25.04.2024

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Folge 39-22 vom 30. September 2022 / Forschung / Die Qualle ewiger Jugend: Turritopsis dohrnii / Gewidmet Anton Dohrn aus Stettin-Hökendorf – Gründer und Leiter der Zoologischen Station Neapel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-22 vom 30. September 2022

Forschung
Die Qualle ewiger Jugend: Turritopsis dohrnii
Gewidmet Anton Dohrn aus Stettin-Hökendorf – Gründer und Leiter der Zoologischen Station Neapel
Brigitte Klesczewski

In der „Braunschweiger Zeitung“ stand am 2. September 2022 ein Artikel mit der Überschrift: „Qualle mit ewiger Jugend entdeckt“. Spanische Wissenschaftler wollen aus der Tierart Lehren für Altersforschung ziehen. Biologen um den Molekularbiologen Carlos López-Otín von der Universität Oviedo, Spanien, haben vor Mallorcas Küste Exemplare der Art Turritopsis dohrnii identifiziert, die über ein Programm der Zellverjüngung verfügt. Es ist der Name der Qualle, der nach Pommern führt. 

Ihren wissenschaftlichen Namen erhielt die Qualle 1883 von dem Zoologen August Weismann (1834–1914), der bei seiner Arbeit um die Turritopsis wesentlich durch Anton Dohrn, dem Gründer und ersten Leiter der Zoologischen Station Neapel, unterstützt wurde. Diese Station mit Unterwasseraquarium ist erst 1874 eröffnet worden und zählt heute zu den ältesten biowissenschaftlichen Forschungseinrichtungen der Welt. Sie trägt den Namen „Stazione Zoologica Anton Dohrn“.

Anton Dohrn (1840–1909) war der jüngste Sohn von Carl August Dohrn, dessen Vater Heinrich Dohrn (1769–1852) Mitbegründer und Direktor der Pommerschen Provinzialen Zuckersiederei (kurz PPZ) in Stettin war. Im Gründungsjahr der PPZ 1817 hatte Dohrn das bescheidene Pfarrgut am Rande der Buchheide in Hökendorf erworben. Für ihn und alle nachfolgenden Dohrns war dieser Landsitz das Domizil eines wohlhabenden Bürgers. 

Anton Dohrn wurde im Familienbegräbnis der Dohrns in Hökendorf beigesetzt. Wertvolle Schriften, Sammlungen und Andenken des Forschers lagerten im Archiv des Hökendorfer Gutshauses. Sie gingen am Ende des Krieges 1945 verloren. Der Namen Dohrn bleibt aber dank der Arbeit Weismanns für immer am Leben. So wie die unsterbliche Qualle Turritopsis dohrnii.

Weismann, der bahnbrechende Leistungen auf dem Gebiet der Vererbungs- und Abstammungslehre vollbrachte, erkannte als erster die Kontinuität des Keimplasmas. Das Ordnungsprinzip für die Qualle liest sich wie folgt:

Klasse: Hydrozoa

Ordnung:Anthomedusae  

Unterordnung:Filifera

Familie: Oceaniidae 

Gattung:Turritopsis

Art:Turritopsis dohrnii


Der wissenschaftliche Name der Qualle lautet Turritopsis dohrnii. Diese Qualle mit einem Durchmesser von vier bis fünf Millimetern und einem glockenförmigen Körper kann ihren Lebenszyklus umkehren. Diese Fähigkeit der Qualle ermöglicht es ihr, sich zu verjüngen. Sie stirbt also nach erfolgter Vermehrung nicht ab. Zellen im Außenschirm können zum Keim eines neuen Polypen werden. Durch die wissenschaftliche Namensgebung „Turritopsis dohrnii“ für einen quasi unsterblichen, kolonienbildenden Polyp ist der Name Dohrn unsterblich geblieben.

Auch die Polen, die heute in Stettin-Hökendorf, das sich jetzt Kleskowo nennt, zu Hause sind, lassen die Gutsfamilie nicht in Vergessenheit geraten. Sie haben hinter der Kirche und neben der Ruine des Dohrnschen Kuhstalles Tafeln aufgestellt, auf denen die Familie Dohrn vorgestellt wird. Vom Gutshaus selbst blieb nichts erhalten.