20.04.2024

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Folge 32-22 vom 12. August 2022 / Allenstein / Endhaltestelle Hohes Tor / Im Zentrum der Stadt entsteht ein Verkehrsknotenpunkt – Kein Geld für Ausgrabungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-22 vom 12. August 2022

Allenstein
Endhaltestelle Hohes Tor
Im Zentrum der Stadt entsteht ein Verkehrsknotenpunkt – Kein Geld für Ausgrabungen
Dawid Kazanski

Mit Sommerbeginn gingen die Arbeiten zur Verlängerung der Straßenbahnlinie im Zentrum Allensteins los. Neben einer Endhaltestelle entstehen Bahnsteige und ein Knotenpunkt vor dem Hohen Tor. Zu den Arbeiten gehört auch die Sanierung der Infrastruktur, einschließlich der unterirdischen Anlagen in diesem Gebiet. Auf dem Platz vor dem Hohen Tor fanden Arbeiten des Allensteiner Wasser- und Abwasserunternehmens statt. Das Unternehmen verlegte eine Hauptversorgungsleitung mit einem Durchmesser von etwa einem halben Meter. Inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, dass sich die scheinbar einfache Aufgabe als schwieriger gestaltet denn ursprünglich angenommen. 

Alte Wasserleitungen entdeckt

Es hat sich nämlich herausgestellt, dass es auf dem Gelände nicht inventarisierte Netze von Wasserleitungen gibt, sodass es unmöglich ist, die Hauptversorgungsleitung an dem vorgesehenen Ort zu verlegen. Die Sprecherin des Wasser- und Abwasserunternehmens, Anita Chudzinska, betonte, dass sich die Bauarbeiten auf dem Platz vor dem Hohen Tor um mindestens zwei Monate verlängern werden. Die Probleme mit der Erneuerung der Wasserleitung beeinträchtigen jedoch nicht die Arbeiten an der Straßenbahn, und die Baufirma, die die Endhaltestelle und den Umsteigeknoten bauen soll, wird bald im Stadtzentrum eintreffen. Diese beiden Bauvorhaben werden parallel laufen. Gleichzeitig versuchen die städtischen Behörden, Mittel für die Freilegung des vor Jahren entdeckten Barbakans vor dem Hohen Tor aufzubringen.

„Es ist uns sehr wichtig, dass anlässlich des Umbaus des Platzes, auf dem sich die Straßenbahnendhaltestelle befinden wird, ein Projekt zur Weiteraufdeckung der Verteidigungswerke durchgeführt wird. Das ist ein perfektes Zeitfenster, denn jetzt ist das gesamte Gebiet gesperrt, sodass ein Unternehmen, das diese Arbeiten durchführen könnte, keine zusätzlichen Hindernisse in Kauf nehmen müsste“, sagte Marta Bartoszewicz, Sprecherin des Allenstein Stadtamtes: „Trotz unserer Bemühungen war es uns leider nicht möglich, eine externe Finanzierung für diesen Zweck zu erhalten, und deshalb wollen wir nach den Ferien die Stadträte nach der Möglichkeit fragen, diese Aufgabe aus eigenen Mitteln zu erfüllen. Wenn der Vorschlag angenommen wird, kann man die Arbeiten im Herbst ausschreiben.“ 

Die Überreste der Verteidigungsbastei kamen während des Baus der Straßenbahnlinie zum Vorschein. Die ersten Fragmente der mittelalterlichen Stadtmauer wurden bei der Neugestaltung des „Platzes der slawischen Einheit“ im Jahr 2012 enthüllt. Das ist eine der wichtigsten archäologischen Entdeckungen in der Geschichte Allensteins. Schon allein deshalb, weil die Festungsanlagen zu der Zeit gebaut wurden, als Nicolaus Copernicus in der Allensteiner Burg lebte. 

Gefunden wurden im Jahr 2012 nicht nur die Befestigungsanlagen, sondern auch Münzen, Tonwaren sowie Kanonen- und Keramikkugeln, mit denen die Infanterie beschossen wurde. Ein Jahr später wurden weitere Überreste freigelegt, diesmal von Befestigungsanlagen, die den Eingang zur Stadt verteidigten. Archäologen entdeckten einen Teil der Barbakane oder des Tors mit Zugbrücke. Die Ausgrabung wurde eingezäunt. 

Ausgrabungen droht der Verfall

Ringsherum wurden Tafeln angebracht, die über die Gestalt der mittelalterlichen Stadt informierten. Später verfielen die archäologischen Funde. Die Stadteinwohner gewöhnten sich an den Anblick, und die Touristen schauten in das Ausgrabungsloch mit dem Gedanken, dass Renovierungsarbeiten im Gange seien. Im Herbst 2015 wurde eine provisorische Dämmschicht aus Kalk-Zement-Mörtel aufgebracht, Anfang 2021 entschied das Rathaus, dass das enthüllte Verteidigungswerk geschützt und zugeschüttet werden sollte. 

Im städtischen Haushalt wurde bislang kein Geld für die Freilegung und Sanierung des Geländes gefunden. Die geplante Verschüttung der Ausgrabungen stellt eine vorläufige Maßnahme dar, um die Ausgrabungsstelle vor widrigen Witterungsbedingungen zu schützen. Es sei daran erinnert, dass der Denkmalschutzbeauftragte bei der Entdeckung der Barbakane den Bau eines Bahnsteigs an dieser Stelle ablehnte, weil dadurch die Überreste unter der Erde beschädigt werden könnten. Es wurde nur ein Gleis gebaut, sodass längere Pausen und ein gegenseitiges Vorbeifahren der Straßenbahnen nicht möglich waren. 

Nun ist die nächste Phase der Bauarbeiten angelaufen. Auf dem Platz werden zwei Straßenbahngleise entstehen, die an das bereits verlängerte Gleis in der Zeppelin-Straße anschließen. Die Abzweigung wird hinter dem Fußgängerübergang zwischen dem Kaufhaus und dem Hohen Tor erfolgen.