20.04.2024

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Folge 40-22 vom 07. Oktober 2022 / Großbritannien / Ende eines friedlichen Zusammenlebens / Ein Kricketspiel löst in England eine Spirale der Gewalt zwischen dort lebenden Hindus und Muslimen aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-22 vom 07. Oktober 2022

Großbritannien
Ende eines friedlichen Zusammenlebens
Ein Kricketspiel löst in England eine Spirale der Gewalt zwischen dort lebenden Hindus und Muslimen aus
Bodo Bost

Im britischen Leicester lebten indische Hindus und Muslime seit Jahrzehnten bislang friedlich zusammen. Und das, obwohl sich in Indien derzeit die Beziehungen zwischen den beiden Religionen verschlechtert haben. Doch nach dem Sieg Indiens gegen den Erzrivalen Pakistan bei einem Asien-Cup-Spiel der Kricketmannschaften in Dubai am 28. August kam es in Leicester zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Mitgliedern der Hindu- und der muslimischen Gemeinschaft. 

Nach dem Spiel feierte eine große Menschenmenge den Sieg Indiens über seinen Erzfeind Pakistan, wobei einige von ihnen indische Flaggen schwenkten. An jenem Abend marschierte eine Gruppe von etwa 200 Hindu-Männern durch die Stadt, wobei einige von ihnen „Jai Shri Ram“ (Heil dem Herrn Ram) riefen – ein Schlachtruf der Hindus in Indien. Bald kamen auch Muslime auf die Straße, was zu Handgreiflichkeiten führte. In den lokalen Medien wurden Videos veröffentlicht, die große Gruppen von Jugendlichen mit Masken und Sturmhauben zeigten, die sich auf der Straße prügeln. Ein Hindu-Tempel wurde verwüstet, als eine Gruppe muslimischer Männer gegen den spontanen Marsch protestierte. Die Unruhen hängen mit der zunehmenden Radikalisierung der Muslime und dem neuen Hindu-Nationalismus in Indien unter Premierminister Narendra Modi zusammen.

Pradip Gajjar, der Vorsitzende des Hindutempels Iskcon Leicester, verlas eine gemeinsame Erklärung, in der es hieß, man sei „traurig und untröstlich über den Ausbruch von Spannungen und Gewalt“. „Körperliche Angriffe auf unschuldige Menschen und ungerechtfertigte Sachbeschädigung gehören nicht zu einer anständigen Gesellschaft und auch nicht zu unserem Glauben“, fügte er laut einem von der Lokalzeitung „Leicester Mercury“ veröffentlichten Video hinzu. Jonathan Ashworth, ein oppositioneller Labour-Abgeordneter in Leicester, verurteilte in einem Interview mit Times Radio „schockierende Szenen von inakzeptablen Gewalttaten“. Die Ausschreitungen fanden in der multikulturellsten Stadt Englands statt und sorgten sogar in Indien und Pakistan für Schlagzeilen.

„Inakzeptable“ Tempel-Entweihung

Die Polizei in Leicester teilte mit, dass mindestens 47 Personen festgenommen worden seien. „Die Auswirkungen dieser Unruhen auf unsere lokalen Gemeinschaften sind nicht akzeptabel“, erklärte die Polizei von Leicestershire. Die Beamten hatten zusätzliche Befugnisse erhalten, um in bestimmten Gebieten Personen anzuhalten und zu durchsuchen und Minderjährige in ihre Häuser zurückzubringen. Der Bürgermeister der Stadt hat auch Desinformationen in den sozialen Medien für die Eskalation der Gewalt verantwortlich gemacht.

Führende Persönlichkeiten der beiden Gemeinschaften zeigten sich schockiert über die Gewalt in einer Stadt. „Was wir auf den Straßen gesehen haben, ist sehr alarmierend“, wurde Suleman Nagdi von der Föderation der muslimischen Organisationen von der BBC zitiert. Dharmesh Lakhani, ein Führer der Hindu-Gemeinschaft, sagte, die Entweihung des Tempels sei „inakzeptabel“. Das indische Hochkommissariat verurteilte die „Vandalisierung von Gebäuden und Symbolen der hinduistischen Religion“. 

Der Muslim Council of Britain, der größte britische Dachverband muslimisch geführter Organisationen, beschuldigte das indische Hochkommissariat selektiver Verurteilung.