26.04.2024

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Folge 33-22 vom 19. August 2022 / Landschaftsmalerei / „Wilde Kleckserei“ in Fürst Pücklers Räumen / In Cottbus kommt man an Carl Blechen nicht vorbei – Schloss Branitz präsentiert sein Werk jetzt ganz neu

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-22 vom 19. August 2022

Landschaftsmalerei
„Wilde Kleckserei“ in Fürst Pücklers Räumen
In Cottbus kommt man an Carl Blechen nicht vorbei – Schloss Branitz präsentiert sein Werk jetzt ganz neu
Helga Schnehagen

In Cottbus ist der Name Blechen allgegenwärtig. Es gibt die Blechenstraße, den Carl-Blechen-Park, das große Einkaufszentrum in der Karl-Liebknecht-Straße namens Blechen-Carré, die Carl-Blechen-Grundschule, die Carl-Blechen-Gesellschaft e.V. und natürlich die Carl-Blechen-Sammlung. Orte, die an den am 

29. Juli 1798 geborenen berühmten Sohn der Stadt erinnern.

Auf eine derartige Würdigung wartete der Maler zu Lebzeiten vergeblich. Obwohl er es bis zum Professor für Landschaftsmalerei an der Berliner Akademie der Künste brachte, wurde die freie Malweise seiner späten Bilder als „wilde Kleckserei“ geschmäht. Derart verkannt, ließen schwere Depressionen sein Leben kurz vor seinem 42. Geburtstag am 23. Juli 1840 in Berlin tragisch enden.

Heute sieht man in Blechen einen wichtigen Wegbereiter der Moderne. Cottbus begann schon 1913 Werke von Blechen zu sammeln. Ab 1947 wurden mit der musealen Nutzung des Schlosses auch Blechen-Werke in Branitz gezeigt, wo sie bis heute weiter erforscht werden. 

Die Blechen-Sammlung umfasst gegenwärtig 85 Werke aus allen Schaffensphasen des neben Caspar David Friedrich bedeutendsten deutschen Landschaftsmalers des 19. Jahrhunderts. Damit fügt sich die Sammlung perfekt in das Werk des Landschaftsarchitekten Fürst Pückler ein. Beide Cottbuser Aushängeschilder dürften sich zu Lebzeiten jedoch nie begegnet sein. Zum Sammlungsbestand gehören neben den Blechen-Bildern über 400 Kunstwerke von Vorläufern, Zeitgenossen und Schülern Blechens, des Realismus – darunter Adolph von Menzel – sowie aus Impressionismus und Moderne, vertreten durch Karl Liebermann, Käthe Kollwitz, George Grosz, Lovis Corinth, Karl Hagemeister, Walter Leistikow.

Ab sofort sind 50 Blechen-Werke und 70 Werke anderer Künstler aus der Sammlung sowie einiger Leihgeber in den frisch restaurierten drei Räumen, in denen Fürst Pückler um 1850 seine erste Wohnung hatte, und dem Chamois-Zimmer im Obergeschoss des Schlosses zu bewundern. „Das ist die größte Präsentation Blechens weltweit“, so Stefan Körner, Vorstand der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz.

Obwohl nach Körner alle gezeigten Blechen-Bilder Glanzlichter sind, ragen die Ansicht von Heidelberg, der Sandweg und der Vorfrühling besonders heraus. Dazu alle Italien-Bilder. Ende 1828 war Blechen nach Italien gereist, wo er bis November 1829 blieb. Mehr noch als die antiken Monumente begeisterte ihn das südliche Licht. Die Hunderte von Skizzen und Zeichnungen, die er von seiner Reise mitbrachte, dienten ihm zurück in Deutschland als Inspirationsquellen und Motive.

b Schloss Branitz, Robinienweg 5, 03042 Cottbus, geöffnet täglich außer dienstags von 11 bis 18, ab November von 10-17 Uhr. Internet: www.pueckler-museum.de