28.03.2024

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Folge 38-22 vom 23. September 2022 / Verlage / Schicksal einer Bücherinstitution der DDR / Großzügige Schenkung – Das Archiv des Aufbau-Verlags wandert in die Staatsbibliothek zu Berlin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-22 vom 23. September 2022

Verlage
Schicksal einer Bücherinstitution der DDR
Großzügige Schenkung – Das Archiv des Aufbau-Verlags wandert in die Staatsbibliothek zu Berlin
Wolfgang Dahle

Kürzlich wurde – wie auch in der PAZ vom 9. September – über eine Ausstellung in Berlin zum „Leseland DDR“ berichtet, die von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur bis zum 4. Oktober initiiert wird. Die früheren Verlage aus Mitteldeutschland gingen nach 1989 in anderen Besitz über, nur einigen wenigen gelang es, weiter zu existieren. 

Durch die Teilung Deutschlands war ein Ausverkauf vieler DDR-Verlage unumgänglich geworden, wie die traditionsreichen Häuser von Brockhaus, Gustav Fischer, Hermann Haack, Insel-Verlag, Gustav Kiepenheuer, Paul List, Rütten & Loening, Reclam, B.G. Teubner oder der Georg Thieme-Verlag. 

Auskunft darüber gibt die 2010 erschienene Buchdokumentation des Verlegers Christoph Links „Schicksal der DDR-Verlage – Die Privatisierung und ihre Konsequenzen“ über alle Staatsverlage und Verlage anderer Einrichtungen, die natürlich vom Staat kontrolliert wurden. Diese Arbeit mit umfangreichem Anhang und vielem analytischen Material wurde 2007 an der Humboldt-Universität verteidigt und später weiter ergänzt. 

Darin wird auch berichtet, welche Eigentümer heute die Einrichtungen besitzen oder wie mitteldeutsche Einrichtungen sich bemühen, die Archivalien weiter zu verwalten wie zum Beispiel das Archiv des Insel-Verlags in Leipzig. Neben Nachlässen und Autographen bilden Verlagsarchive eine erstklassige Quelle für die Geschichte der wissenschaftlichen und schöngeistigen Literatur. So entsprach das Verlagsprogramm den staatlichen Vorgaben der DDR.

Der legendäre und in der damaligen DDR führende Aufbau-Verlag des Kulturbundes, der in Berlin und Weimar ansässig war, und der bereits im August 1945 in Berlin gegründet wurde, wechselte in den 1990er Jahren in den Besitz des aus Kassel stammenden Verlegers Bernd F. Lunkewitz, der die Unterlagen bis vor Kurzem als Eigentümer besaß.

Nun hat der frühere Besitzer, der den Verlag weiter veräußerte, aber noch Besitzer des Verlagsarchivs war, dieses an die Staatsbibliothek zu Berlin als Depositum übergeben. Lunkewitz, der seinen Hauptwohnsitz in den USA hat, konnte das Archiv in gute Hände geben. Er war „sehr froh, dass die Schenkung rechtsgültig abgeschlossen und das Archiv des Aufbau-Verlages auf Dauer für wissenschaftlichen Forschungen gesichert ist“, wie er vorher mitteilte.

Teile des Archivs wurden bisher verfilmt und digitalisiert und stehen im Handschriftenlesesaal der Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Übergabe des Archivs des Aufbau-Verlags gehört zu den bedeutendsten Schenkungen an die Berliner Staatsbibliothek.