30.04.2024

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Folge 36-22 vom 09. September 2022 / Holz / Der Mangel ist hausgemacht / Bund, Länder und Kommunen behindern den Einschlag. Ein Großteil wird nach China exportiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-22 vom 09. September 2022

Holz
Der Mangel ist hausgemacht
Bund, Länder und Kommunen behindern den Einschlag. Ein Großteil wird nach China exportiert
Wolfgang Kaufmann

Die deutschen Sägewerksbetreiber, Möbelhersteller und Parkettproduzenten haben ein existentielles Problem: Ihnen geht das Material aus; vor allem Laubholz fehlt. Deshalb gibt es in den Sägewerken nun verbreitet Kurzarbeit, und im Herbst drohen dann auch erste Schließungen kleiner oder mittelständischer Unternehmen. 

Ebenfalls betroffen sind die Kunden der Sägewerke, die Möbel auf den Markt bringen. Diese berichten von ständigen Produktionsstörungen aufgrund stockender Lieferungen von Holz aus den heimischen Wäldern. 

Dabei wächst die Nachfrage nach hochwertigen und langlebigen Möbeln aus Massivholz derzeit beständig. Das gilt analog für Parkett aus Eiche, das in Deutschland einen Marktanteil von 90 Prozent hat. Trotzdem sind die Kapazitäten der rund 20 Hersteller im Lande mitnichten ausgelastet.

„Das ist einfach nur Wahnsinn“

Der Mangel an Holz ist hausgemacht. Zum einen behindern Bund, Länder und Kommunen den Holzeinschlag. So ging die Fällung von Laubbäumen in den Staatsforsten zwischen 2017 und 2021 um ein Viertel zurück. Als Begründung hierfür muss in aller Regel der Klimaschutz herhalten. 

Dabei wird am Ende deutlich mehr Wald aufgeforstet als durch Einschlag reduziert. So standen im vergangenen Jahr 83 Millionen Kubikmetern an geschlagenem Holz 120 Millionen Kubikmeter in neu entstandenen Wäldern entgegen. Hinzu kommt, dass es sich beim größten Teil des „geernteten“ Holzes im Umfang von 50 Millionen Kubikmetern um Schadholz aus vom Borkenkäfer befallenen Fichtenbeständen handelt.

Zum anderen beliefern die privaten und staatlichen Waldeigentümer nicht mehr vorrangig ihre bisherigen deutschen Abnehmer, sondern versteigern das Holz im Rahmen von Auktionen, bei denen häufig ausländische Bieter den Zuschlag erhalten. 

Dass bereits für den Export die Motorsäge angesetzt wird, verraten die allgegenwärtigen Holzstapel an den Waldrändern, bei denen jeder Stamm maximal 11,8 Meter lang ist, damit er in einen der üblichen 40-Fuss-ISO-Container zum Transport über längere Strecken beziehungsweise nach Übersee passt.

Die Gewinner bei den „Meistgebotsterminen“ sind mittlerweile oft chinesische Firmen, von denen vermutet wird, dass sie Subventionen ihres Staates erhalten, um ihre ausländischen Konkurrenten ausstechen zu können. Jedenfalls wurden laut Angaben des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM) vergangenes Jahr um die 146.000 Kubikmeter Eichenholz exportiert, von denen etwa vier Zehntel ins Reich der Mitte gingen. Bei Buchenholz waren es sogar 255.000 von 560.000 Kubikmetern, also fast 46 Prozent. Und das sind nur die direkten Ausfuhren. Hinzu kommen die nicht näher zu beziffernden indirekten über Belgien und die Niederlande.

Abhilfe wäre möglich

Aus all dem schließt der VDM-Hauptgeschäftsführer Jan Kurth, dass es in den heimischen Wäldern eigentlich genügend Holz gebe, man gehe nur falsch damit um. Und tatsächlich zeigt sich hier erneut die ganze Absurdität der bundesdeutschen Klima- und Wirtschaftspolitik, die Andreas Decker, der Chef des ostwestfälischen Massivholzmöbelherstellers Decker, mit deutlichen Worten geißelt: „Wir erlauben uns den Luxus, eine unserer wenigen Ressourcen zu exportieren und nach der Verarbeitung in Asien mit einem riesigen CO₂-Rucksack wieder zurückzukaufen. Das ist einfach nur Wahnsinn.“ Denn das meiste, was in China aus deutschem Holz produziert werde, lande am Ende auf dem deutschen Markt.

Wollte man das ändern, wäre manches möglich. Als Erstes könnten die Forstbetriebe, die sich in der Hand des Staates oder der Kommunen befinden, die Auflage erhalten, ein bestimmtes Quantum des Holzes für die Wertschöpfung in Deutschland zu reservieren. 

Als Zweites wären Exportquoten, wie sie derzeit bereits in anderen Ländern üblich sind, ein probates Mittel, um große Abflüsse von Holz nach Asien zu verhindern. Als Drittes könnte die Politik ihren widersprüchlichen Kurs in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz aufgeben. Wenn mehr Laubholz im Lande gefällt und zu langlebigen Artikeln verarbeitet würde als bisher, dann wäre das nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch sinnvoll. 

Und als Viertes könnten sich die deutschen Verbraucher bewusster für Anbieter aus dem eigenen Land entscheiden – sofern diese denn ein ausreichendes Angebot unterbreiten.