25.04.2024

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Folge 34-22 vom 26. August 2022 / Deutsches Eck / Wo die Mosel in den Rhein fließt / Vor 125 Jahren wurde das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Koblenz eingeweiht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-22 vom 26. August 2022

Deutsches Eck
Wo die Mosel in den Rhein fließt
Vor 125 Jahren wurde das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Koblenz eingeweiht
Manuel Ruoff

In der Herrschaftszeit des preußischen Königs Wilhelm I. und der Amtszeit des preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck geschah Beachtliches. Es wurden der deutsche Dualismus zwischen der norddeutschen und der süddeutschen Großmacht beendet und die Deutschen geeint. Heute sehen wir darin vor allem das Werk Bismarcks. Im monarchisch geprägten Deutschland hingegen war die Neigung vorhanden, Großereignisse einem Herrscher und nicht dessen Kabinettschef zuzuschreiben. Zudem hatte sich Wilhelm vor allem in der Endphase seiner Regentschaft und seines Lebens viele Sympathien erworben durch ein freundliches, bescheidenes, gelassenes und humorvolles Auftreten. 

Hinzu kam sein indirekter Nachfolger Wilhelm II., der versuchte, für seinen Großvater die Bezeichnung „Wilhelm der Große“ durchzusetzen. Nach dem Ableben Wilhelms I. im Jahre 1888 entstanden so Hunderte von Kaiser-Wilhelm-Denkmälern. Zu den größten zählt neben dem im Kyffhäusergebirge das an der Porta Westfalica. Bauherr des Letzteren war die preußische Provinz Westfalen.

Analog dazu und in mancher Beziehung vergleichbar schuf die Rheinprovinz das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Deutschen Eck. Am 13. Dezember 1888 beschloss der 35. Rheinische Provinziallandtag auf Antrag des Provinzialausschusses, durch einen Wettbewerb zu entscheiden, wo und in welcher Form ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal der Provinz entstehen solle. 25 Vorschläge gingen ein. 

Als Sieger ging der Entwurf des Düsseldorfer Architekturbüros Jacobs & Wehling hervor. Der sah ein Denkmal in der südlichen Felswand des Drachenfels im Siebengebirge vor, doch erwies sich dessen Realisierung als zu teuer. Am 11. Dezember 1890 versuchte der Provinziallandtag wenigstens einen Standort zu bestimmen. Eine Abstimmung im Plenum führte jedoch zu keinem Ergebnis. 

Daher ließ das Provinzialparlament Kaiser Wilhelm II. die letztendliche Wahl. Am 16. März 1891 wurde per Kabinettsordre Koblenz als Standort festgelegt. Hierfür soll auch Wilhelms I. Witwe Augusta plädiert haben. Dort hatte das damalige prinzliche und spätere kaiserliche Paar von 1850 bis 1858 im Kurfürstlichen Schloss residiert und insbesondere sie hatte sich in der Stadt wohl gefühlt. Konkret sollte das neue Denkmal am Deutschen Eck errichtet werden, wo die Mosel in den wohl deutschesten aller deutschen Flüsse, den Rhein, fließt.

Nachdem der Ort des Denkmals bestimmt war, schrieb der Provinzialverband 1892 einen neuen Wettbewerb aus. Eine Jury, der neben verschiedenen Professoren aus der Provinzialhauptstadt Düsseldorf und der Reichshauptstadt Berlin auch der Direktor der königlichen Nationalgalerie seit 1874, der Kunsthistoriker Max Jordan, angehörte, sprach sich für einen Entwurf des Architekten Bruno Schmitz und des Bildhauers Emil Hund­rieser aus. 

Schmitz war damals sehr gut im Geschäft. So zeichnete er als Architekt ebenfalls verantwortlich für die auch zu jener Zeit entstandenen Kaiser-Wilhelm-Denkmäler an der Porta Westfalica und im Kyffhäusergebirge. Während an der Porta Westfalica das Kaiserstandbild vom österreichischen Bildhauer und Medailleur Caspar von Zumbusch entworfen wurde, arbeitete Schmitz am Deutschen Eck wie beim Kyffhäuserdenkmal mit dem in Königsberg geborenen preußischen Bildhauer Emil Hundrieser zusammen. 

Im September 1895 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Das Denkmal ist 37 Meter hoch, von denen 14 Meter auf das bronzene, 63,5 Tonnen schwere Reiterstandbild entfallen, das auf einer steinernen, aus Granit gearbeiteten Pfeilerhalle steht. Wie bei Herrschern üblich wird Wilhelm zu Pferde dargestellt. Wie weiland im wirklichen Leben trägt der Mo­narch eine Generalsuniform. Weniger realistisch ist da schon der geflügelte, weibliche Genius zu Wilhelms Linken. Diese Kombination erinnert an das von 1895 bis 1897 errichtete Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal an der Berliner Schloßfreiheit. 

Allerdings gibt es einen bemerkenswerten Unterschied. Bei dem am 22. März 1897 enthüllten Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal führt der Genius das Pferd. Bei dem nur wenige Monate später, am 31. August, eingeweihten Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck führt der Herrscher gemäß den Änderungswünschen seines bei der Einweihung anwesenden Enkels Wilhelm II. selbst sein Ross ohne fremde Hilfe, und die Aufgabe des Genius beschränkt sich darauf, des Kaisers Krone in den Händen zu tragen.