20.04.2024

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Folge 35-22 vom 02. September 2022 / Russland / Wer ist Alexander Dugin? / Der Vater der ermordeten Philosophin Darja Dugina gilt als Vordenker der neuen russischen Rechten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-22 vom 02. September 2022

Russland
Wer ist Alexander Dugin?
Der Vater der ermordeten Philosophin Darja Dugina gilt als Vordenker der neuen russischen Rechten
Peter Entinger

Vor rund zwei Wochen fiel die Philosophin Darja Dugina in Moskau einem Autobombenanschlag zum Opfer. Die 29-jährige Journalistin ist in ihrer russischen Heimat keine Unbekannte. Nicht nur, weil ihr Vater Alexander Dugin von westlichen Medien „als rechtsextremer Einflüsterer“ des russischen Staatschefs Wladimir Putin gilt. Eigentlich sei er Ziel des Anschlags gewesen, glauben viele Beobachter. Dieser hatte sich erst kurz vor der Explosion zur Fahrt in einem anderen Auto entschieden. 

Der Kreml-Chef ließ keine Zeit verstreichen und machte westliche Geheimdienste sowie die Ukraine für das Attentat verantwortlich. Dugin und seine ermordete Tochter gelten als prominente Befürworter des russischen Kriegs. „Was dort passiert, geschieht, um das Leben der Russen in der Ukraine zu retten“, hatte Dugina kürzlich gesagt. 

Ihr Vater drückt sich für gewöhnlich radikaler aus. „Er war begeisterter Befürworter des Georgien-Kriegs 2008 und auch der Annexion der Krim 2014“, sagt Ulrich Schmid, Professor für russische Kultur und Gesellschaft an der Universität Sankt Gallen. „Als damals im Mai ein Gewerkschaftshaus in Odessa brannte, hat Dugin in einem berühmten Video-Auftritt gesagt: ,Was wir jetzt tun müssen, ist töten, töten, töten‘.“ 

Der 60-Jährige ist ohne Zweifel der Vordenker und das Gesicht der neuen russischen Rechten. Sein Buch „Grundlagen der Geopolitik“ dient angehenden Generalstabsoffizieren in Russland als Lehrbuch. Doch ist er wirklich Putins Einflüsterer oder Stichwortgeber? 

Russland-Kenner haben Zweifel. Der Philosoph sei auch in Russland eher ein Außenseiter, gewisse ideologische Überschneidungen gebe es sicherlich. Die Politikwissenschaftlerin Eva Hausteiner hält den Einfluss Dugins auf den russischen Präsidenten für begrenzt. „Es gibt keine Belege, dass er zum Beraterstab des Präsidenten zählt.“ 

Der Philosoph, politisch bisher eher in ultranationalistischen Splittergruppen aktiv, war einige Jahre für das Büro des damaligen Parlamentspräsidenten tätig. Den Job verlor er, als seine Thesen zu radikal wurden. Dugin selbst kokettiert mit seinem Verhältnis zum Staatschef. Mal erklärt er, Putin würde ihn gar nicht kennen, dann behauptet er, der Präsident läse seine Bücher: „Wir lesen beide dieselben Buchstaben.“ Außer Frage steht, dass der 60-Jährige in europäischen Kreisen der Neuen Rechten ein gern gesehener Interviewpartner ist. Das „Compact-Magazin“  sprach ebenso mit ihm wie die mittlerweile eingestellte Nationalzeitung des verstorbenen Münchner Verlegers Gerhard Frey. In Kreisen der NPD gilt Dugin als Vorbild, was das Verhältnis zwischen einem neuen russischen Großreich und dem westlichen Europa angeht.

Doch der unbequeme Philosoph spart gelegentlich nicht mit Kritik am Staatspräsidenten. Nicht nur deshalb gibt es Spekulationen, das Attentat könne auch einen innerrussischen Hintergrund gehabt haben.