19.04.2024

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Folge 38-22 vom 23. September 2022 / Schlagermusiker / Unvergessene Silvester-Partys / Erfolg mit „Zucker im Kaffee“ – Am 24. September wäre der aus dem Sudetenland stammende Sänger Erik Silvester 80 geworden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-22 vom 23. September 2022

Schlagermusiker
Unvergessene Silvester-Partys
Erfolg mit „Zucker im Kaffee“ – Am 24. September wäre der aus dem Sudetenland stammende Sänger Erik Silvester 80 geworden
Markus Bauer

Er hatte schon 1971 einen „Skandal um Rosi“ besungen, zehn Jahre bevor die Münchener Musikgruppe Spider Murphy Gang ihren Hit „Skandal im Sperrbezirk“ herausbrachte. Inhaltlich sind es zwei völlig verschiedene Lieder. Den 1971er Schlager sang Erik Silvester, der vor 80 Jahren geboren wurde. Als Erik Herschmann kam er am 24. September 1942 in Briesen [Břežánky] im damaligen Landkreis Bilin im Sudetenland zur Welt.

Auf der Bühne zu stehen war wohl immer sein Wunsch. Daher absolvierte er eine dreijährige Schauspielausbildung. Bereits damals – im Jahr 1960 – nahm er die erste Single auf. Doch weder die A-Seite „Karina-Lu“ noch die B-Seite „Schön ist’s, verliebt zu sein“ schafften den Sprung in die Charts. Ebenso nahm er – allerdings noch ohne Erfolg – am zum zweiten Mal durchgeführten Deutschen Schlagerfestival teil. 

Daher vertiefte Erik Herschmann seine Musikkenntnisse mit einem Studium der Harmonie- und Kompositionslehre, auch um mit eigenen Werken als Komponist, Texter und Produzent tätig zu werden. Instrumental war er sowieso topp – er spielte Gitarre, Bass, Klavier, Schlagzeug und Saxophon. 

Einen neuen Anlauf nahm er – nun mit dem Künstlernamen Erik Silvester – im Jahr 1966. Bei Polydor spielte er die Titel „Weine nicht“ und „Verzeih“ sowie (erschienen im November) „Das kann nicht wahr sein“ mit „Das ist längst vorbei“ ein. Beim letztgenannten Lied war er auch Autor. Doch auch diese Singles zogen nicht.

Dieter Thomas Hecks Premierengast

Langsam aufwärts ging es nach dem Wechsel zu Electrola. Die im Sommer 1967 veröffentlichte Single „Dann fiel die Türe zu“ (B-Seite „Ich will – ich will“) erreichte im September Platz 26 in den deutschen Charts und Silvester größere Bekanntheit. Mit dem Rock-’n’-Roll-Lied „Susanna“ kletterte er am 15. Juli 1968 sogar auf Platz 17. Und mit „Oh la la, sie hat rotes Haar“ (15. Dezember 1968 – Platz 39) war er am 18. Januar 1969 Teil der deutschen TV-Geschichte. Damals wurde erstmals die ZDF-„Hitparade“ mit Dieter Thomas Heck ausgestrahlt – und Silvester war mit eben diesem Titel dabei. 

Das erfolgreichste Jahr war 1969. „Ich seh’ die Mädchen gern vorübergehen“ kam im Juni auf Platz 16. Am 15. Oktober 1969 stieg er erneut in die Charts ein und blieb dort 22 Wochen lang mit dem größten Erfolg seiner Karriere: „Zucker im Kaffee“. Das Lied landete auf Platz 14 in den deutschen Charts und war zehn Wochen sogar auf Platz 1 in der brasilianischen Hitparade. Der Erfolg in Brasilien rührte daher, dass der Titel der deutsche Beitrag zum 4. Internationalen Schlager-Festival von Rio de Janeiro war.

In Radio-Hitparaden kletterte der ruhigere 1970er-Titel „Bleib nicht einsam heut Nacht“ an die Spitze. Die Komposition stammte von ihm, den Text schrieb Kollege Michael Holm. Die deutschen Charts notierten Platz 30, ebenso für den Nachfolger, den „Skandal um Rosi“. Danach bewegten sich die Platzierungen in den deutschen Charts in den 30er und 40er Rängen. Der letzte Top-Hit mit Platz 11 am 9. Februar 1976 war „Wenn die Trommel ruft“. Die letzten Platten waren 1997 die CD „Ein Koffer voller Träume“ und die von Silvester selbst geschriebenen „Te quiero, ich liebe dich“ und „Komm, tanz mit mir“ auf einem kleinen österreichischen Label.

In den 1980er und 1990er Jahren verlegte sich Silvester stärker aufs Komponieren und Produzieren für andere Sänger. Schon 1971 erschien der von ihm für Trompete komponierte „Lonesome Trumpet Blues“. Ausgerechnet dies wurde sein größter Hitparadenerfolg und landete sogar in Australien auf Platz 1. In der Ölkrise 1973 schrieb er für den aus Bübingen im Saarland stammenden Eddy März den Titel „Es ist kein Benzin mehr da“. 

Ein komplizierter Sprunggelenkbruch nach einem Auftritt, der ihn 2005 fast ein Jahr außer Gefecht setzte, führte zum Rückzug aus dem Musikgeschäft. Zwei Monate nach seinem 66. Geburtstag starb Silvester am 23. November 2008 nach kurzer Krankheit an Herzversagen. Seine Werke wurden über 25 Millionen-Mal auf Platten, Kassetten und CDs verkauft, heute können seine Lieder auch per Internet gehört werden.