30.04.2024

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Folge 36-22 vom 09. September 2022 / Freistaat Triest / Ein Opfer des Kalten Krieges

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-22 vom 09. September 2022

Freistaat Triest
Ein Opfer des Kalten Krieges
Manuel Ruoff

Nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg musste Italien auf einen Teil seiner Gebietsgewinne nach dem gewonnen Ersten Weltkrieg verzichten. Dieses betraf auch das Territorium des sogenannten Freien Territoriums von Triest. Am 10. Januar 1947 beschloss der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Schaffung dieses Pufferstaates zwischen Italien und Jugoslawien. Nolens volens stimmte der Kriegsverlierer Italien auf der Pariser Friedenskonferenz dem in einem einen Monat später unterzeichneten Friedensvertrag zu.

Vor 75 Jahren, am 15. September 1947, trat der Vertrag in Kraft, und das ist auch der Geburtstag des Freistaates. An jenem Tag wurde er vom britischen Gouverneur der sogenannten Zone A, Terence Sydney Airey, feierlich proklamiert. 

Der Freistaat war in zwei Zonen geteilt. Die nördlich Zone A war von britischen und US-amerikanischen Truppen besetzt, war 222,5 Quadratkilometer groß und zählte 1949 302.000 Einwohner. Die südliche Zone B war von jugoslawischen Truppen besetzt und mit 515,5 Quadratkilometern viel größer, aber mit 1947 71.000 Einwohnern ungleich bevölkerungsärmer.

Der Freistaat scheiterte abgesehen vom Nationalismus in Italien und Jugoslawien an dieser Teilung in eine von den westlichen, kapitalistischen Anglo-Amerikanern dominierten Nord- und einen von den sozialistischen Jugoslawen beherrschten Südteil. Ähnlich wie in Deutschland war es auch im Freistaat so, dass mit der zunehmenden Bedeutung des Kalten Krieges die Zonen an Bedeutung gewannen.

Es fing schon damit an, dass sich die UdSSR und die Westalliierten nicht auf einen die Staatsregierung führenden Gouverneur einigen konnten, sodass die Regierungsgewalt faktisch bei den Militärgouverneuren der Zonen landete. Ähnlich wie in Deutschland banden diese sukzessive Zivilisten aus ihrer Zone in die Regierungsarbeit ein. Auch wurde die Währungseinheit durch die Einführung zweier weiterer Währungen neben der Triestiner Lira zumindest relativiert. Die Wahlen für die Volksversammlung, das Parlament des Freistaates, fanden 1949 und 1952 nur in der Nordzone statt.

1954 wurde das Experiment in London aufgegeben. Dort einigten sich die Anglo-Amerikaner und die beiden Nachbarn des Freistaates auf ein Memorandum, dem zufolge Italien die Nord- und Jugoslawien die Südzone erhielt. Diese vorerst provisorische Lösung wurde 1975 mit dem Vertrag von Osimo offiziell.