18.04.2024

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Folge 35-22 vom 02. September 2022 / Passenheim / Preis einer starken Frau für eine starke Frau / Die evangelisch-augsburgische Kirche zeichnete Ilse Masuch aus Rheinswein mit dem nach Anna Wasa bezeichneten Preis aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-22 vom 02. September 2022

Passenheim
Preis einer starken Frau für eine starke Frau
Die evangelisch-augsburgische Kirche zeichnete Ilse Masuch aus Rheinswein mit dem nach Anna Wasa bezeichneten Preis aus
Uwe Hahnkamp

Eine besondere Feier gab es am 6. August in der evangelisch-augsburgischen Kirche in Passenheim. Ilse Masuch aus Rheinswein von der Kreisgemeinschaft Ortelsburg erhielt dabei den Preis der Prinzessin Anna Wasa, den die evangelisch-augsburgische Kirche in Polen an Organisationen und Personen vergibt, die sich besonders für sie engagiert haben. Den Preis überreichte das Oberhaupt der evangelisch-augsburgischen Kirche in Polen, Bischof Jerzy Samiec.

Normalerweise treffen am Sonnabendnachmittag in Passenheim langsam die Gäste für das abendliche Konzert in der evangelisch-augsburgischen Kirche ein. An diesem Tag warteten sie bereits früher im Garten zwischen Pfarrhaus und Kirche Kaffee und Kuchen, und es waren erstaunlich viele Gäste aus der Bundesrepublik und evangelische Pfarrer anwesend.

Einsatz für die Kirche

Gekommen waren sie alle zu Ehren von Ilse Masuch, die in einer Feierstunde vor dem Konzert von der evangelisch-augsburgischen Kirche in Polen ausgezeichnet wurde. Der Preis, den sie erhielt, ist nach Prinzessin Anna Wasa, der Schwester des schwedischen Königs Sigismund III. Wasa von Polen, benannt. „Sie war vielseitig gebildet und setzte sich trotz eigenen Leidens für die Bedürftigen ein“, so der Ortelsburger Pfarrer Adrian Lazar, einer der Antragsteller für die Auszeichnung. „Mit ihrem Preis werden Menschen oder Organisationen geehrt, die sich nach dem Krieg in Krisen oder schweren Zeiten für unsere Kirche eingesetzt haben.“ Der andere Antragsteller, Pfarrer Witold Twardzik aus Passenheim, erinnerte an die erzwungene Emigration vieler Masuren wie Ilse Masuch und den Einsatz dieser Menschen für die Versöhnung.

Gleich zweimal aus der Heimat

Dies griff auch der Vorsitzende der polnischen Synode, Pfarrer Adam Malina, in seiner Laudatio auf: „Als Kind vertrieben, kehrte Ilse Masuch 1947 in ihren Geburtsort Rheinswein zurück, engagierte sich als Organistin, leitete den Kirchenchor und gab Religionsunterricht. Nach der Emigration 1970 organisierte sie finanzielle Hilfe, schrieb selber Anträge für öffentliche Gelder und sammelte Mittel bei den ehemaligen Einwohnern, für die sie sich ebenfalls stets einsetzte.“ Als „Managerin“ für die Pfarrgemeinden Ortelsburg und Passenheim gewann sie Mittel, die dem Erhalt der Kirchenbauten in Rheinswein, Ortelsburg, Mensguth und Passenheim zugute kamen. Die Ehrung selbst nahm das Oberhaupt der evangelisch-augsburgischen Kirche in Polen, Bischof Jerzy Samiec, vor, der Ilse Masuch das Diplom und die zum Preis gehörende Statuette überreichte. „Sie sind die erste Einzelperson, die die Auszeichnung der Prinzessin Anna Wasa erhält, bisher wurden nur Organisationen geehrt“, informierte er die neue Preisträgerin.

Ilse Masuch war bei ihrer Dankesrede doppelt gerührt. Zum einen über die Ehrung für einen ihrer Meinung nach selbstverständlichen Einsatz für Kirchen, die es zu erhalten gilt. Zum anderen war es vermutlich ihre letzte Reise nach Masuren. „Das Werk müssen jetzt jüngere weiterführen. Mein Mann und ich sind beide aus Rheinswein und fahren mit der Familie jetzt noch einmal dorthin, um uns zu  verabschieden“, äußerte sie wehmütig. Weiteres Lob und Glückwünsche kamen vom Bischof der Diözese Masuren, Paweł Hause, und Sylwia Jaskulska vom Marschallamt der Woiwodschaft Ermland-Masuren, bevor der Beauftragte des Marschalls für Minderheitenfragen Wiktor Marek Leyk, selber Masure und Protestant, ihr einen Reprint des ersten polnischen evangelischen Gesangbuchs, der zur 500-Jahr-Feier der Reformation gedruckt wurde, als Geschenk überreichte. „Das ist für den Heimweg, wo auch immer Ihr Daheim ist. Denn dieses Buch haben alle Masuren bis an ihr Lebensende bei sich“, erklärte er dabei.