30.04.2024

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Folge 36-22 vom 09. September 2022 / Tradition / Schwarz gegen Weiß / Ort an den Südalpen bietet lebendes Schachspiel in historischer Kostümierung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-22 vom 09. September 2022

Tradition
Schwarz gegen Weiß
Ort an den Südalpen bietet lebendes Schachspiel in historischer Kostümierung

Gemäß einer alten Tradition findet in der mittelalterlichen, noch vollständig ummauerten Ortschaft Marostica in der Region Venetien alle zwei Jahre am zweiten Sonntag im September ein Schachspiel statt, bei dem auf dem Marktplatz die Einwohner in historischen Kostümen die Figuren darstellen. Nach Pandemie-bedingter Pause – die letzte Ausgabe gab es 2018 – wird Italiens berühmte Schachpartie an diesem Wochenende wieder auf der Piazza Castello inszeniert.

Seinen Ursprung hat das Turnier in einem angeblich 1454 stattgefundenen Vorfall: Zwei Ritter, Rinaldo d’Angarano und Vieri da Vallonara, verliebten sich gleichzeitig in die schöne Tochter Lionora des Statthalters von Marostica. Der Statthalter, der sich keinen von beiden zum Feind machen wollte, entschied, dass er seine Tochter demjenigen zur Braut geben würde, der eine auf dem Exerzierplatz mit lebenden Figuren ausgetragene Partie des „edlen Schachspiels“ gewonnen hätte. Es gewann Vieri, aber auch Rinaldo ging nicht leer aus, er bekam Lionoras jüngere Schwester zur Frau. Die legendäre Geschichte wird in einer spektakulären Darbietung mit über 600 Teilnehmern in mittelalterlichen Kostümen, mit Pferden, Ritterparaden, Fahnenschwingern und Feuerspeiern nachgestellt.

In Marostica hat sich bis heute das beschauliche Flair vergangener Zeiten erhalten. Der charakteristische Mauerring reicht vom Hügel Colle Pausolino bis zum historischen Stadtkern und verbindet die obere mit der unteren Burg. Der Panoramaweg Sentiero dei Carmini führt entlang den Mauern und bietet Besuchern eindrucksvolle Ausblicke.H. Sch./Enit