25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 40-22 vom 07. Oktober 2022 / Ostpreussenreise / Aufgeschoben ist nicht aufgehoben / Mit zwei Jahren Verspätung reiste die Gruppe Birth, Kreis Pr. Eylau, über Umwege durch Masuren ins Memelland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-22 vom 07. Oktober 2022

Ostpreussenreise
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Mit zwei Jahren Verspätung reiste die Gruppe Birth, Kreis Pr. Eylau, über Umwege durch Masuren ins Memelland
Gerd Birth

Die Gruppe Birth, seinerzeit hervorgegangen aus der Canditter Gruppe, Kreis Pr. Eylau, hatte in der Zeit vom 16. bis zum 25. Juni dieses Jahres eine äußerst interessante, aber auch mit einigen Hindernissen gespickte Busreise nach Warschau, Ostpreußen und Litauen unternommen. 

Geplant war die Reise bereits für das Jahr 2020. Diese musste aber wegen der Corona-Pandemie zunächst auf 2021 und dann noch einmal auf 2022 verschoben werden. Der Bus war bei allen drei Fahrten jeweils mit 52 Personen voll belegt. Da wir nicht in das Königsberger Gebiet einreisen durften, mussten wir Anfang 2022 die Reiseroute ändern und einen Umweg über Masuren und Wilna [Vilnius] in Litauen wählen. Daraufhin sprangen einige Teilnehmer ab. Dann kam der 24. Februar mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Dieses Mal stornierten weitere Teilnehmer die Reise aus Sorge um die Sicherheit während der Fahrt durch die Republiken Polen und Litauen. So blieben lediglich noch 30 Personen übrig. In Abstimmung mit der Reisefirma wagten wir die Reise trotzdem. 

Zwischenstopp in Posen

Die Fahrt begann in Bielefeld und führte uns über den Berliner Ring weiter über die Grenze bei Frankfurt/Oder bis in die Nähe von Posen zur Zwischenübernachtung und dann weiter bis Warschau. Die im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht fast völlig zerstörte Stadt ist im Laufe der Jahrzehnte wieder aufgebaut worden, zum Teil mit einer neuen Straßen-Architektur und einer völlig neuen Innenstadt mit zahlreichen Wolkenkratzern. Die neue Skyline dieser Stadt war beeindruckend.

Unser Hotel befand sich in der Innenstadt. Von hier aus unternahmen wir die Stadtbesichtigung per Bus und zu Fuß. Zunächst besuchten wir den Sächsischen Garten, eine wunderschöne Parkanlage, an die sich das Grabmal des unbekannten polnischen Soldaten anschloss. Es ist eine Gedenkstätte für die im Ersten Weltkrieg gefallenen polnischen Soldaten, erweitert mit einem ewigen Licht für die auf den anderen Schlachtfeldern gefallenen polnischen Soldaten. Zur vollen Stunde erlebten wir hier die Wachablösung der dort als Ehrenwache stehenden Soldaten – ein ganz besonderes Zeremoniell. Gleich hinter der Gedenkstätte schließt sich der Piłsudski-Platz mit dem übergroßen Piłsudski-Denkmal an.

Besichtigung Warschaus

Auf unserer weiteren Besichtigungstour gelangten wir zur Chopin-Bank und zur neu aufgebauten Altstadt mit der berühmten Johanneskirche, der Krönungskirche der polnischen Könige. Einige Schritte weiter befanden wir uns bereits am ebenfalls neu errichteten Königlichen Schloss. Von hier aus hatten wir einen weiten Blick über die Weichsel in den Ostteil der Stadt mit der herrlichen St. Michaeliskirche und dem neuen Stadion. Wir waren nun mitten in der Altstadt, wo der Puls der Stadt schlägt. Hier herrschte ein reges Treiben, in dem sich Touristen, Schulklassen und einheimische Besucher tummelten und eine beachtliche Außen-Gastronomie die Menschen anlockte.

Am nächsten Tag besichtigten wir in der Warschauer Altstadt das Königliche Schloss. Es ist nach dem Krieg nach den alten Vorbildern wiederaufgebaut worden. Das Schloss enthält zahlreiche und wunderschöne Säle im wiederhergestellten Barockstil und eine Vielzahl von großartigen Gemälden. Wir waren überwältigt von dieser Pracht und Vielfalt. 

Ein unbedingtes Muss für uns war der Besuch des ehemaligen jüdischen Wohnbezirks in Warschau, wo 1943 der Ghetto-Aufstand der polnischen Juden stattfand, der von der deutschen SS brutal niedergeschlagen wurde. Ein elf Meter hohes Mahnmal erinnert an das entsetzliche Ereignis von damals. Einige Schritte weiter zeigt eine Bronzetafel vom Kniefall des Bundeskanzlers Willy Brandt 1970 vor dem Ehrenmal.

Weitere Ausflugsziele an diesem sonnigen Nachmittag waren der wunderschöne Łazienki-Park im Süden Warschaus und die Aussicht vom 30. Stockwerk des 237 Meter hohen Kulturpalasts auf die gesamte Stadt.

Am vierten Tag unserer Reise verabschiedeten wir uns von Warschau und fuhren in Richtung Norden nach Ostpreußen. Unterwegs legten wir noch einen dreistündigen Stopp in Allenstein ein, wo wir bei sonnigem Wetter einen gemütlichen Rundgang durch die Altstadt machten, dann einige Schritte weiter auf das Copernicus-Denkmal trafen und schließlich zur Burg Allenstein gelangten. Wir setzten unsere Reise fort und trafen gegen Abend im Hotel in Heilsberg [Lidzbark Warminski] ein, wo wir für drei Tage blieben.

Rundgang durch Allenstein

Am Vormittag des nächsten Tages unternahm die Reiseleiterin mit uns einen Rundgang durch die 700-jährige Stadt Heilsberg. So gelangten wir zunächst zum Schloss und zur Burg, dem ehemaligen Sitz der ermländischen Bischöfe, ferner zur Peter- und Paulkirche und einige hundert Meter weiter zum Hohen Tor und zur evangelischen Kirche. 

Am Nachmittag ging es nach Canditten [Kandyty], wo eine kleine Feierstunde zum Gedenken an unsere verstorbenen Landsleute auf dem dortigen Ehrenfriedhof vorgesehen war. Aber aus Witterungsgründen mussten wir diese Feierstunde in die Räume der Deutschen Gesellschaft Natangen in Landsberg [Górowo Iławeckie] verlegen. Anschließend gab es bei der Deutschen Minderheit noch Kaffee und Kuchen mit geselligem Beisammensein.

Danach wurde es Zeit aufzubrechen, um nach Schewecken [Żywkowo] zu gelangen. Dort hatte man die Gruppe zu einem zünftigen Grillabend eingeladen. Schewecken liegt an der polnisch-russischen Grenze und ist durch die vielen Störche bekannt. Für uns alle war der dortige Aufenthalt ein gelungener Höhepunkt.

Der folgende Tag stand zur freien Verfügung. Aber auf allgemeinen Wunsch hin machten wir einen Ausflug zur Barockkirche in Heilgelinde [Święta Lipka], wo wir die herrlichen Inneneinrichtungen bestaunen und einem kurzen Orgelkonzert beiwohnen konnten. Der Nachmittag wurde für private Besuche und Ausflüge genutzt.

Bezauberndes Masuren

Wir verließen das Hotel in Heilsberg und fuhren die etwa 450 Kilometer lange Strecke durch die bezaubernde Landschaft Masurens nach Wilna, der Hauptstadt Litauens. Nach einigen Stunden Fahrt erreichten wir hinter der polnischen Stadt Suwalken (Suwałki) die polnische-litauische Grenze. Bei diesem Grenzabschnitt handelt es sich um die weltbekannte „Suwałki-Lücke“, für viele wegen der schmalen Grenze zwischen Polen und Litauen als der „gefährlichste Ort der Welt“ bezeichnet.

In Wilna angekommen, bezogen wir ein ausgezeichnetes Hotel in der Innenstadt. Von hier aus starteten wir am Folgetag mit dem Reiseleiter bei ziemlich heißem Wetter eine äußerst informative Besichtigungstour durch die Innenstadt. Die imponierende Kirche Peter und Paul, die gotische Backsteinkirche St. Anna, die Literatengasse in der Altstadt und viele andere Kleinode in dieser Metropole waren beeindruckende Momente für uns. Am Nachmittag folgte abschließend noch ein Informationsbesuch bei der 25 Kilometer entfernten Wasserburg Trakai.

Besuch der Kurischen Nehrung

Nach zwei Übernachtungen verließen wir Wilna und fuhren nordwärts nach Memel [Klaipeda]. Dort stieg die heimische  Reiseleiterin zu, die uns auf der Kurischen Nehrung durch den Märchenwald und anschließend noch zur „Toten Düne“ am Kurischen Haff führte. Den Abschluss dieses Tages bildete ein Rundgang durch die Altstadt von Memel mit dem Nationaltheater und dem davorstehenden weltberühmten Standbild des Ännchen von Tharau. 

Abends war Boarding auf der Fähre, die uns über Nacht und am Folgetag über die Ostsee nach Kiel brachte. Von Kiel aus traten wir dann die Heimreise an. Eine Reise mit vielen nachhaltigen Eindrücken ging zu Ende.