26.04.2024

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Folge 33-22 vom 19. August 2022 / Georg Leber / Ein Sozi alter Schule

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-22 vom 19. August 2022

Georg Leber
Ein Sozi alter Schule

Georg Leber kam am 7. Oktober 1920 in der hessischen Gemeinde Obertiefenbach zur Welt. Er stammte damit aus einer Zeit, als die Arbeiterführer, die Funktionäre an der Spitze der SPD und der Gewerkschaften noch aus der Arbeiterschaft stammten. Leber war der Sohn eines Maurers und einer Hausfrau. Während des Zweiten Weltkrieges stieg er in der Luftwaffe bis zum Unteroffizier auf. Noch im letzten Kriegsjahr wurde er in Ostpreußen verwundet, sodass er auf zwei Krücken nach Hause kam.

Wieder zurück in der Heimat ergriff er trotz einer vor dem Krieg absolvierten Kaufmannslehre den Beruf des Vaters. 1947 trat er in die entsprechende Branchengewerkschaft IG Bau-Steine-Erden (IG BSE) ein, wurde 1949 hauptamtlicher Gewerkschaftsvertreter und stieg bis 1957 zu deren Bundesvorsitzenden auf. 

1951 trat Leber in die SPD ein, für die er ab 1957 im Bundestag saß. Als seine Partei 1966 erstmals in die Bundesregierung eintrat, wechselte er von der IG-BSE-Spitze an die des Bundesverkehrsministeriums. Als 1969 die sozialliberale an die Stelle der Großen Koalition trat, übernahm er vom Christsozialen Richard Stücklen zusätzlich das Amt des Bundespostministers.

Als 1969 Superminister Karl Schiller sowohl als Finanz- als auch als Wirtschaftsminister zurücktrat, wurde der kommende starke Mann der SPD, der spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt, anfänglich in beiden Funktionen dessen Nachfolger. Dadurch wurde Schmidts bisheriges Amt des Verteidigungsmisters vakant. Im Rahmen des allgemeinen Stühlerückens wurde nun Leber Schmidts Nachfolger, während sein Parteifreund Lauritz Lauritzen seine beiden bisherigen Ministerien übernahm.

Wie seine Verankerung in der Gewerkschaftsbewegung und die Übernahme des Verteidigungsressorts bereits vermuten lassen, war Leber dem rechten Flügel der traditionell internationalistisch ausgerichteten SPD zuzuordnen. Nachdem unrechtmäßige Abhöraktionen des Militärischen Abschirmdienstes bekannt geworden waren, übernahm der bei den Soldaten beliebte „Soldatenvater“ die politische Verantwortung und trat 1978 als Verteidigungsminister zurück.

Im darauffolgenden Jahr übernahm der Ex-Minister das eher repräsentative als politisch bedeutsame Amt eines Stellvertreters des von der Union gestellten Bundespräsidenten. Im Bundestagswahljahr 1983 zog sich Leber aus der aktiven Politik zurück. Vor zehn Jahren, am 21. August 2012, starb der bekennende und aktive Katholik in seiner Wahlheimat Schönau am Bodensee. M.R.