29.03.2024

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Folge 39-22 vom 30. September 2022 / Königsberger Gebiet / Reisen in schwieriger Zeit / Im Frühsommer reiste der Autor mit seiner russischen Ehefrau nach Ostpreußen – Teure Lebensmittel, günstige Energiepreise

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-22 vom 30. September 2022

Königsberger Gebiet
Reisen in schwieriger Zeit
Im Frühsommer reiste der Autor mit seiner russischen Ehefrau nach Ostpreußen – Teure Lebensmittel, günstige Energiepreise
Joachim Ruhnau

Als Nachfahre von Ostpreußen bin ich seit 2010 schon 60 Mal im Königsberger Gebiet gewesen und habe dort mittlerweile zwei Jahre meines Lebens verbracht. 2015/2016 erwarb ich eine Wohnung im Litauer Wall mit Blick auf die Lomse. Im August 2018 habe ich Marija, geboren in Wehlau [Znamensk], kennengelernt, und wir haben im April 2019 in Königsberg geheiratet. Am 6. Juni vergangenen Jahres wurde unser Marjellchen Viktoria (Vika) Friederike geboren, das uns seither bei unseren Reisen begleitet. Als Familie führen wir einen Wohnsitz im Westerwald und den zweiten in Königsberg. Beruflich bin ich noch an den Westen gebunden, aber wer kennt schon seine Zukunft?

Ich bin für die Prußen-Stiftung Tolkemita, die Prussia-Gesellschaft, die Kreisgruppe Bonn der Landsmannschaft Ostpreußen und den Förderkreis Kirche Tharau aktiv und habe vor der Corona-Pandemie für diese Kontakte nach Königsberg unterhalten. Es hatten sich gute Kontakte zu den damaligen Museumsdirektoren des Historischen Museums, des Museums Friedländer Tor und Königstor sowie des Bernsteinmuseums entwickelt. Diese Kontakte wurden durch die zwischenzeitlichen Reiseschwierigkeiten unterbrochen.

Seit dem 15. Juli steht der Reiseverkehr nach Russland jedem wieder offen, und die russischen Konsulate erteilen Visa. Allerdings sind aktuell nur Einreisen auf dem Landweg möglich. Vika und ich haben als Familienangehörige von Marija unbeschränkte Jahresvisa. Unsere nach Corona dritte Reise in die Russische Föderation führte uns nach Königsberg, Wehlau, Friedland, Cranz und Moskau.

Einige Eckpunkte zur Situation 

Der Spritpreis lag zur Zeit unserer Reise umgerechnet um die 70 Cent, der Wechselkurs Euro/Rubel lag bei 1:65 bis 1:70. Die privaten Wechselstuben sind verschwunden. Wechseln bei den Banken ist problemlos möglich.

In den Supermärkten gab es alles im Überfluss. Speiseöl, Zucker, Mehl, Toilettenpapier etc. sind in großer Auswahl erhältlich. Allerdings erreichen mehr Produkte als früher deutsches Preisniveau. Die „Privatsanktionen“, unter anderem von H&M, Chanel oder McDonalds,  sind kaum zu bemerken. Das Fehlen von Mc Donalds dürfte die Gesundheit steigern. Die Kosten für unsere Wohnung am Litauer Wall sind gering. Der Jahresbetrag für Gas ist günstiger als ein Essen im Restaurant. Strom ist noch billiger.

Wir sind in der Russischen Föderation überall freundlich aufgenommen worden. Man ist Deutschen gegenüber weiterhin aufgeschlossen. Im Königsberger Gebiet sind Deutsche oft als Landwirte aktiv. Einige Italiener, die zunächst in Westdeutschland lebten, führen in Königsberg  Eiscafés und Restaurants. Inneneinrichtungen von Cafés und Restaurants werden häufig mit alten Fotos aus deutscher Zeit dekoriert.

Deutsche Produkte lassen sich überall erwerben. Auch für russische Produkte werden oft deutsche Namen verwendet, zum Beispiel für in der Russischen Föderation gebrautes Bier. Viele Güter, die zum Verkauf angeboten werden, stammen wie bei uns aus China. 

In Königsberg und den Badeorten herrscht hohe Bautätigkeit an großen Wohnkomplexen. Viele davon, beispielsweise das „Rossgarten“ am Schlossteich neben der Stadthalle, tragen stilistische Anleihen bei historischen Königsberger Gebäuden. Erfreulich ist, dass der Zustand deutscher Gebäude und Denkmäler oft verbessert wird. Beispielsweise wurde das vom Verfall bedrohte Tor zum Löbenichter Hospital in Privatinitiative grundsaniert und in augenscheinlich sehr guten Zustand versetzt (die PAZ berichtete).

Mit dem Flugzeug reisten wir weiter nach Moskau. Die Eindrücke sind jedoch zu groß, um sie hier nur kurz zu schildern. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir dort das Münchener Restaurant „Spaten Haus“ in der Tomskaja und die Hilfsbereitschaft der Moskowiter.

Die sichtbare, jedoch zurückhaltende Polizeipräsenz in den Zentren von Königsberg und Moskau haben wir als angenehm empfunden. Wir wurden weder selbst kontrolliert noch haben wir Personenkontrollen beobachtet.