24.04.2024

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Folge 33-22 vom 19. August 2022 / Moldawien / Sorge um Waldbestände / Vizepremier Andrei Spinu setzt auf Heizöl und Brennholz – Umweltexperten befürchten Holzdiebstahl

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-22 vom 19. August 2022

Moldawien
Sorge um Waldbestände
Vizepremier Andrei Spinu setzt auf Heizöl und Brennholz – Umweltexperten befürchten Holzdiebstahl
Manuela Rosenthal-Kappi

Als EU-Beitragskandidat hat sich Moldawien dem Gas-Notfallplan der Gemeinschaft angeschlossen und will 15 Prozent seines Gasverbrauchs einsparen. Diese Selbstverpflichtung stellt eines der ärmsten Länder Europas jedoch vor große Herausforderungen.

Das Land ist stark abhängig von russischen Gaslieferungen. Im Ukrainekonflikt hat sich Kisinau für neutral erklärt und noch am 1. November 2021  einen Gasliefervertrag mit Gazprom über eine Laufzeit von fünf Jahren abgeschlossen, wobei die künftige Liefermenge jeweils zwei Monate vor Ende des Vertragsjahres bestätigt werden muss, aktuell also Ende August.

Andrei Spinu, stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Infrastruktur sowie regionale Entwicklung der Repu-blik Moldau, versprach den Bürgern, dass sie im Winter nicht frieren werden. Er setzt auf die Nutzung von Heizöl und Brennholz als Alternative und hofft auf Unterstützung aus Rumänien und der 

Ukraine. Doch auch die Einfuhr von Holz trägt zur Verteuerung von Wärme und Strom aufgrund der hohen Dieselpreise bei. Bei einem Dieselpreis von zwei Euro pro Liter sei ein Holztransport bereits bei einer Strecke von 300 Kilometern Gold wert, kritisierte Viktor Schelin, Vorsitzender der moldawischen Sozialdemokraten. Spinu habe erklärt, dass der Netzbetreiber Moldelectrica auf Heizöl statt Gas umsteigen könne. Das hält der Sozialdemokrat allerdings für unrealistisch, da für den Winter 250.000 Tonnen Heizöl benötigt würden, aber nur für 40.000 Tonnen Lager zur Verfügung stünden. Auch der Transport bereite Probleme. Das Land verfüge einfach nicht über die notwendigen Transportmittel. 

Kapazitäten reichen nicht aus

Das größte Kraftwerk des Landes, die Moldavskaya GRES, liegt ausgerechnet auf transnistrischem Terrain, das von Moskau kontrolliert wird. In Kisinau geht man jedoch nicht davon aus, dass Gazprom die Leitung für Moldawien schließen wird, da Transnistrien davon mitbetroffen wäre.

Moldawiens Forstwirtschaftsunternehmen Moldsilva plant, 20.000 Kubikmeter Hartholz und etwa 10.000 Kubikmeter Weichholz zu liefern, das innerhalb einer festgesetzten Norm abgeholzt werden darf. Laut Experten reicht diese  Kapazität bei Weitem nicht aus. Etwa 680.000 Familien heizen in Moldawien mit Holz oder Kohle, 285.000 mit Erdgas und weitere 165.000 sind an eine Zentralheizung angeschlossen.

Da auch der Preis für Brennholz gestiegen ist und die Energiekrise zur Unzufriedenheit der Bürger führen werde, befürchtet der Präsident des Umweltentwicklungsfonds Ecodava, Dimitri Roibu, dass die Dorfbewohner mit der illegalen Abholzung der Wälder beginnen könnten, was zu einer ökologischen Katastrophe führen würde. Die Republik Moldau verfügt über 13 Prozent Waldfläche im Vergleich zur EU mit 37 Prozent. Schon heute erlebt das Land mit fruchtbaren Schwarzerdeböden  anhaltende Dürren mit Ernteausfällen. Neben fehlenden Niederschlägen sei auch eine Verletzung des Wasserhaushalts ursächlich, erläuterte Ilya Trombistsky, der Vorsitzende der Umweltorganisation ECO-Tiras.