20.04.2024

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Folge 37-22 vom 16. September 2022 / CIA Seit 75 Jahren kämpft der US-Auslandsgeheimdienst auf zahlreichen Schlachtfeldern. Und dies nicht nur mit harter Hand, sondern auch mit geschickter Einflussnahme in der Öffentlichkeit und in der Wirtschaft / Gewiefte Lenker der westlichen Welt / Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte erwies sich die CIA nicht nur als Meisterin der Spionage

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-22 vom 16. September 2022

CIA Seit 75 Jahren kämpft der US-Auslandsgeheimdienst auf zahlreichen Schlachtfeldern. Und dies nicht nur mit harter Hand, sondern auch mit geschickter Einflussnahme in der Öffentlichkeit und in der Wirtschaft
Gewiefte Lenker der westlichen Welt
Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte erwies sich die CIA nicht nur als Meisterin der Spionage
Wolfgang Kaufmann

Der vor 75 Jahren gegründete US-amerikanische Auslandsgeheimdienst Central Intelligence Agency (CIA) ist für seine umfangreiche Spionagetätigkeit sowie zahlreichen verdeckten und oft sehr gewaltsamen Operationen rund um die Welt bekannt und berüchtigt. Dabei setzte die „Firma“, wie die CIA salopp genannt wird, die Interessen der USA auch mit anderen Methoden durch.

So startete sie zu Beginn der 1950er Jahre die Operation Mockingbird (Operation Spottdrossel), deren Ziel darin bestand, die Medien in den USA und anderen westlichen Staaten zu beeinflussen, um die öffentliche Meinung zugunsten der Regierung in Washington zu manipulieren. In diesem Zusammenhang wurden beispielsweise in rund 400 Fällen Agenten in die Redaktionen der Zeitungen und Sender Amerikas eingeschleust oder dort tätige Journalisten angeworben. Davon waren unter anderem Blätter wie „The Washington Post“, „The New York Times“, „Newsweek“ und „The Miami Herald“ sowie die Anstalten ABC, NBC und CBS betroffen. Nach Einschätzung des Geheimdiensthistorikers Alfred McCoy sind noch heute „in jedem größeren New Yorker Nachrichtenmedium“ Handlanger der CIA tätig. Zudem beschäftigen die US-Massenmedien inzwischen auch ganz offen ehemalige Führungskräfte der Agency, darunter John Brennan CIA-Direktor von 2013 bis 2017, Michael Hayden CIA-Chef von 2006 bis 2009, und Stephen Holmes, 2013 Stationsleiter der CIA in Moskau.

Zusammenarbeit mit NROs

Darüber hinaus bediente sich der US-Auslandsgeheimdienst seit Anbeginn seiner Existenz diverser angeblicher Nichtregierungsorganisationen (NRO), die entweder von den USA oder kooperationswilligen Milliardären finanziert wurden beziehungsweise noch immer werden. Den Anfang machte die CIA hier mit dem 1948 gegründeten American Committee for a United Europe (ACUE), als dessen stellvertretender Geschäftsführer der CIA-Direktor Allen Welsh Dulles fungierte. Das ACUE förderte die Blockbildung in Westeuropa und schuf somit auch die Grundlagen für die EU sowie deren Gemeinschaftswährung Euro, indem es Gruppierungen wie die Europäische Bewegung International (EMI), Union Europäischer Föderalisten (UEF) und Europäische Jugendkampagne (EYC) finanzierte.

Dem ACUE folgte zwischen 1950 und 1967 der von der CIA alimentierte Kongress für kulturelle Freiheit (CCF). Diese in Paris ansässige antikommunistische Kulturorganisation trat nach außen hin als Sammlungsbewegung linksliberaler Intellektueller auf, agierte aber letztlich ebenso im Sinne der CIA wie die Pro-(West-)Europa-Aktivisten im Solde des ACUE.

Nachdem das aufgeflogen war, initiierte der US-Auslandsgeheimdienst die Gründung einer anscheinend unabhängigen Stiftung namens National Endowment for Democracy (NED), weil „es für demokratische Gruppen auf der ganzen Welt schrecklich wäre, als von der CIA subventioniert angesehen zu werden“, so der erste Präsident der NED, Carl Gershman. Seine überwiegend durch die Regierung in Washington finanzierte Stiftung förderte über tausend „zivilgesellschaftliche“ Zusammenschlüsse in mehr als 90 Staaten, darunter auch die US-amerikanische vorgebliche NRO Freedom House (FH), die bereits seit 1941 existiert und sich seither an Destabilisierungsmissionen in feindlichen Staaten beteiligt.

Einsatzgebiet Ukraine

2015 deckte der prominente Enthüllungsjournalist Robert Parry nach Einsicht in bislang gesperrte Dokumente in der Ronald Reagan Presidential Library auf, wie intensiv der CIA-Direktor William Casey und der hochrangige Desinformations- und Propagandaspezialist der Agency, Walter Raymond, in den 1980er Jahren mit Gershman und dem Vorsitzenden des Exekutivkomitees von Freedom House, Leo Cherne, kooperierten. Ebenso konnte Parry nachweisen, dass sich die CIA auch um eine private Finanzierung der Aktivitäten des NED-FH-Gespanns bemühte und in diesem Zusammenhang mindestens zwei Milliardäre als Geldgeber gewann, nämlich den Medienunternehmer australischer Herkunft Rupert Murdoch und Richard Mellon Scaife, Miteigentümer mehrerer großer Banken und Rohstoffkonzerne.

Die konspirativen Umtriebe der von der CIA gesteuerten „Nichtregierungsorganisationen“ in Osteuropa endeten dabei keineswegs mit dem Zerfall der Sowjetunion. Hierzu schrieb Gershman am 26. September 2013 in einem aufschlussreichen Kommentar für die „Washington Post“, es müsse nun das Ziel sein, die Ukraine ins westliche Lager zu ziehen, um den „Niedergang der Ideologie des russischen Imperialismus, die Putin repräsentiert, zu beschleunigen“.

Lesen Sie zu den Anfängen der CIA auch die Seite 10 dieser Ausgabe.