26.04.2024

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Folge 33-22 vom 19. August 2022 / Porträt / Italiens blondes Gift

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-22 vom 19. August 2022

Porträt
Italiens blondes Gift
H. Tews

Vor den Parlamentswahlen in Italien am 25. September stiehlt eine Frau allen anderen – männlichen – Kandidaten die Schau. Nach dem Rücktritt des glücklosen Ministerpräsidenten Mario Draghi wird die 45-jährige Römerin Giorgia Meloni als aussichtsreichste Anwärterin für den Präsidentenposten des Landes gehandelt.

Blond, charmant, charismatisch: Diese Pfunde setzt Meloni im Wahlkampf gekonnt ein, um auf sich aufmerksam zu machen. Mit 23 Prozent liegt sie mit ihrer Partei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) in den Umfragen vorne. Und das ganz zum Entsetzen des Mitte-Links-Lagers. Denn zusammen mit Matteo Salvinis Lega-Partei und Silvio Berlusconis Forza Italia kämen die Fratelli derzeit auf 45 Prozent und könnten somit eine Regierungsallianz aus Mitte-Rechts-Parteien bilden.

Melonis politische Gegner gehen noch weiter: Sie sehen im Falle eines Wahlsieges dieser Allianz eine „rechtsradikale“ oder sogar „postfaschistische“ Apokalypse Italiens voraus. Und das alles, weil Meloni sich selbstbewusst zu konservativen Werten bekennt und andere Prioritäten setzen will. Die Familie steht bei ihr vor der Homo-Ehe, das Christentum vor dem Islam, sichere Grenzen vor Masseneinwanderung und Italien als Nation vor einer Fremdbestimmung durch die EU.

Die im römischen Arbeiterviertel Garbatella aufgewachsene Meloni trat mit 

15 Jahren in eine neofaschistische Jugendorganisation ein. Wie sie in ihrer 2021 erschienenen Autobiographie „Ich bin Giorgia“ andeutet, wollte sie es damit ihrem kommunistischen Vater heimzahlen, der die Familie früh verlassen hatte. Nach einer Sprachenausbildung wurde sie 2008 unter Berlusconi mit 31 Jahren Italiens jüngste Ministerin und leitete drei Jahre lang das Jugend- und Sportministerium.

Aus Unzufriedenheit mit Berlusconi gründete sie 2012 die Fratelli d’Italia, wobei sie bewusst auf die gendergerechte Ergänzung von „sorelle“, „Schwestern“, verzichtete. Was hierzulande ein Problem ist, kümmert in Italien kaum jemand. Im Gegenteil: Auch weil Meloni gegen links-verstaubte Konventionen ankämpft, könnte  sie der kommende Polit-Star werden, der Italien wieder fit macht.