26.04.2024

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Folge 37-22 vom 16. September 2022 / Wirtschaftsförderung / Nicht gewinnorientiert und trotzdem nicht gemeinnützig / Über das Non-Profit-Unternehmen „In-Q-Tel“ investiert die CIA in Firmen, die für sie interessante Produkte entwickeln

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-22 vom 16. September 2022

Wirtschaftsförderung
Nicht gewinnorientiert und trotzdem nicht gemeinnützig
Über das Non-Profit-Unternehmen „In-Q-Tel“ investiert die CIA in Firmen, die für sie interessante Produkte entwickeln

Seit dem Jahr 1965 verfügt die Central Intelligence Agency über eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung namens Directorate of Science & Technology (DS&T). Dazu kam im Oktober 2015 das Directorate of Digital Innovation (DDI), dessen Aufgabe darin besteht, die Cyber-Fähigkeiten des Geheimdienstes auszubauen. 

Daneben sucht die „Firma“ auch Hilfe von außerhalb, wenn es darum geht, neue und geheimdienstlich relevante Technologien frühzeitig nutzbar zu machen. In diesem Zusammenhang finanziert sie seit 1999 die private „nicht-gewinnorientierte Körperschaft“ In-Q-Tel mit Sitz in Arlington (Virginia). Die vergibt Risikokapital an erfolgversprechende junge Unternehmen im Hochtechnologie-Bereich, die keine direkte Kooperation mit dem US-Regierungsapparat eingehen wollen, weil diese für die Vermarktung der Erfindungen hinderlich oder aber imageschädigend sein könnte. Die Idee hierzu hatte Ruth A. David, seinerzeit stellvertretende Direktorin von DS&T: Da die Technologieentwicklung viel schneller voranschreite, als eine durchbürokratisierte staatliche Behörde darauf reagieren könne, gebe es keine Alternative für den Einbezug der Privatwirtschaft, auch wenn darunter vielleicht die Geheimhaltung leide.

In-Q-Tel wurde am 29. September 1999 vom vormaligen Vorstandsvorsitzenden des Rüstungskonzerns Lockheed Martin Corporation, Norman Augustine, sowie dem Videospielentwickler Gilman Louie gegründet und soll seitdem Jahr für Jahr hohe zweistellige Millionenbeträge investiert haben. Die Liste der bezuschussten Unternehmen umfasst inzwischen mehrere Hundert Namen, aus denen sich auch ergibt, was den Geheimdienst besonders interessiert, nämlich Verfahren zur automatischen Sprachübersetzung und computergesteuerten Gesichtserkennung beziehungsweise Überwachung sozialer Medien sowie zur Echtzeitanalyse, Geodatenauswertung, Datenverschlüsselung, Genanalyse und Vorratsdatenspeicherung.

Ansonsten scheint In-Q-Tel neuerdings auch die Entwicklung von mRNA-Impfstoffen durch das Ende 2020 gegründete kalifornische Unternehmen National Resilience voranbringen zu wollen. Darauf deutet der Umstand hin, dass die neue „Biopharma Manufacturing Company“ auf Initiative der In-Q-Tel-Vizepräsidentin Luciana Borio entstand und der In-Q-Tel-Chef Christopher Darby im Vorstand von National Resilience sitzt.

In der Bundesrepublik hat In-Q-Tel bislang in drei Unternehmen investiert. Dazu zählt das Dresdner Satellitentechnologie-Start-up Morpheus Space, das auf Ionenstrahlantriebe zur Steuerung von Nanosatelliten spezialisiert ist.W.K.