24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 33-22 vom 19. August 2022 / Literatur / Ein Ostpreuße und seine Traute / Arno Surminski spricht über seine 60-jährige Ehe und neue literarische Ausblicke

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-22 vom 19. August 2022

Literatur
Ein Ostpreuße und seine Traute
Arno Surminski spricht über seine 60-jährige Ehe und neue literarische Ausblicke
Peer Schmidt-Walther

Der Name ist ostpreußisches Programm, zumindest seit vor rund 

50 Jahren Arno Suminskis Erstling das Licht der literarischen Welt erblickte: „Jokehnen“ – das Synonym für seinen Geburtsort Jäglack im nördlichen Masuren. Und dort, in einem Gutsdorf mit Schloss und Teich, westlich von Drengfurt, wurde der Jubilar am 20. August 1934 geboren. Aus der dörflichen Idylle, die ihm gut zwölf Jahre beschert blieb, wurde er in die bizarre Zeit des Zweiten Weltkrieges katapultiert. Arno gab trotz schlimmster Widrigkeiten nicht auf und biss sich durch bis nach Schleswig-Holstein.

In Trittau fing quasi sein zweites Leben an, auch wieder in bäuerlicher Umgebung, beschrieben im Folgeroman „Kudenow“. Dieser und „Jokehnen“, zwei literarische Denkmale, die zu weltweiten Erfolgen wurden und bis heute für das Schicksal vieler Millionen Flüchtlinge stehen, die nicht nur aus Ostpreußen kamen, um in Westdeutschland wieder Fuß zu fassen. 

Auf manchmal steinigen Wegen gelang es Surminski, sich wieder aufzurappeln und sich irgendwann eine bürgerliche Existenz als Jurist und Redakteur aufzubauen. Nicht ohne einen „Aussteiger“-Umweg über Kanada gemacht zu haben, wobei seine Erlebnisse Niederschlag fanden in „Fremdes Land“. Bis heute hat der bald 88-Jährige 35 Werke publiziert, die sich überwiegend mit dem Thema „Ostpreußen“ befassen, von dem er nicht mehr loskommt. Auch nicht von seiner Hamburger Frau Traute, die ihn schon seit 60 Jahren begleitet und sein schriftstellerisches Wirken tatkräftig unterstützt, sozusagen als seine Managerin. Der altbekannte Spruch gilt auch hier: „Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau.“

Er schreibt unverdrossen weiter über seine Heimat, die – neben Siegfried Lenz – durch ihn nicht in Vergessenheit gerät. Bei älteren wie auch jüngeren Lesern, denen das herb-schöne Land zwischen Memel und Nogat so im Gedächtnis bleiben wird.


Wodurch ist dieser Impuls zu Schreiben ausgelöst worden?

Durch die Erlebnisse des Krieges.


Welche Intentionen hast Du damit bis heute verfolgt?

Die Wahrheit über das Kriegsgeschehen zu schreiben, und „Nie wieder Krieg!“


Kannst Du mal schildern, wie Du an einen neuen Roman herangehst? 

Die Arbeit an den meisten Romanen beginnt mit dem Ende. Wenn ich von einem Geschehen erfahre, frage ich mich, ob es lohnt, für dieses Ende einen Roman zu schreiben. Auch muss ich etwas von der Umgebung kennen. Einen Roman, der in Hongkong spielt, könnte ich nicht schreiben.


Wie lange braucht ein Romanmanuskript, bis es druckreif ist?

Meistens zwei Jahre. Nur der Wenderoman „Kein schöner Land“ war schon nach einem Jahr fertig.


Deine Frau Traute hält Dir den Rücken frei für ungestörtes Schreiben. Welche Rolle spielt sie für Dich während dieses Prozesses?

Ich freue mich immer, wenn sie ans Telefon geht und mit dem Briefträger spricht. Dann werde ich nicht aus meiner Arbeit gerissen.


Wo und wie habt Ihr Euch kennengelernt? Gibt es ein „Rezept“ für eine gute und langanhaltende Beziehung?

Kennengelernt haben wir uns in der Kirche. Sie spielte in einem Krippenspiel einen Engel, ich den Teufel. Unser Rezept heißt ganz schlicht gegenseitige Zuneigung.


Ihr seid inzwischen so etwas wie eine Großfamilie geworden. Wie sehen Eure Kinder und Enkel den erfolgreichen Vater und Großvater sowie sein Lebenswerk?

In der Familie diskutieren wir nicht über meine Bücher. Nur mit meiner Frau spreche ich über neue Manuskripte, aber nur, wenn sie fast fertig sind.


An welchem Stoff arbeitest Du gerade, wann kann man mit einem weiteren „Surminski“ rechnen?

An einem Roman, in dem die russischen und kanadischen Wälder die Hauptrolle spielen, und an Erzählungen über Ost und West, Liebe und Tod. 2023 ist wieder mit Veröffentlichungen zu rechnen.


Gibt es noch ein Thema, von dem Du träumst?  

Ja, vom Frieden, aber der ist ja noch weit weg.