29.03.2024

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Folge 41-22 vom 14. Oktober 2022 / Wladiwostok / Reaktion auf Revisionismus?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-22 vom 14. Oktober 2022

Wladiwostok
Reaktion auf Revisionismus?
Bodo Bost

Ende vergangenen Monats hat der russische Sicherheitsdienst den japanischen Generalkonsul Motoki Tatsunori in Wladiwostok angeblich auf frischer Tat bei einer Spionagetätigkeit verhaftet. Mit verbundenen Augen wurde er abgeführt. Im Gefängnis soll er unter starken Druck gesetzt worden sein, damit er sich schuldig bekennt. Wenige Tage später musste er Russland gedemütigt verlassen. 

Laut Russlands Inlandsgeheimdienst,  dem Föderalen Dienst für Sicherheit der Russischen Föderation (FSB), ist der Diplomat „auf frischer Tat“ ertappt worden, wie er gegen Bezahlung geheime Informationen über die Auswirkungen westlicher Sanktionen auf die russische Wirtschaft erhalten habe. Solche Informationen kann man jedoch kostenlos auf den öffentlich zugänglichen Homepages vieler russischer Wirtschafts-Forschungsinstitute einsehen. 

Japan protestierte gegen die Behandlung seines Konsuls und bezeichnete den Vorfall als eine absolut inakzeptable Aktion. Zudem verwies der Inselstaat den russischen Konsul von Sapporo des 

Landes.

Die absolut nicht diplomatischen Regeln entsprechende Verhaftung, Inhaftierung und Ausweisung eines japanischen Diplomaten unter einer fadenscheinigen Begründung aus Russland, noch dazu aus der Stadt Wladiwostok, wird in Japan als Reaktion darauf gesehen, dass 100 Jahre nach dem Ende der Besetzung Wladiwostoks durch japanische Truppen am Ende des innerrussischen Bürgerkrieges gewisse Kreise in Japan immer noch diese heute russische Perle des Ostens für sich reklamieren. 

Nach dem Ausbruch der Oktoberrevolution und des Russischen Bürgerkrieges wurde die Stadt durch Entente-Truppen und japanische Verbände besetzt. Sowjetrussland war weltweit isoliert. Erst 1921 wurde es vom Iran, Afghanistan und der Mongolei anerkannt. 1920 wurde die Demokratische Fernöstliche Republik (FÖR) als sozialistischer, sowjetischer Pufferstaat gegründet, der jedoch von Japanern entwaffnet wurde. Als Lenin am 20. November 1920 die Einnahme von Wladiwostok verkündete, übernahm die kaiserliche japanische Armee mit 70.000 Soldaten die volle Kontrolle über den russischen Fernen Osten, bis zum Baikalsee und nach Burjatien. Die politische Opposition in Japan verhinderte jedoch, dass die Armee die ressourcenreiche Region annektierte. 

Noch im März und April 1922 schlug die japanische Armee große bolschewistische Offensiven gegen Wladiwostok zurück. Am 24. Juni 1922 kündigte Japan überraschend an, dass es sich bis Oktober einseitig aus dem gesamten russischen Territorium zurückziehen werde, mit Ausnahme der nördlichen Insel Sachalin, die 1920 annektiert worden war.