26.04.2024

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Folge 38-22 vom 23. September 2022 / Friede von Melnosee / Eine der stabilsten Grenzen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-22 vom 23. September 2022

Friede von Melnosee
Eine der stabilsten Grenzen
Manuel Ruoff

Es gehört geradezu zur Tragik des Deutschordensstaates, dass zwei territoriale Interessensgegensätze seine Beziehungen zu seinen großen Nachbarn Polen und Litauen belasteten. Da ist zum einen der Streit um Pommerellen, das heutige Westpreußen, das der Ordensstaat als Landbrücke zum Heiligen Römischen Reich erstrebte und Polen als Zugang zur Ostsee. Und dann ist da zum anderen der Streit um Samaiten, das der Ordensstaat als Landbrücke zu seiner nordöstlichen Exklave, dem Livländischen Ordenszweig, erstrebte und Litauen als Ostseezugang. 

Der erstgenannte Interessensgegensatz hat im weiteren Sinne erst 1990 ein Ende gefunden mit der Überlassung Ostpreußens an Polen durch die Bundesrepublik. Erst damit stellte sich nicht mehr die Frage der Landverbindung zwischen dem Land der dunklen Wälder und Kerndeutschland. 

Der andere Konflikt wurde bereits vor 600 Jahren mit dem Frieden von Melnosee zugunsten Litauens entschieden. Der am 27. September 1422 im preußischen Oberland geschlossene Vertrag zwischen dem Deutschen Orden auf der einen Seite sowie dem Königreich Polen und dem Großherzogtum Litauen auf der anderen lässt klar erkennen, wer aus den vorangegangenen kriegerischen Verwicklungen als Verlierer hervorgegangen war. So verzichtete der Deutschordensstaat nicht nur zugunsten Litauens auf Samaiten, sondern auch zugunsten Polens auf das Gebiet um Nessau (Nieszawa). Dafür verzichtete der polnische König in dem Vertrag aber wenigstens auf seine Ansprüche auf Pommerellen sowie das Kulmer und das Michelauer Land. 

Diese polnische Verzichtserklärung nützte dem Deutschen Orden indes nicht lange. Noch im selben Jahrhundert, im Zweiten Thorner Frieden von 1466, verlor der Orden unter anderem auch diese drei Gebiete an den König Polens. 

An der Grenze zu Litauen änderte sich indes jahrhundertelang nichts. Dieses gilt insbesondere für die Grenzziehung rechts der Memel. Erst die Siegermächte des Ersten Weltkrieges änderten dort den Grenzverlauf. Sie zwangen das Deutsche Reich in Versailles auf das Gebiet zwischen der bisherigen Grenze und der Memel, das sogenannte Memelgebiet, zu verzichten. Das führt zu der in gewisser Hinsicht skurrilen Situation, dass der Friede von Melnosee, der dem Deutschen Orden einst Verzicht abverlangte, mittlerweile unter Ostpreußen ein positives Image hat.