29.03.2024

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Folge 34-22 vom 26. August 2022 / Zufallsfund / Brand in Lötzen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-22 vom 26. August 2022

Zufallsfund
Brand in Lötzen

Als ich neulich in ein Fotoalbum meines Vaters schaute, das er noch kurz vor seinem Tod (1981) angelegt hatte, dann aber nicht mehr beschriften konnte, löste sich beim Durchblättern durch Zufall eines der Bilder und fiel heraus. 

Bisher hatte ich immer gedacht, es handele sich dabei um einen Flugzeugabsturz (nach Abschuss), denn mein Vater diente während des Zweiten Weltkriegs bei der Flak-Artillerie. Ich hatte mir das Foto allerdings nie näher angesehen, konnte es zeitlich und lokal auch nicht einordnen. Umso erstaunter war ich deshalb, als ich jetzt sah, dass mein Vater es auf der Rückseite beschriftet hatte. Der Text dort lautet: „Brand der Landwirtschaftsschule in Lötzen am 31.12.1940. Riesige Flammen und Rauchwolken vor Eintreffen der Feuerwehr.“

Als ich mir daraufhin das Bild genauer anschaute, stellte ich fest, dass es tatsächlich auf der Bismarckstraße in Lötzen aufgenommen worden war. Links ist nämlich mein Elternhaus, die Villa Barbara (Bismarckstraße 6, heute ul. Pionierska 9) zu erkennen. Unsere Wohnung war im obersten Stockwerk und ist auf dem Bild auch sichtbar. Rechts, also gegenüber dem Haus, erblickt man deutlich den Treppenaufgang zur Brunokirche.

Offensichtlich hat mein Vater das Bild aus einem Gebäude schräg gegenüber (Ecke Bismarck- und Wilhelmstraße) aufgenommen, das heute aber nicht mehr steht. Dort ist nämlich ein Neubau, in dem sich unten eine Bäckerei mit einem kleinen Café befindet, in dem wir schon ausgezeichneten Kuchen gegessen haben.

In dem Standardwerk von Max Meyhöfer „Der Kreis Lötzen“ (1961) liest man auf Seite 185 den Hinweis, dass das Gebäude der Landwirtschaftsschule Silvester 1941 (!) durch Brand zwar schwer beschädigt, aber sofort wiederhergestellt wurde. 

Nach der Aufzeichnung meines Vaters war es jedoch ein Jahr eher, nämlich Silvester 1940, und eigentlich war mein Vater in solchen Dingen sehr genau. Abgesehen davon dürfte er angesichts des mittlerweile begonnenen Russland-Feldzuges über Silvester 1941 gar keinen Urlaub bekommen haben, um nach Lötzen zu fahren. Es darf deshalb angenommen werden, dass der Autor des genannten Buches wohl die Wörter „Silvester“ und „Neujahr“ verwechselt hat, denn Neujahr 1941 würde dann ja mit der Angabe meines Vaters nahezu wieder übereinstimmen. Wolfgang Reith


Lötzen am 31.12.1940: Die Rauchwolken stammen vom Brand in der LandwirtschaftsschuleFoto: Reith