11.05.2024

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Folge 32-22 vom 12. August 2022 / Haustier II / Tierliebe allein reicht nicht / Hunde sind oft arm dran – Hundetrainer Steve Lautz erklärt, wie wir unsere vierbeinigen Freunde besser verstehen lernen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-22 vom 12. August 2022

Haustier II
Tierliebe allein reicht nicht
Hunde sind oft arm dran – Hundetrainer Steve Lautz erklärt, wie wir unsere vierbeinigen Freunde besser verstehen lernen

Dass das Problem in der Beziehung zwischen Mensch und Hund häufig am anderen Ende der Leine liegt, weiß man spätestens aus den TV-Sendungen des bekannten „Hundeprofis“ Martin Rütter. Ähnlich wie Kinder durchschauen Hunde genau, wenn es uns an Souveränität und Gelassenheit mangelt. Wie schafft man es, sein Haustier ohne Macht und Dominanz, aber auch ohne sich tyrannisieren zu lassen, zu einem folgsamen Freund zu machen? Diese Frage beantwortet der Hundetrainer Steve Lautz als Co-Autor in dem jüngst erschienenen Ratgeber „Mensch, Hund!“. In dem lehrreichen Buch erfahren Hundebesitzer viel über das eigene Tier, wobei man auf humorvolle Weise auch einiges über sich selbst erfahren kann. PAZ-Autorin Silvia Friedrich befragte Lautz nach der wechselvollen Beziehung Mensch/Hund.

An wen richtet sich das Buch „Mensch, Hund!“?

An Hundetrainer und Hundehalter, welche mehr über die Beziehung zwischen Menschen und Hund lernen wollen. 

Im Buch geht es um das Zürcher Ressourcenmodell, kurz ZRM. Worum handelt es sich dabei?

Es ist eine super Möglichkeit, mit Menschen an ihren doch ganz eigenen und individuellen Problemchen zu arbeiten. Eine Möglichkeit, bei der das klassische Hundetraining einfach nicht ausreicht. 

Ihre Schule hat im Namen den populären Tierpsychologen aus dem TV. Was hat es damit auf sich?

Wir haben vor knapp zehn Jahren die Ausbildung bei Martin Rütter gestartet und leiten seit über sieben Jahren eine Hundeschule unter seinem Namen in der Schweiz. Es war die erste Martin-Rütter-Hundeschule, die in der Schweiz geöffnet hat. Unser Team ist mittlerweile 13 Frau/Mann stark.

Trainieren Sie immer gemeinsam mit den Besitzern?

Ja, wir trainieren ausschließlich mit den Besitzern. Es heißt ja „Die Hundeschulen für Menschen“. Letzten Endes muss der Hundehalter ja lernen, wie er mit den Herausforderungen seines Vierbeiners umgehen kann. 

Gibt es Klienten, die Sie ablehnen, sowohl von den Haltern her oder den Charakteren der Tiere?

Wir hatten in den über sieben Jahren erst einen Kunden, bei welchem wir das Training eingestellt haben. Der Kunde erzählte uns im ersten Training, er nutze ein Stromhalsband. Das Training fand bei mir statt, ich sagte ihm, Voraussetzung für das weitere Training wäre, er bringt mir zur zweiten Stunde das Stromhalsband mit, damit wir es vor Ort vernichten können. Das hat der Kunde nicht getan und wollte es auch nicht. Darauf haben wir das Training eingestellt. Es tut uns natürlich ex­trem um den Hund leid, aber so etwas können wir nicht unterstützen. 

Trainieren Sie auch sogenannte Qualzüchtungen wie Möpse und French Bulldogs Falls, und wenn ja, wie gehen Sie mit deren „Behinderungen“ um?

Natürlich sind bei uns auch Halter solcher Rassen herzlich willkommen. Nicht jeder unterstützt diese Qualzuchten, der einen solchen Hund hat, viele haben auch solche Rassen aus dem Tierschutz und geben dem Hund eine zweite Chance. Aber selbstverständlich klären wir die Halter über diese Situation und die Problematiken auf. 

Machen Sie Einzelcoachings oder wird immer mit einer (Hunde-)Gruppe trainiert?

Wir bieten Einzeltrainings, Kurse und Seminare an. Darüber hinaus auch für unsere bestehenden Kunden Urlaub mit Hund oder große geführte Wanderungen. 

Haben Sie Haltern schon einmal empfohlen, ihre Tiere abzugeben?

Ja, leider mussten wir auch schon diesen schweren Schritt gehen. 

Was sind aus Ihrer Sicht die schlimmsten Halter und Halter-Fehler?

Das sind Aussagen wie „der will nur spielen“ und „jaja, der bellt immer so, er muss ihrem Hund an der Leine erst einmal ,Hallo‘ sagen“. Diese beiden stehen mit Abstand auf Platz 1 und 2.

Stimmt es, dass Hund und Halter sich im Laufe der Jahre (nicht nur optisch) annähern oder ist das nur eine Mär?

Dies stimmt. Man stimmt sich ja mit der Zeit aufeinander ein. 

Welche drei Wünsche haben Sie in Bezug auf Tierhaltung am Beispiel Mensch-Hund und generell?

Erstens: Frühzeitig eine gute Hundeschule aufsuchen, zweitens: vor der Anschaffung den eventuellen Zeitaufwand im Auge haben, und drittens: Spaß mit und an seinem Vierbeiner haben.