28.03.2024

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Folge 38-22 vom 23. September 2022 / China / Ein Land, zwei Corona-Systeme / Peking verfolgt eine Null-Covid-Politik. Hongkong tut es nicht und hat doppelt so viele Corona-Tote

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-22 vom 23. September 2022

China
Ein Land, zwei Corona-Systeme
Peking verfolgt eine Null-Covid-Politik. Hongkong tut es nicht und hat doppelt so viele Corona-Tote

In Hongkong grassiert seit Januar Covid. Die Stadt verfolgt eine weniger strenge Version von Pekings drakonischer Null-Covid-Politik. Deshalb hat die ehemalige britische Kronkolonie doppelt so viele Corona-Tote wie der Rest Festlandchinas. 

Gleich zu Beginn der Pandemie im Februar des Jahres 2020 wurden die Grenzen zwischen der Sonderverwaltungszone und dem Rest der Volksrepublik fast so dicht geschlossen, wie zu Zeiten, als Hongkong noch britische Kronkolonie war und zwischen beiden Ländern die politische Systemgrenze des Kalten Krieges verlief. Hongkong ist vom chinesischen Festland und dem Rest der Welt abgeschnitten. Die Pandemie-Beschränkungen haben die Wirtschaftstätigkeit verringert, die psychische Gesundheit der Einwohner belastet und eine Massenflucht von Menschen und Kapital aus dem Finanzzentrum ausgelöst.

Hongkongs Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im zweiten Quartal um 1,4 Prozent, nachdem es im ersten Quartal bereits um 3,9 Prozent gesunken. Damit sind per definitionem die Bedingungen einer technischen Rezession erfüllt. Und es ist bereits die zweite innerhalb von drei Jahren. 

Trotz der Zusage, die Verkehrsanbindung der Stadt an den Rest der Volksrepublik wiederherzustellen, hat der seit Mai amtierende Regierungschef Hongkongs, John Lee Ka-chiu, keinen konkreten Fahrplan oder Zeitplan für die Wiedereröffnung vorgelegt. 

Viele Beobachter vermuten, dass eine Öffnung dieser innerchinesischen Grenze erst möglich sein wird, wenn Peking seine Null-Toleranz-Strategie gegenüber dem Virus aufgibt. Lee wollte nach China reisen, um Gespräche über den grenzüberschreitenden Personenaustausch zu führen. Die Absage der Reise durch Peking zeigt, dass es keinen gibt.

Der entscheidende Grund für Chinas Null-Covid-Politik ist, dass 100 Millionen seiner 264 Millionen Bürger über 60 Jahre nicht vollständig geimpft sind. Laut einer Studie von Forschern der Fudan-Universität in Shanghai, der Indiana-Universität und des U.S. National Institutes of Health könnte eine Lockerung der Covid-19-Beschränkungen in China in nur einem Vierteljahr zu 112 Millionen Fällen und 1,5 Millionen Todesfällen führen. Deshalb ist eine Null-Covid-Politik geboten. 

Eine geimpfte Minderheit

Im halbautonomen Hongkong führte dagegen eine Welle der hochgradig übertragbaren Omikron-Variante in den letzten Monaten zu einer der höchsten täglichen Sterblichkeitsraten der Welt. 95 Prozent dieser Todesfälle traten bei den über 60-Jährigen auf, die nicht vollständig geimpft worden waren.

Dass nur eine Minderheit von nicht einmal 38 Prozent der über 60 Jahre alten Chinesen vollständig geimpft ist, liegt an Chinas Erfolg bei der Eindämmung der Ausbreitung weniger übertragbarer Varianten als auch daran, dass der Staat Covid triumphierend für besiegt erklärt hat. Ältere Menschen, die kaum noch ins Ausland reisen wollen, sahen deshalb keine Notwendigkeit, sich gegen das Virus impfen zu lassen. 

Erschwerend kommt hinzu, dass China aufgrund einer verhängnisvollen Mischung aus nationaler Sicherheit und Nationalstolz keine ausländischen Impfstoffe zugelassen hat, was bedeutet, dass seine Senioren keinen Zugang zu den wirksamsten Typen haben, die auf der mRNA-Technologie basieren. 

Die einheimischen Alternativen sind nur sporadisch wirksam. Zwar können auch die besten Covid-19-Impfstoffe die Ansteckung nicht verhindern, aber sie verlangsamen die Ausbreitung und verringern den Schweregrad der Symptome drastisch und bieten damit eine verantwortbare Alternative zu einer Null-Covid-Politik.Bob