Früher suchte hier König Ludwig II. die Bergeinsamkeit, heute treffen sich auf dem oberbayerischen Herzogstand Einheimische und Urlauber, Bergfexe und Familien. Wer den Hausberg im Zwei-Seen-Land besuchen will, braucht dafür nicht immer strahlenden Sonnenschein. Bei schlechtem Wetter nehmen sich die Mitarbeiter der Herzogstandbahn, die seit 1994 Gäste schnell und bequem auf den Berg bringt, Zeit für interessante technische Führungen.
Christian Blessing kennt sie alle. Die älteren Damen, die seit 50 Jahren ihren Sommerurlaub im Zwei-Seen-Land verbringen. Die Stammtischbrüder, die sich regelmäßig am Freitagvormittag zum Frühschoppen im Berggasthof Herzogstand treffen. Auch bekannte Fußballer sind schon bei ihm in der hellblauen Kabine mitgefahren.
Seit 27 Jahren bringt Blessing Gäste vom Walchensee sicher hoch auf über 1600 Meter und wieder zurück ins Tal. Vier Minuten braucht die Pendelbahn nur für ihre Fahrten, da bleibt nicht immer viel Zeit zum Reden, vor allem, wenn die bis zu 30 Personen fassenden Großkabinen voll sind. „Aber wenn die Sonne net scheint, so wie heute, sind weniger Leute da und dann bleibt schon Zeit für einen kurzen Ratsch“, sagt der Gondelführer, der die Stimmung am Berg in der Früh oder bei wechselhaftem Wetter liebt. Dann macht er auch die besten Fotos.
Gräser, Blumen und Steine sind noch feucht, daher geht es erst mal nicht auf den kleinen Steig Richtung Fahrenberg und Gedächtniskapelle, sondern auf den breiteren, kinderwagengeeigneten Hauptweg Richtung Gasthaus. Drei Gipfel kann man hier erklimmen: Den Herzogstand (1731 Meter), den Lieblingsberg von König Ludwig II. und das bekannteste Ziel in der Gegend, sowie die zwei Nebenspitzen Martinskopf (1674 Meter) und Fahrenberg (1620 Meter).
Es geht entspannt durch Latschen dahin, links windet sich der „H2“-Weg vom Walchensee durch den Bergwald hinauf. Ganz schön steile Serpentinen, zum Glück gibt es die Bahn, die mehr als
800 Höhenmeter im Anstieg spart. Wenig später grüßt die glänzende Bronzestatue von König Ludwig wie frisch poliert, und kurz danach wird der Blick frei auf den Reitweg, den der Monarch damals von der Kesselbergpasshöhe 1866 anlegen ließ. Er zieht sich rechterhand in weiten Kurven hinauf und ist noch immer der bequemste aller Wege. Heute wächst er quasi aus den Wolkenfetzen empor, die umherziehen.
Egal, wie es auf den Berg geht, im Gasthof trifft man sich wieder. Manche gehen nur die rund zehn Minuten von der Bergstation bis zur Sonnenterrasse, die mit Blick über Walchensee, Karwendel- und Wettersteingebirge lockt. Andere erholen sich hier von der Heimgarten-Gratwanderung, die wirklich nur für Ausdauernde, Trittsichere und Schwindelfreie geeignet ist. In den gemütlichen Gaststuben kann man prima beim König-Ludwig-Bier und einer bayerischen Brotzeit darauf warten, dass es aufklart.
Jetzt lugt die Sonne hervor, Zeit zum Aufbruch. Sowohl zum Martinskopf als auch zum Herzogstand sind es 30 Minuten. Nach Büste und Bier muss jetzt Ludwigs Lieblingsgipfel her, also der Herzogstand. Wenn man oben steht, weiß man, warum ihn der Monarch auserkoren hat. Der Blick schweift Richtung Norden über sieben oberbayerische Seen – Kochelsee und Walchensee liegen im Vordergrund wie hingegossen da – bis nach München. Im Süden türmt sich die Alpenkette auf, von der Zugspitze über das Karwendel bis weit in die Tiroler Berge. Ein erhabenes Gefühl, wenn einem Bayern so zu Füßen liegt.
Tourist-Information Kochel a. See, Kalmbachstraße 11, 82431 Kochel am See, Telefon (08851) 338, info@kochel.de,
www.zwei-seen-land.de
und www.herzogstandbahn.de
