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Folge 41-22 vom 14. Oktober 2022 / Österreich / Rückbesinnung auf das Bargeld / Furcht vor Stromausfällen: Österreichische Nationalbank setzt sich für den Erhalt des physischen Zahlungsmittels ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-22 vom 14. Oktober 2022

Österreich
Rückbesinnung auf das Bargeld
Furcht vor Stromausfällen: Österreichische Nationalbank setzt sich für den Erhalt des physischen Zahlungsmittels ein
Norman Hanert

Die Corona-Pandemie schien den endgültigen Durchbruch für elektronische Zahlungsverfahren und das endgültige Aus für den Gebrauch von Bargeld einzuleiten. Selbst hartnäckige Freunde des Bargelds verzichteten aus Angst vor Viren auf die Zahlung mit Münzen und Geldscheinen und griffen auf die Kartenzahlung zurück. 

Die Sorge vor Stromausfällen leitet nun allerdings eine Rückbesinnung auf die Vorzüge von Bargeld ein. Besonders deutlich wird dies in Österreich. Dort setzt sich sogar die österreichische Nationalbank (OeNB) sehr aktiv für den Erhalt von Bargeld ein. Bereits zu seinem Amtsantritt als Chef der österreichischen Zentralbank im August 2019 hatte Robert Holzmann erklärt, Bargeld sei als Zahlungsmittel unverzichtbar. „Vorstöße in Richtung Abschaffung dieses so wichtigen Zahlungsmittels machen hier keinen Sinn“, so Holzmann vor zwei Jahren. Am 19. September hat die Notenbank Österreichs nun gemeinsam mit der Münze Österreich, den Sozialpartnern und wichtigen Interessenverbänden eine Plattform „Euro-Bargeld 360 Grad“ vorgestellt.

Experten empfehlen Notvorrat

Erklärtes Ziel dieser Initiative ist es, die Bedeutung von Bargeld in Österreich weiter zu stärken. Die OeNB wies dabei insbesondere darauf hin, dass Bargeld in Krisensituationen sichere, stabile und barrierefreie Transaktionen gewährleisten kann. Angesichts der schweren Energiekrise, in der Europa steckt, besteht mittlerweile tatsächlich ein gestiegenes Risiko, dass durch vorübergehende oder länger andauernde Stromausfälle an Ladenkassen Kartenzahlungen unmöglich werden und auch die Überweisungssysteme und Geldautomaten der Banken ausfallen.

Katastrophenschutzexperten raten der Bevölkerung daher dazu, neben einem gewissen Notvorrat an Nahrungsmitteln auch eine Bargeldreserve in kleinen Scheinen und Münzen zu halten, um für einige Tage Einkäufe bestreiten zu können. Auch Hackerangriffe oder fehlerhafte Computerprogramme können dazu führen, dass im Extremfall die Zahlung mit Münzen und Scheinen als letzte Möglichkeit übrig bleibt, um zu bezahlen.

Wie schnell eine solche Lage entstehen kann, zeigte sich erst im vergangenen Mai, als eine Softwarestörung bei Bezahlterminals dazu führte, dass deutschlandweit bei Discountern und Supermärkten zeitweise keine Kartenzahlungen mehr möglich waren. Rückendeckung für Bargeld als Zahlungsmittel kommt in Österreich nicht nur von der Zentralbank in Wien. So kündigte die Münze Österreich vor Kurzem an, eine Initiative „Bares ist Wahres“ ins Leben zu rufen. Als eine Motivation nennt die Münze Österreich die bargeldfeindliche Entwicklung in Großbritannien. Dort wurde nach Angaben der Münze die Infrastruktur für den Bargeldverkehr teilweise schon stark minimiert, sodass die Bürger zunehmend auf Schwierigkeiten stoßen. 

Erinnerung an Orwells Warnung

Gerhard Starsich, Generaldirektor der Münze Österreich, verwies anlässlich der Initiative „Bares ist Wahres“ auch auf den Schutz der Privatsphäre: „Ich empfehle jedem, George Orwells ‚1984‘ zu lesen, dann weiß man, wie negativ eine Datenüberwachung ist. Bargeld schützt die Privatsphäre.“ 

Inzwischen läuft in der Alpenrepublik  auch ein Volksbegehren „Für uneingeschränkte Bargeldnutzung“. Ziel der Initiatoren ist es, per Verankerung in der Verfassung Österreichs, Bargeld in vollen Umfang als Zahlungsmittel und Vermögensform zu schützen. Bislang zählen die Bürger Österreichs neben den Bundesdeutschen noch immer zu denjenigen in Europa, die besonders häufig mit Bargeld bezahlen. Im Jahr 2019 erfolgten in Österreich mehr als 80 Prozent aller Transaktionen mit Bargeld. Dies entsprach zwei Drittel des gesamten Zahlungsvolumens. 

Wie aus der mittlerweile sechsten Studie der Deutschen Bundesbank zum Zahlungsverhalten in Deutschland hervorgeht, war im Jahr 2021 auch in der Bundesrepublik Bargeld noch immer das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel. Laut der Bundesbank gaben 58 Prozent der Befragten an, für Warenkäufe und Dienstleistungen mit Banknoten und Münzen zu bezahlen. Bei der letzten großen Erhebung der Bundesbank aus dem Jahr 2017 waren es allerdings noch 74 Prozent, die mit Bargeld zahlen. Den deutlichen Rückgang führt die Bundesbank vor allem auf der Zunahme von Einkäufen im Internet während der Corona-Pandemie zurück. Johannes Beermann, das für Bargeld zuständige Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, zeigte sich dennoch gelassen: „Weder Digitalisierung noch Pandemie konnten das Bargeld verdrängen. Wenn es ums Bezahlen geht, ist Bargeld in Deutschland nach wie vor mit Abstand am beliebtesten.“