Aktuell steigen die Preise für Energie unaufhaltsam an. Nicht nur in Deutschland, sondern auch im Rest von Europa, ja sogar weltweit. Anfang Juli wurde bekannt, dass sich der Gaspreis innerhalb von zwölf Monaten um 159 Prozent verteuert hat. Wenn bei Strom, Gas und Öl die Preise steigen, erhöhen sich in der Folge die Produktions- und Transportkosten. Die zwei Faktoren haben zwangsläufig unmittelbar Auswirkungen auf die Preise von Produkten. Brot und Butter, Fleisch, Obst und Gemüse sind davon betroffen. Aber auch Futtermittel für Haustiere.
Nahrung für Hunde und Katzen wird mit hohem Energie-Aufwand hergestellt. Dazu kommt die Verpackung, die ebenfalls gefertigt und transportiert werden muss. Deshalb ist das Futter für Mieze und Schnuffi mit Lebensmittel-Konserven vergleichbar, die aktuell ebenfalls eine enorme Preissteigerung erleben. Haustierhalter müssen deshalb nicht nur für die eigene Versorgung tiefer in die Tasche greifen, sondern auch für die Verpflegung ihrer Lieblinge. Das ist eine Herausforderung, die längst nicht alle Tierbesitzer auf Dauer meistern können. Ein Ende der aktuellen Preiseskalation ist zurzeit nicht absehbar. Und es kann durchaus schlimmer kommen.
Noch haben wir eine Energiepreiskrise und keine Energiekrise. Die liegt erst dann vor, wenn Gas, Erdöl und Strom tatsächlich nicht mehr ausreichen, um den Bedarf der Welt zu decken. Sollte das Gas in den nächsten Monaten aufgrund von Lieferengpässen und leeren Lagern knapp werden, steht die Futtermittelindustrie vor einem immens großen Problem. Nach Angaben des Industrieverbands Heimtierbedarf haben viele Hersteller in den vergangenen Jahren ihre Produktion auf die Nutzung von Gas umgestellt. Sollte ein Lieferstopp beim Gas Realität werden, würden demzufolge 75 Prozent der Betriebe ihre Produktion nicht aufrechterhalten können. Das Futter, das derzeit auf Lager liegt, soll dann angeblich nur für einen Monat bis maximal drei Monate ausreichen.
Tierarztkosten werden erhöht
Gibt es eine Futter-Alternative für Hunde- und Katzenbesitzer? Früher sind Reis und Kartoffeln, Nudeln, Möhren und anderes Gemüse im Napf von Bello und Kitti gelandet. Je nachdem, was bei Herrchen und Frauchen so auf dem Teller lag und später übrig war. Davon raten Futtermittelproduzenten und Tierärzte heute dringend ab. Die Gefahr, dass der vierbeinige Liebling davon krank würde, sei groß. Zum Wissen, das vor 50 Jahren noch nicht überall verbreitet war, gehört zum Beispiel: Stark gewürzte Speisen, Schokolade und andere Lebensmittel sind für Hunde und Katzen in der Tat eine gesundheitliche Gefahr.
Neben den gestiegenen Kosten für Futtermittel gibt es für Tierhalter weitere Faktoren, welche die Unterhaltung der Vierbeiner verteuern. So steigen die Preise für Zubehör wie Sicherheitsgeschirr oder Trageboxen, ferner den Hundefrisör, den Hundebetreuer, die Katzenpension, Trainer und Ausbilder – es gibt zahlreiche Dienstleistungen rund um das Haustier, die in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erlebt haben. Vom Geschäft mit dem Haustier leben aktuell viele Menschen sehr gut. Auf das eine oder andere Angebot kann der Tierbesitzer verzichten. Anders sieht es beim Tierarzt aus.
Ein besonders wichtiger Dienstleistungsbereich wird für Tierhalter ab Oktober einen weiteren Kostenfaktor darstellen, der das Portemonnaie vermehrt belasten wird: Die Tierarztkosten werden sich ab dem Herbst deutlich erhöhen. Schuld ist die Neufassung der Tierärztegebührenordnung, die regelt, welche Leistungen zu welchem Preis abgerechnet werden dürfen.
Manche Positionen erhöhen sich um bis zu 50 Prozent. Statt neun Euro für die allgemeine Untersuchung einer Katze beziehungsweise 13 Euro für die allgemeine Untersuchung eines Hundes werden ab Oktober rund 23 Euro fällig. Der Preis für Impfungen wird sich in etwa verdoppeln, der für Röntgenaufnahmen rund die Hälfte teurer werden.
Doch jeder Tierarztbesuch ist individuell. Die Kosten setzen sich aus den Positionen der Gebührenordnung für Untersuchungen, Anwendungen und dem Einsatz verschiedener Medikamente zusammen. Der Faktor Zeit spielt ebenfalls eine Rolle. Bei der Abrechnung kann der Tierarzt aufgrund eines höheren Zeitaufwands den zwei- oder dreifachen Satz abrechnen.
Das Tierheim ist keine Alternative
Teuer waren die Besuche beim Tierarzt bislang auch ohne eine Anpassung der Preise. Zahlreiche Tierärzte haben die aktuell gültige Gebührenordnung durch die Verwendung des dreifachen Satzes ausgereizt und schon jetzt rund 50 Euro für die allgemeine Untersuchung des Gesundheitszustandes eines Hundes in Rechnung gestellt. In Zukunft können sie noch weitaus höhere Preise von ihren Kunden verlangen.
Besonders ältere Menschen mit kleiner Rente und sozial Schwache werden mit den steigenden Preisen im Bereich der Tierversorgung ein großes Problem bekommen. Der letzte Ausweg wird für viele Halter der Gang zum Tierheim sein, weil sie ihre Lieblinge nicht mehr versorgen können. Die Tierheime arbeiten aber schon jetzt an der Belastungsgrenze. Die Abgabe-Welle der Tiere, die in der Corona-Zeit angeschafft wurden, ebbt noch nicht ab.
Zudem haben auch die Heime unter den Folgen der Energiepreiskrise zu leiden. Zum einen müssen sie höhere Kosten für Futter und Tierarzt aufbringen. Zum anderen fließen die Spendengelder nicht mehr so reichlich, da die Gönner selbst den Gürtel enger schnallen müssen.
Die letzte Änderung der Tierarztgebührenordnung erfolgte im Jahr 1999 und ist damit mehr als 20 Jahre her. Die Aktualisierung der Preise ist deshalb ein durchaus verständlicher Wunsch. Die Maßnahme zielt unter anderem darauf ab, den Beruf des Tierarztes attraktiver zu machen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Gebührenanpassung für Hunde- und Katzenbesitzer jedoch eine finanzielle Katastrophe. Für viele Tierbesitzer wird der Vierbeiner in absehbarer Zeit zum Luxus, der kaum noch finanziert werden kann.