26.04.2024

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Folge 38-22 vom 23. September 2022 / Katastrophenschutz / Rheingau-Taunus-Kreis simuliert Blackout / Das Planspiel ergab unter anderem, dass mit 400 Toten in den ersten acht Tagen zu rechnen wäre

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-22 vom 23. September 2022

Katastrophenschutz
Rheingau-Taunus-Kreis simuliert Blackout
Das Planspiel ergab unter anderem, dass mit 400 Toten in den ersten acht Tagen zu rechnen wäre

Noch im Juli behauptete Wirtschaftsminister Robert Habeck: „Wir haben aktuell ein Gasproblem, kein Stromproblem.“ Damit wollte er die Kritik an der geplanten Abschaltung der letzten drei deutschen Kernkraftwerke abwürgen. 

Die Folge war, dass sich rund 650.000 Bürger zum Kauf von elektrischen Heizlüftern entschlossen, um bei Heizungsausfällen im Winter nicht im Kalten zu sitzen. Daraufhin wurde die Befürchtung laut, der Betrieb der Geräte könnte das ohnehin störanfällige Stromnetz überfordern. Nicht zuletzt deshalb veranstaltete der Rheingau-Taunus-Kreis im hessischen Regierungsbezirk Darmstadt als erster von insgesamt 401 Kreisen und kreisfreien Städten eine Simulation der Folgen eines längeren Blackouts. Dabei trat Dramatisches zutage.

Wie das Planspiel ergab, käme es zuerst zum Ausfall des Internets sowie der Festnetztelefone und Heizungsanlagen, dicht gefolgt vom Zusammenbruch des Mobilfunknetzes. Tankstellen und Supermärkte hätten keine Möglichkeit mehr, die Bürger zu versorgen, weil die Kraftstoffpumpen, Kühlanlagen und Bezahlsysteme ausfallen. 

Spätestens nach 24 Stunden würden dann auch viele Nutztiere in ihren unbelüfteten Ställen sterben und die Wasserversorgung kollabieren. Dahingegen könnten Kliniken und Pflegeeinrichtungen eine Zeit lang von den vorhandenen Notstromaggregaten profitieren, wobei deren Kraftstoffvorräte jedoch stark begrenzt sind.

Angesichts all dessen sowie auch der vermuteten Zunahme von Gewalttaten rechnen die Verantwortlichen im Rheingau-Taunus-Kreis mit rund 400 Toten in den ersten 96 Stunden eines Blackouts. Auf die gesamte Bundesrepublik hochgerechnet wären dies 180.000 Opfer.

Schockieren muss allerdings nicht nur diese Zahl. Laut Auskunft des Kreisbrandinspektors in Bad Schwalbach, Christian Rossel, ist auch die „Betriebsmittelsicherheit“ des Katastrophenschutzes momentan nicht gewährleistet. So bräuchten die Krisenstäbe Strom für Server und satellitengestützte Kommunikationssysteme. 

Das Notstromaggregat im Keller des Kreishauses könne aber nur 16 Stunden laufen, für mehr reiche der Inhalt des vorhandenen 1000-Liter-Tanks nicht. Darüber hinaus bezifferte Rossel den Bedarf von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten auf weitere 10.000 Liter Kraftstoff pro Tag. Hieraus zog er den Schluss, dass es eine deutlich bessere Bevorratung geben müsse als bisher, was naheliegenderweise Geld koste.

Den finanziellen Mehrbedarf will Landrat Frank Kilian (parteilos) nun bei den Beratungen zum Haushalt 2023 anmelden. Insofern können die Bürger des Rheingau-Taunus-Kreises nur hoffen, dass ein Blackout bis zum Jahresende ausbleibt oder kurz und glimpflich ausfällt. 

Jedenfalls nahm der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB), Gerd Landsberg, die Simulation in Hessen zum Anlass, um die Bundesbürger nochmals eindringlich daran zu erinnern, Wasser- und Lebensmittelvorräte für 14 Tage anzulegen, denn die Situation dürfte anderswo in Deutschland kaum besser aussehen.W.K.