25.04.2024

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Folge 34-22 vom 26. August 2022 / Sklavenhandel / Was hatten Brandenburger in Afrika zu suchen? / Der Große Kurfürst wird mittels eines Kunstwettbewerbs auf seine koloniale Vergangenheit untersucht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-22 vom 26. August 2022

Sklavenhandel
Was hatten Brandenburger in Afrika zu suchen?
Der Große Kurfürst wird mittels eines Kunstwettbewerbs auf seine koloniale Vergangenheit untersucht

Im Vergleich zu England, Spanien oder Frankreich nimmt sich die deutsche koloniale Vergangenheit recht bescheiden aus. Trotzdem ist man hierzulande eifriger darum bemüht diese geschichtlichen Altlasten aufzuarbeiten als anderswo. Die Berliner, die mit der Rückgabe der Benin-Bronzen und auch im Humboldt-Forum die deutsche koloniale „Schmach“ verarbeiten, sind darin Weltmeister. Kommendes Jahr zieht man die Schlinge noch enger. Dann zeigt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) im Berliner Schloss Charlottenburg eine Sonderausstellung, die sich erstmals mit kolonialen Spuren in ihren Schlössern, Gärten und Sammlungen befasst. Dazu schreibt die SPSG jetzt einen offenen Kunstwettbewerb aus.

Die Sonderausstellung findet im Rahmen des Jahresthemas „Churfürst – Kaiser – Kolonien“ statt. Für die Dauer der Schau – vom 1. Juli bis zum 31. Oktober 2023 – soll das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620–1688) vor dem Schloss durch eine zeitgenössische künstlerische Intervention kommentiert und bewertet werden. Das Denkmal wurde von dem Bildhauer Andreas Schlüter zwischen 1696 und 1700 geschaffen und steht seit 1951 im Ehrenhof des Schlosses. Zu Füßen des reitenden Kurfürsten sind vier Menschen in Ketten dargestellt.

Unter der Regentschaft Friedrich Wilhelms wurde 1682 die Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie (BAC) gegründet, die in wenigen Jahren mehrere Festungen an der westafrikanischen Küste, darunter auch das nach dem Kurfürsten benannte Großfriedrichsburg, baute. In welchem Umfang sich die brandenburgische Handelsgesellschaft am Versklavungshandel beteiligte, ist nicht abschließend geklärt. Die Angaben in der Forschung variieren von 17.000 bis zu 30.000 durch die BAC gekaufte Afrikaner.

Für den Kunstwettbewerb haben interessierte Künstler bis zum 30. September Zeit, eine erste Ideenskizze einzureichen. Ausgangspunkt der danach folgenden Sonderausstellung ist die Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit der von der SPSG verwalteten Schlösser, Gärten und Sammlungen. Im Jahr 2020 hat die SPSG dazu eine abteilungsübergreifende Arbeitsgruppe gegründet. Sie soll dauerhafte und nachhaltige Strukturen für die Bearbeitung und Vermittlung kolonialer Kontexte entwickeln und adäquate Maßnahmen veranlassen und begleiten.SPSG/tws