luft“, war jedenfalls ein Erfolg. Florin verspricht, dass der Stoff „viel über unsere politische und mediale Realität erzählt“. Damit ist die Brisanz des Streifens erklärt, denn die Glaubwürdigkeit der Mainstream-Medien in Deutschland nimmt immer weiter ab. Sollte ein Millionenpublikum „Tausend Zeilen“ anschauen, dürften dies das Misstrauen weiter beflügeln. 

Mit geballter Faust in der Tasche

Gedreht wurde vom 29. Oktober bis zum 1. Dezember 2019 in München, Berlin, Hamburg und Spanien. Da die Arbeit sehr konzentriert ablief, konnte der Film in nur gut vier Wochen fertiggestellt werden. Die Filmmusik steuerte Ralf Wengenmayr bei, der für Herbig-Filme schon gelegentlich tätig war. Die Produktionsfirma UFA Fiction in Potsdam hatte im Frühjahr 2019 die Rechte an Morenos Buch erworben. Sebastian Werninger, Geschäftsführer und Produzent bei UFA Fiction, schwärmt: „Eine bessere Geschichte kann man für die große Leinwand kaum finden.“ 

Herbig hat schon in der Vergangenheit gezeigt, dass er sich nicht scheut, heikle Themen als Regisseur oder Schauspieler ins Bild zu setzen. „Ballon“ (2018), „Hotel Lux“ (2011) und Helmut Dietls letzter Film „Zettl“ haben das unter Beweis gestellt. Seit einigen Tagen sind zwei Trailer von „Tausend Zeilen“ im Internet abrufbar, sodass sich potentielle Kinogänger ein erstes Bild machen können. 

Ob das Ganze verniedlichend eine „Mediensatire“ oder eine moderne Hochstaplergeschichte ist oder besser doch als Drama beziehungsweise Tragödie bezeichnet werden sollte, mag dahingestellt sein. „Tausend Zeichen“ zu ignorieren oder niederzuschreiben können sich die führenden Blätter angesichts des noch frisch in Erinnerung befindlichen Themas nicht leisten. Also wird gelobt und geworben – mutmaßlich mit geballter Faust in der Hosentasche.