20.04.2024

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Folge 35-22 vom 02. September 2022 / E.T.A. Hoffmann / Ein vielseitiger Künstler

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-22 vom 02. September 2022

E.T.A. Hoffmann
Ein vielseitiger Künstler
Peter Götz

Den Hoffmann-Kenner verraten bereits Alexander Kluys erste Sätze im Eingangskapitel Riss und Riss: „Diese Aussicht gibt es nicht mehr. Niemand kann mehr den Kopf herausstrecken. Keiner kann aus dem Hausfenster im zweiten Stock schauen, begierig auf Neues, auf die Welt, auf Neues aus und in der Welt. Denn das Gebäude steht nicht mehr. Es wurde im Jahr 1905 abgerissen.“ Die Rede ist auf der ersten Seite von Hoffmanns neuem Berliner Domizil in der Taubenstraße 31, bezogen 1815. 

Das kurzweilige wie inhaltsreiche Büchlein „E. T.A. Hoffmann. 100 Seiten“ in schmuckem Hellblau führt konzentriert in Leben und das vielseitige Werk des geborenen Ostpreußen ein. Nach dem genannten Eingangskapitel in weiteren sieben: „Wege und Umwege. 1776–1808 / Windbeutel und Lebensliebe. 1808–1813 / Dresden und Leipzig. 1813–1814 / „In dem teuern Berlin“. Ab 1814 / Serapiontisches / Die Katze, die spricht / Komödie? Tragödie? Tod? Ewigkeit“.  

In Berlin erschien 1815 und 1816 sein Buch „Die Elixiere des Teufels“. Der sensationslüsterne Titel war Hoffmanns Erfindung, doch weniger die Thematik des Schauerromans: „Wieder stellte sich Hoffmann für sein nächstes Buch (…) auf die Schultern eines anderen Buchs, diesmal Matthew Gregory Lewis‘ (1755–1818) „The Monk. A Romance“ (Der Mönch, 1795/96). Der schaurige Horrorroman des englischen Staatssekretärs (…) war ein Bestseller. Hoffmann hoffte, dass auch ihm sein Roman zum finanziellen ‚Lebenselixier‘  werde …“.  

Weder dieses Buch noch seine früheren wie späteren Veröffentlichungen sollten Hoffmann zu materiellem Erfolg führen, ebenso wenig sein Wirken als Komponist und Zeichner. Hoffmann verstarb in Berlin hochverschuldet, und auch Tantiemen flossen laut Kluy nicht an die Witwe Mischa, die 1859 in ärmlichen Verhältnissen in Posen verstarb. 

Für uns Nachgeborene dennoch ein großer Name der literarischen Romantik (mit mancherlei dunklen Zügen einiger Texte). Und Kluy erinnert zurecht an E. T. A. Hoffmann als bedeutenden Anreger: „Hoffmanns Musikfantasien regten viele Komponisten an, von Pfitzner über Wagner und zu Offenbach, und, als erstem, Robert Schumann (1810–1856). Neun Jahre nach Hoffmanns Tod notierte dieser: ‚Im Hoffmann gelesen, unausgesetzt. Neue Welten.‘“

Alexander Kluy: „E. T. A. Hoffmann. 100 Seiten“, Reclam Verlag, Ditzingen 2021, broschiert, 102 Seiten. 10 Euro