29.03.2024

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Folge 38-22 vom 23. September 2022 / Salzmangel / Arbeit der Kläranlagen gestört

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-22 vom 23. September 2022

Salzmangel
Arbeit der Kläranlagen gestört

Eisen- und Aluminiumsalze werden für die chemische Wasserreinigung benötigt. Sie sorgen für die Ausfällung von Schmutz und schädlichen Substanzen, die möglichst nicht mit dem behandelten Abwasser in Flüsse oder Seen gelangen sollen. Dazu zählen insbesondere Phosphate. Schließlich sind die Salze und Ester der Orthophosphorsäure de facto Düngemittel und erhöhen den Nährstoffgehalt von Gewässern. 

Durch eine derartige Eutrophierung nimmt insbesondere das Wachstum von Algen zu. Letzteres ist höchst unerwünscht, denn bei einer starken Algenblüte oder auch Algenpest sinkt der Sauerstoffgehalt im Wasser, und das führt zum Absterben vieler Lebewesen. Im schlimmsten Fall bilden sich sogar Cyanobakterien, fälschlich auch Blaualgen genannt. Diese sondern eine Vielzahl von Sekundärmetaboliten ab, von denen etliche toxisch wirken. Das versursacht noch größere Umweltschäden. 

Deshalb ist jeglicher Mangel an Eisen- und Aluminiumsalzen in Kläranlagen fatal. Doch genau der herrscht nun. Grund hierfür ist die Drosselung der chemischen Produktion aufgrund der hohen Energiekosten im Land, denn bei vielen nun zurückgefahrenen Prozessen fielen die Fällmittel als Nebenerzeugnis an.

Wegen des Fehlens der Eisen- und Aluminiumsalze können etliche Kläranlagen die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte nicht mehr einhalten. Darum haben die Umweltministerien der norddeutschen Flächenländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern bereits Ausnahmegenehmigungen erteilt, die es den Entsorgungsbetrieben erlauben, auch stärker phosphathaltige Abwässer in die Umwelt zu leiten.

Sollte die Misere beim Nachschub an Fällmitteln anhalten, werden bald wohl nolens volens andere Bundesländer folgen. Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) warnt bereits vor den daraus resultierenden Schäden. Manche Experten sprechen gar von einer „verordneten Eutrophierung“.W.K.