25.04.2024

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Folge 35-22 vom 02. September 2022 / Walther Freiherr von Lüttwitz / Der Reichswehrgeneral, der putschte / Vor 80 Jahren starb der militärische Namensgeber des Kapp-Lüttwitz-Putsches in seiner Heimatprovinz Schlesien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-22 vom 02. September 2022

Walther Freiherr von Lüttwitz
Der Reichswehrgeneral, der putschte
Vor 80 Jahren starb der militärische Namensgeber des Kapp-Lüttwitz-Putsches in seiner Heimatprovinz Schlesien
Manuel Ruoff

Von dem preußischen Offizier und deutschen Generalfeldmarschall Erich von Manstein stammt das Wort: „Preußische Generäle putschen nicht.“ In der Tat haben Militärputsche in Preußen im Gegensatz etwa zu Lateinamerika keine große Tradition. Und dennoch ist ein in Preußen unternommener Putschversuch gegen eine deutsche Regierung außer nach einem Verwaltungsbeamten auch nach einem General benannt. 

Gemeint ist der Kapp-Lüttwitz-Putsch, benannt nach dem Generallandschaftsdirektor in Königsberg Wolfgang Kapp und dem General der Infanterie Walther von Lüttwitz. Während Kapp den  Putschversuch nur um zwei Jahre überlebte, waren es bei Lüttwitz über zwei Jahrzehnte. Als der gebürtige Schlesier mitten im Zweiten Weltkrieg, am 20. September 1942, in der schlesischen Hauptstadt Breslau verstarb, geschah das von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet. Die Zeit war über ihn hinweggegangen. Da lag es bereits 22 Jahre zurück, dass er mit Kapp ein Stück weit deutsche Geschichte geschrieben hatte. Und dass er zur Welt gekommen war, lag noch einmal 61 Jahre länger zurück. Das geschah am 2. Februar 1859 auf dem schlesischen Jagdschloss Bodland.

Der Freiherr und Spross einer alten preußischen Offiziersfamilie machte bis zum Ersten Weltkrieg eine erfolgreiche, aber nicht unbedingt spektakuläre militärische Karriere in der preußischen Armee. Nachdem er 1916 bereits Preußens höchste Tapferkeitsauszeichnung, den Orden Pour le Mérite, erhalten hatte, erhielt der Kommandierende General des 3. Armeekorps während der Kaiserschlacht im Frühjahr 1918 auch noch das Eichenlaub dazu.

Die Novemberrevolution brachte keinen unmittelbaren Karriereknick. Vielmehr wurde Lüttwitz im Dezember 1918 vom mittlerweile nur noch aus (Mehrheits-)Sozialdemokraten bestehenden Rat der Volksbeauftragten zum „Befehlshaber der Truppen in und um Berlin und zum Befehlshaber in den Marken“ ernannt. Der sogenannte Vater der Freikorps verteidigte mit Freikorps-Hilfe die aus der Revolution hervorgegangene neue Regierung gegen links. Letztere dankte dem „Retter des Vaterlandes“ die Niederschlagung des Spartakusaufstandes im Mai 1919 mit der Unterstellung aller militärischen Truppen im Reich für den Konfliktfall. Nach dem Rücktritt von Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg als Chef des Generalstabes des Heeres am 25. Juni 1919 war Lüttwitz zudem „ältester aktiver General der Armee“.

Lüttwitz überschätzte jedoch seine Möglichkeiten, als er glaubte neben Neuwahlen von der Regierung den Verzicht auf die im Versailler Diktat den Siegermächten zugesagte Verringerung des Heeres auf 100.000 Mann, Auflösung der Freikorps und Auslieferung von etwa 900 Militärs erzwingen zu können. Statt die Forderungen zu erfüllen, wurde er am 10. beziehungsweise 11. März 1920 von der Reichsregierung in der Person des Reichswehrministers Gustav Noske beurlaubt. Das ließ sich wiederum Lüttwitz nicht bieten und unternahm mit Kapp und der von der Freikorps-Auflösung betroffenen Marine-Brigade Ehrhardt am 13. März den Kapp-Lüttwitz-Putsch. 

Dieser scheiterte. Eher linke Historiker nennen als Grund hierfür den nun ausgerufenen Generalstreik, eher rechte Geschichtswissenschaftler die Weigerung eines großen Teils der Beamtenschaft, Weisungen von den Putschisten entgegenzunehmen. Bereits nach wenigen Tagen sahen sich Kapp und Lüttwitz zur Aufgabe gezwungen. Während Kapp nach Skandinavien floh, setzte sich Kapp über Sachsen nach Ungarn ab. Nach einer 1925 in Kraft getretenen Amnestie kehrte Letzterer in seine schlesische Heimat zurück. Er unterstützte die nationalkonservative Deutschnationale Volkspartei, begrüßte die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten und veröffentliche 1934 sein Buch „Im Kampf gegen die Novemberrepublik“, trat aber ansonsten bis zu seinem Tode nicht mehr politisch hervor.