29.03.2024

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Folge 33-22 vom 19. August 2022 / Hinterpommern / Das Ostseebad Jershöft / Fischerdorf, preußisches Seebad und Künstlerkolonie

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-22 vom 19. August 2022

Hinterpommern
Das Ostseebad Jershöft
Fischerdorf, preußisches Seebad und Künstlerkolonie
Brigitte Stramm

In der Werbung für die Ostseebäder an der Boddenküste Hinterpommerns, die sich wie auf eine Perlenschnur aufgefädelt an der gesamten Küste von Misdroy bis Leba entlangziehen, wurde immer besonders hervorgehoben, dass die Seewinde ungehindert die Küste erreichen und dadurch ganz besonders rein sind, wohltuend und kräftigend wirken. Dazu endlose, breite Strände, gesäumt von Laub- und Nadelwäldern. Schöner kann es nicht sein. Das hat sicher zum Aufschwung vieler Badeorte beigetragen.

1540 tauchte der Name Jershöft, das sich im Besitz der westpommerschen Fürsten befand, erstmals in historischen Urkunden auf. Seine Einwohner lebten vom Fischfang und Bernsteinsammeln. Bis heute ist das Gold der Ostsee an dem hiesigen Strand keine Seltenheit. 

Das Ostseebad Jershöft [Jarosławiec], einst im Kreis Schlawe zwischen Rügenwalde und Stolpmünde gelegen, war ein kleines Fischerdorf, das aber frühzeitig erkannte, dass Fremdenverkehr ein wichtiges Standbein ist. Daher gehörte Jershöft seit 1865 zu einem der ältesten preußischen Ostseebäder. Die Voraussetzungen dafür waren großartig, wenn man Ruhe und Erholung suchte. In einem 1914 herausgegebenen Reiseführer wurden mit blumigen Worten die Vorzüge des Seebades vorgestellt. Strand, Natur pur – eine wildromantische Steilküste, an deren Rand ein bequemer Fußweg entlangführt, von dem man überwältigende Ausblicke auf die Ostsee genießen kann. 

Weiter nach Osten schließt sich eine Wanderdünenlandschaft an, die dem Landschaftsbild immer wieder ein anderes Aussehen verleiht. Laub- und Nadelwälder umgeben den Ort. Nach Osten schließt sich in circa 1000 Meter der Vietzker See an, nach Westen der Vitter See in vier Kilometer Entfernung. 

Der historische Leuchtturm

Das Wahrzeichen des Ortes ist der 33 Meter hohe Leuchtturm, der als Ensemble mit Feuerwehrhaus und Seenotrettungsstation in etwa 400 Meter Entfernung von der Küste errichtet wurde. Vorläufer war ein Leuchtzeichen als Fackel, erstmalig im Jahre 1818 erwähnt. Der jetzige Leuchtturm wurde 1829 begonnen, konnte erst 1838 in Betrieb gehen, wurde 1902 umgebaut. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Turm stark beschädigt und es dauerte mehrere Jahre, bis er wieder instand gesetzt war. 1996 wurde er umfangreich restauriert und für die Öffentlichkeit zugängig gemacht. Von der umlaufenden Galerie des Leuchtturms aus hat man einen wunderbaren Blick hinaus auf die Ostsee oder weit ins Pommernland hin­ein. Mit seinem 42 Kilometer weit reichendem Blinkfeuer ist er einer der lichtstärksten Leuchttürme der Ostseeküste 

Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte das Fischerdorf als Erholungsort an Bedeutung gewonnen. Auch Künstler wie der Maler Karl Schmidt-Rottluff hielten sich hier gerne auf. Von 1919 bis 1931 kam er regelmäßig nach Jershöft. Er hielt die Schönheiten der pommerschen Ostseeküste auf eine expressionistische Art und Weise auf seinen Gemälden fest, wie das Pommersche Landesmuseum anlässlich der Ausstellung „Zwei Männer – ein Meer. Pechstein und Schmidt-Rottluff an der Ostsee“ schrieb. 

Heute gibt es im Ortskern noch einige erhaltene Fischerhäuser, ein sehenswertes Bernsteinmuseum und natürlich den Leuchtturm. Der Gast findet ein vielseitiges Angebot an Kurhotels, Pensionen, Apartments und Restaurants vor. Durchgangverkehr gibt es hier nicht.

Heutzutage wirbt man damit, dass der Charakter eines alten Fischer- und Leuchtturm-Ortes erhalten geblieben ist. Das wird man sicher in der Vor- und Nachsaison mehr spüren als  im Hochsommer.