26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 34-22 vom 26. August 2022 / Lale Andersen / „Lili Marleen“ machte sie berühmt / Die in Preußen geborene Sängerin, Liedtexterin und Schauspielerin starb vor 50 Jahren in Wien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-22 vom 26. August 2022

Lale Andersen
„Lili Marleen“ machte sie berühmt
Die in Preußen geborene Sängerin, Liedtexterin und Schauspielerin starb vor 50 Jahren in Wien
Martin Stolzenau

Von Lale Andersen hieß eigentlich Liese-Lotte Helene Berta Brunnenberg, stammte von der Wesermündung in Nordwestdeutschland und erlangte als Sängerin, Liedtexterin sowie Schauspielerin internationale Bekanntheit. Mit dem Lied „Lilly Marleen“, dem ersten Millionenseller der deutschen Schallplattengeschichte, erlangte sie Weltruhm. Beim Erklingen dieses Liedes schwiegen an einigen Fronten des Zweiten Weltkrieges sogar für einige Minuten die Waffen.

So sehr das Lied bei den Soldaten auf Freude stieß, so wenig konnten sich die Nationalsozialisten damit anfreunden. Auch weil ihr später untersagt wurde, das Lied zu singen, lebte sie einige Jahre zurückgezogen auf der Nordseeinsel Langeoog. Nach dem Ende von Krieg und NS-Herrschaft gelang ihr ein künstlerischer Neuanfang bis hin zur Teilnahme am Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne, dem heutigen Eurovision Song Contest, sowie Auftritten in Fernsehshows und Fernsehfilmen. Das US-amerikanische Nachrichtenmagazin „Time“ zählte sie zu den „berühmtesten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts“. 

Der spätere Weltstar wurde am 

23. März 1905 in Lehe, das heute ein Ortsteil von Bremerhaven ist, aber damals zu Preußen gehörte, geboren. Ihr Vater war ein Schiffssteward. Das junge Mädchen floh früh aus dem Elternhaus, heiratete schon mit 17 Jahren den Maler Ernst Wilke und wurde Mutter von drei Kindern.

Doch parallel träumte die junge Frau von einer Karriere als Sängerin und Schauspielerin. Sie trennte sich von ihrem Mann, gab die Kinder zu Verwandten und widmete sich in Berlin einer künstlerischen Ausbildung. 1931 erfolgte die offizielle Scheidung ihrer Ehe. 

Im selben Jahr hatte sie unter dem Namen Liese-Lotte Wilke im Deutschen Künstlertheater in Berlin ihren ersten Auftritt. Es folgten weitere Engagements in mehreren Berliner Theatern und 1933 eine Verpflichtung am Schauspielhaus in Zürich. Sie hatte eine Beziehung zum Intendanten Rolf Liebermann, trat nun unter dem Künstlernamen Lale Andersen auf und wechselte dann an die Kammerspiele in München. Auftritte an anderen Theatern und Kabarettbühnen folgten, wobei sie mehr und mehr mit Volksliedern, Chansons und Schlagern hervortrat. Ab 1937 fungierte der Pianist und Kapellmeister Carl Friedrich Pasche als ihr ständiger Klavierbegleiter. 

1945 gelang ihr der Neustart

1939 nahm Lale Andersen das von Hans Leip bereits 1915 getextete und von Norbert Schulze vertonte Lied „Lili Marleen“ unter dem Titel „Lied eines jungen Wachtpostens“ auf. Vom Soldatensender Belgrad verbreitet stieg das Lied zum Sehnsuchtstitel auf beiden Seiten der Fronten auf. Beim lautstarken Erklingen des Titels zum Sendeschluss gegen 22 Uhr schwiegen die Waffen.

Doch dann fiel die Sängerin nicht zuletzt mit ihren fortdauernden Kontakten zu Emigranten in Ungnade und erhielt ein Auftrittsverbot. Laut dem britischen Sender BBC war sie sogar in einem Konzen-trationslager inhaftiert. Letzteres war allerdings eine Falschmeldung. Vielmehr überstand sie das Kriegsende auf der Insel Langeoog.

Nach dem Ende von Krieg und NS-Herrschaft stand Lale Andersen mit ihrer eigenwilligen Stimme schnell wieder als Star im Rampenlicht. Sie glänzte mit Chansons sowie Seemannsliedern, absolvierte internationale Tourneen und heiratete 1949 den Schweizer Komponisten Artur Beul, der ihr über 20 Lieder auf den Leib schrieb. Das reichte von „Die Fischer von Langeoog“ über „Mit zwei Augen wie den deinen“ und „He, hast du Feuer Seemann?“ bis zum gospelartigen „Moses, Moses“. Dazu kamen ihre eigenen Übersetzungen und selbstverfasste eigene Lieder wie „Besame mucho“, „Sunset Boulevard“ und „Spiel mir eine alte Melodie“. 

Lale Andersen war im Hörfunk und in den frühen Fernsehsendungen präsent. 1961 vertrat sie ihr Land beim Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne in Cannes. 1969 sorgte sie in Peter Zadeks Fernsehfilm „Der Pott“ mit dem Antikriegslied „Tragt sie sanft“ für zusätzliches Aufsehen. Ein Jahr später war sie mit ihren plattdeutschen Liedern der Mittelpunkt eines musikalischen Fernsehporträts ihrer Nordseeinsel Langeoog. 1972 brachte die Künstlerin dann ihre Autobiographie „Der Himmel hat viele Farben“ heraus, welche die „Spiegel“-Bestsellerliste eroberte. 

Zu der Zeit erkrankte Andersen an Leberkrebs. Daran starb sie am 29. August 1972 in Wien. Sie wurde 67 Jahre alt. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Dünenfriedhof auf Langeoog. An ihrem Geburtshaus in Bremerhaven erinnert heute eine Gedenktafel an sie. Auf Langeoog blieb der Sonnenhof, ihr Haus, erhalten und wird ihr Grab gepflegt. Dazu erinnert ein Denkmal, das Lili Marleen an einer Laterne zeigt, an die berühmte Inselbewohnerin. 1999 stiftete die Sparkasse von Bremerhaven den „Lale-Andersen-Preis“.