29.03.2024

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Folge 40-22 vom 07. Oktober 2022 / Philippe Suchard / Schokolade für Friedrich Wilhelm IV.

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-22 vom 07. Oktober 2022

Philippe Suchard
Schokolade für Friedrich Wilhelm IV.
Manuel Ruoff

Nicht nur Naschkatzen dürfte „Suchard“ ein Begriff sein. Das Wort weckt Assoziationen an hochwertige Schokolade. Heutzutage ist „Suchard“ nur noch eine Marke des in Deerfield, Illinois, sitzenden börsennotierten Lebensmittelkonzerns Mondelez International. Einst indes war Suchard selbst ein Lebensmittelhersteller, der seinerseits über namhafte Marken verfügte. Ende des 19. Jahrhunderts war Suchard der größte Schokoladenproduzent der Welt. 1901 wurde seine vielleicht bekannteste Marke registriert: „Milka“, zusammengesetzt aus den Anfängen von „Milch“ und Kakao“.

Die Geschichte der heutigen Marke und des einstigen Unternehmens „Suchard“ geht auf einen Mann dieses Nachnamens zurück, der vor 225 Jahren, am 9. Oktober 1797, in Boudryam zu Welt kam: Philippe Suchard. Sein Geburtsort lag geographisch im Land der Milch- und Schokoladespezialisten Schweiz und politisch im von den Preußenkönigen in Personalunion regierten Fürstentum Neuenburg.

Der Gastwirtssohn begann eine Zuckerbäckerlehre in der Berner Confiserie seines Bruders Frédéric, deren Teilhaber er schließlich wurde. Doch dann wollte der unternehmungslustige Schweizer sein Glück in der Neuen Welt versuchen. 1824 ging es los. Kurze Zeit später war er zwar wieder zurück, der Aufstieg zum Millionär war ihm dort verwehrt geblieben, aber er war deshalb nicht etwa desillusioniert und niedergeschlagen, sondern vielmehr trotz seines Misserfolgs beeindruckt vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten und inspiriert. 

1825 eröffnete er in Neuenburg eine eigene Confiserie mit von Hand hergestellter „feiner hausgemachter Schokolade“. Bereits im darauffolgenden Jahr wurde die Produktion der Schokolade in eine leerstehende Mühle im Neuenburger Vorort Serrières ausgelagert. Die dortigen Maschinen konstruierte das Multitalent selbst, deren Antrieb erfolgte über Wasserkraft.

Suchards Expansionsstreben war unternehmerisch nicht ungefährlich, aber 1842 gelang ihm der Durchbruch dank eines Großauftrags seines Landesherren Friedrich Wilhelm IV. Preise auf den Weltausstellungen 1851 in London und 1855 in Paris folgten. Da Suchard in Tochter und Schwiegersohn würdige Nachfolger fand, erlitt der Aufstieg seines Unternehmens durch seinen Tod am 14. Januar 1884 in Neuenburg keinen Abbruch.