28.03.2024

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Folge 35-22 vom 02. September 2022 / Finanzen / Privathaushalte immer stärker in Bedrängnis / Die „Lockdown-Ersparnisse“ sind komplett aufgebraucht – Jetzt steigt die Verschuldung der Bürger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-22 vom 02. September 2022

Finanzen
Privathaushalte immer stärker in Bedrängnis
Die „Lockdown-Ersparnisse“ sind komplett aufgebraucht – Jetzt steigt die Verschuldung der Bürger
Hans Heckel

Die deutschen Privathaushalte geraten finanziell immer stärker in die Enge. Dabei sind sie eigentlich gut gepolstert ins Jahr 2022 gestartet. Denn während einzelne Sektoren wie der Einzelhandel und die Gastronomie oder die Reise-, die Kultur- und die Veranstaltungsbranche von den Lockdowns hart getroffen wurden, fehlte der Mehrheit des Volkes schlicht die Möglichkeit, ihr Geld in gewohntem Maße auszugeben.

Laut einer Untersuchung des Ifo-Instituts haben die Deutschen daher von April 2020 bis März 2021 gut 70 Milliarden Euro mehr auf ihre Konten gelegt als in Jahren mit gewöhnlicher Sparquote. Seit Ende 2021 aber bauten die Sparer diese zusätzlichen Rücklagen wieder ab. Zum Ende des ersten Quartals 2022 waren die Zusatzersparnisse dann nahezu gänzlich aufgebraucht.

Hier machten die Deutschen jedoch zunächst keine Pause in ihrem „Nachholkonsum“, sondern gaben weiter kräftig Geld aus. Das allerdings blieb nicht ohne Folgen: Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov von Anfang Juni ergab, dass seinerzeit bereits knapp 15 Millionen Deutsche ihr Konto überzogen hatten, bei den 25- bis 34-Jährigen war es gar schon beinahe jeder Dritte.

Seit der Jahresmitte konstatiert das Ifo-Institut allerdings erste Anzeichen für einen deutlichen Dämpfer bei der Konsumlust in Deutschland. Das ist zwar gut für finanzielle Stabilität der Privathaushalte, dürfte aber auch auf die Konjunktur drücken, die nach zuletzt minimalem Wachstum ohnedies auf eine Rezession zutaumelt. Zumal ausgerechnet jetzt auch noch der Exportmotor stockt: Deutschland verbucht erstmals seit 2008 ein Handelsbilanzdefizit, importiert also zurzeit mehr, als es ausführt. In der Vergangenheit hatte der blühende Export den deutschen Herstellern oft über Phasen lahmender Binnennachfrage hinweggeholfen.

Zum Sparen bleibt nichts mehr

Die horrende Inflation sorgt indes dafür, dass die Kaufzurückhaltung kaum dazu führen dürfte, dass die Deutschen nun wieder mehr sparen oder ihre in die roten Zahlen gerutschten Konten wenigstens ausgleichen. Der „Welt am Sonntag“ sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Helmut Schleweis, sein Verband rechne damit, „dass wegen der deutlichen Preissteigerung perspektivisch bis zu 60 Prozent der deutschen Haushalte ihre gesamten verfügbaren Einkünfte – oder mehr – monatlich für die reine Lebenshaltung werden einsetzen müssen“. 

Zum Sparen bleibt den meisten also gar nichts übrig. Und Besserung ist kaum in Sicht, da die Inflation auch die Realeinkommen schrumpfen lässt (siehe Meldung rechts). Nach dem Auslaufen von Tankrabatt und 9-Euro-Karte rechnen Analysten mit einer Inflationsrate von bis zu zehn Prozent.