28.03.2024

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Folge 41-22 vom 14. Oktober 2022 / „Glamorous Glenn“ / Gebaut für den Durchbruch einer Mauer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-22 vom 14. Oktober 2022

„Glamorous Glenn“
Gebaut für den Durchbruch einer Mauer
Manuel Ruoff

Vor einem Dreivierteljahrhundert gelang es erstmals einem Piloten mit seinem Flugzeug erwiesenermaßen und im Horizontalflug die Schallmauer zu durchbrechen. Das Flugzeug war eine Bell X-1. 

Der Erbauer des Mitteldeckers war die Bell Aircraft Corporation. Von dem Flugzeug- und Hubschrauberhersteller stammt auch der ab 1958 in großer Stückzahl produzierte Mehrzweckhubschrauber Bell UH-1 „Iroquois“. Die auch „Huey“ genannte Maschine dürfte Bundesbürgern vor allem als Rettungshubschrauber der Bundeswehr bekannt sein. Den Auftrag zur Herstellung der Bell X-1 erteilten die United States Air Force und das National Advisory Committee for Aeronautics (NACA), ein direkter Vorgänger der NASA. Sinn und Zweck des Experimental- und Raketenflugzeugs war es, die Schallmauer im Horizontalflug zu durchbrechen.

Am 7. Januar 1949 hob die Bell X-1 das erste und auch das letzte Mal vom Boden ab. Ihr normaler Einsatz war ein anderer. Ein Mutterflugzeug, eine „Superfortress“ von Boeing, brachte die unter ihrem Rumpf eingerastete Bell X-1 auf Höhe, wo sich die beiden Maschinen dann trennten. Das geschah das erste Mal am 25. Januar 1946. Bei ihrem Jungfernflug flog die Bell X-1 nach ihrem Ausklinken noch im reinen Gleitflug ohne eigenen Antrieb. Erst bei späteren Flügen kam dann auch das Triebwerk zum Einsatz.

Dessen Technik basierte auf denen der deutschen Raketentriebwerke des vorangegangenen Zweiten Weltkriegs. Für den Antrieb sorgten Alkohol und Sauerstoff. Unter Hochdruck stehender Stickstoff drückte den Treibstoff in die Brennkammern.

Die Vorteile der Pfeilung im Flugzeugbau  wurden noch nicht genutzt. So hatte die Maschine ungepfeilte Tragflächen, kombiniert mit einem Kreuzleitwerk. 

Was den Rumpf angeht, war bekannt, dass die heute noch als „12,7 x 99 mm NATO“ zu den Standardpatronen des westlichen Bündnisses gehörende sogenannte .50 BMG bei Überschallgeschwindigkeit eine stabile Fluglage hat. Der Flugzeugrumpf ähnelt deshalb einem überdimensionierten Profil dieses Geschosses. 

Beim Rekordflug vom 14. Oktober 1947, für den die einsitzige Maschine entwickelt worden war, saß mit Hauptmann Charles Elwood „Chuck“ Yeager ein erfahrener und erfolgreicher Jagdflieger des Zweiten Weltkriegs am Steuer. Mit der von ihm nach seiner Ehefrau Glennis Faye Dickhouse „Glamorous Glenn“ getauften Bell X-1 erreichte er an jenem Herbsttag bei einem Horizontalflug in etwa 13.100 Metern Höhe eine Geschwindigkeit von 1125 Kilometern pro Stunde, sprich Mach 1,06. 

Nach diesem Erfolg brachte er es bis zum Brigadegeneral und sie es bis ins Museum. Yeager ist seit 2020 tot, aber die „Glamorous Glenn“ steht nach wie vor im National Air and Space Museum der US-Hauptstadt.