20.04.2024

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Folge 39-22 vom 30. September 2022 / Islamische Welt / Tapfere Musliminnen / Wie in Afghanistan und Kurdistan scheinen auch im Iran die Frauen mutiger zu sein als ihre Landsmänner

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-22 vom 30. September 2022

Islamische Welt
Tapfere Musliminnen
Wie in Afghanistan und Kurdistan scheinen auch im Iran die Frauen mutiger zu sein als ihre Landsmänner
Bodo Bost

Dass die Frauen in islamischen Ländern tapferer sind als die Männer hatten sie bereits im letzten Jahr in Afghanistan bewiesen, als die Männer vor den Taliban wegliefen und die Frauen gegen diese auf die Straße gingen. Auch haben die Kurden den Islamischen Staat in Syrien in großem Maße wegen ihrer tapferen Fraueneinheiten besiegt, welche die Gotteskrieger das Fürchten lehrten. 

Diesmal ist der Gottesstaat Iran an der Reihe, der von einer Welle wachsender, von Frauen angeführter Demonstrationen überrollt wird. Wieder einmal antwortet das Mullah-Regime auf die einzige Art und Weise, die es zu kennen scheint: mit Polizeigewalt.

Alles begann mit dem Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini am 16. September in Teheran, drei Tage nachdem sie von der Sittenpolizei, der ominösen Gasht-e Ershad, verhaftet worden war. Der Grund war ein Kopftuch, das im iranischen Gottesstaat, der ganz auf den Prinzipien des Koran und dem Machterhalt der Mullahs beruht, Pflicht ist und das in einer Weise getragen wurde, die als unpassend empfunden wurde. Da keine Autopsie durchgeführt werden durfte, welche die Wahrheit über die Todesumstände hätte ans Licht bringen können, glaubt kaum noch jemand den Unschuldsbeteuerungen der Behörden. Hundertausende Iraner, vor allem weibliche und junge, gingen schleierlos auf die Straßen, diesmal auch in „heiligen Städten“ wie Ghom. Dabei kamen Dutzende weitere Menschen ums Leben.

Frauen haben Status von Kindern

Besonders stark sind die Proteste im kurdischen Teil des Iran, aus dem Amini stammte. Videos zeigten, wie Frauen bei Kundgebungen mit entblößtem Kopf ihre Haare mit wütenden Scherenschnitten abschnitten, während andere unter Beifall ihre Schleier ins Feuer warfen. Die neuen Proteste sind stärker als die Unruhen, die 2019 durch eine Erhöhung der Treibstoffpreise ausgelöst wurden. Sie waren damals von den iranischen Behörden gnadenlos niedergeschlagen worden. Internationalen Menschenrechtsorganisationen zufolge waren seinerzeit innerhalb von drei Tagen mehr als 300 Menschen getötet worden.

Der seit 2021 amtierende ultrakonservative Präsident Ebrahim Raissi hatte im Juli „präventive Maßnahmen“ verkündet, um zu verhindern, dass „die Feinde des Iran und des Islams“ den „religiösen Werten und Grundlagen der Gesellschaft“ schaden könnten. 

Nach dem strengen Islam, der im Gottesstaat Iran herrscht, haben Frauen vor Gericht und in der Gesellschaft in etwa die Stellung von Kindern, die einen männlichen Vormund und eine männliche Sittenpolizei zur Aufsicht brauchen. Frauen können im Iran nur noch durch Zwang und ex­treme Gewalt kontrolliert werden. Deshalb auch brannten bei den Demonstrationen Bilder von religiösen und militärischen Führern

Verrat durch Politikerinnen

Die jetzige Gewalt gegen die Frauen, die auch im Iran die Hälfte der Gesellschaft stellen, ist ein brutaler Rückschritt nach der Milde, für die der letzte Präsident Hassan Rohani während seiner Amtszeit plädiert hatte. Dieser hatte 2018 der Religionspolizei ihre „Aggressivität“ vorgeworfen, die durch eine Videoaufnahme deutlich wurde, in der drei ihrer Mitglieder gewalttätig auf eine Frau losgegangen waren, die beschuldigt wurde, ihren Schleier nicht richtig zu tragen. 

Im Stich gelassen werden die mutigen Frauen im Iran vor allem auch von den angeblich emanzipierten Frauenrechtlerinnen im Westen, die den Kampf der Frauen im Iran nicht unterstützen, weil dieser nicht ihrer Ideologie von „cancel culture“ entspricht und so für sie ein Kopftuch ein Zeichen der Emanzipation ist. Auch unterstützen westliche Politikerinnen die Politik radikal-islamischer Regime, wenn sie sich bei offiziellen Staatsbesuchen in den entsprechenden Ländern aus Opportunismus oder Bequemlichkeit Kopftücher umbinden. 

Dass es auch anders geht, zeigt die CNN-Journalistin Christiane Amanpour, die sich aus Solidarität mit den verfolgen kopftuchlosen Frauen im Iran weigerte, für ein Interview mit dem iranischen Präsidenten am Rande der UN-Vollversammlung in New York ein Kopftuch anzuziehen, und lieber das Interview platzen ließ.