20.04.2024

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Folge 41-22 vom 14. Oktober 2022 / Aus den Landesgruppen der Landsmannschaft Ostpreußen e.V.

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-22 vom 14. Oktober 2022

Aus den Landesgruppen der Landsmannschaft Ostpreußen e.V.

Baden-Württemberg

Vorsitzende: Uta Lüttich, Feuerbacher Weg 108, 70192 Stuttgart, Tel.:  0711 - 85 40 93, uta.luettich@web.de Geschäftsstelle: Haus der Heimat, Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart, 2. Stock, Zimmer 219, Internet: www.low-bw.de

Historiker-Workshop

Landesgruppe – Freitag, 21., bis Sonntag, 23. Oktober, Stuttgart: Historiker-Workshop „Ostpreußen – nach 1945?“ Wer Lust hat sich der jungen Ostpreußengruppe anzuschließen meldet sich einfach per E-Mail: a.borm@low-bw.de. 




Bayern

Vorsitzender: Christoph Stabe, Ringstraße 51a, App. 315, 85540 Haar, Tel.: (089)23147021 stabe@low-bayern.de, www.low-bayern.de

Vortrag eines Eisenbahners

Ansbach – Sonnabend, 15. Oktober, 15 Uhr, Orangerie: Treffen der Mitglieder. Rainer Claaßen berichtet über Lebensstationen eines Eisenbahners: Von Württemberg nach Ostpreußen.


Hessen

Vorsitzender: Ulrich Bonk Stellv. Vorsitzender: Gerhard Schröder, Engelmühlenweg 3, 64367 Mühltal, Tel. (06151)148788

Termin und Bericht

Darmstadt/Dieburg – Sonnabend, 22. Oktober: Treffen der LOW Hessen.

Nach einer langen Sommerpause war unser Septembertreffen mit 18 Teilnehmern gut besucht. 

Nach einer Begrüßungsrunde und Lyrik informierte uns Reiner Buslaps über wiederentdeckte Wandgemälde in der ehemaligen Stadthalle, heute Stadttheater in Insterburg, die man für die Nachwelt aufarbeiten und erhalten will. „Insterburg wird wohl um eine Sehenswürdigkeit reicher. Restauratoren aus St. Petersburg haben in der ehemaligen Stadthalle Fragmente von Wandmalereien entdeckt. Diese wurden in der Zeit von 1936 bis 1939 von Eduard Bischoff (1890-1974) geschaffen, der Professor für Malerei an der Kunstakademie Königsberg war.“

Jürgen Pantel wies darauf hin, dass die Stadt Krefeld am 26. September 1953 die Patenschaft für die Kreisgemeinschaft Insterburg übernommen hat und am 29. Oktober das 70. Jahreshaupttreffen in Krefeld stattfinden wird.

Was ist Ostpreußen? Diese Frage stellte Renate Buslaps zu einem Vortrag. Ist es ein Land in der Republik Polen? Ein Stück deutsche Geschichte, so ungeliebt wie der Rest? Ostpreußen ist ein Teil Deutschlands, ähnlich wie die Pfalz, Westfalen oder auch das Elsass, und wurde seit dem 14. Jahrhundert von Deutschen besiedelt. Durch Flucht und Vertreibung 1945 und infolge Willkürbrutalität sind etwa zwei Millionen Ostpreußen in aller Welt verstreut. Der allergrößte Teil in der Bundesrepublik Deutschland.

Hanna Schink berichtete gemeinsam mit ihrer Tochter Kerstin über eine Fahrt in ihre Heimatstadt Königsberg. Sie berichtete, dass sie an der Grenze zum Königsberger Gebiet und in Königsberg keine Probleme hatten, obwohl die Bundesrepublik Deutschland keinem Russen ein Visum erteilt und diese nicht in Deutschland einreisen dürfen. Diese Worte lösten eine lang anhaltende Diskussion aus. 

Der Insterburger Dietrich Pauli gab in seinen Vorträgen dem ostpreußischen Dialekt den Vorrang - und das sehr gekonnt; besonders aus dem ostpreußischen Wörterbuch. Eine kurze Information über den Ablauf des Ostpreußen-Treffens in Wolfsburg gab Reiner Buslaps.Christian Keller

Vortrag

Wetzlar – Dienstag, 18. Oktober, 11 Uhr, Gaststätte Matchball, Tennisplatz im Bodenfeld, 35576 Wetzlar, Telefon (06441) 45439: Lichtbildervortrag von Wolfgang Post, Herborn, zum Erntedank. 

25. Landestreffen

Schwerin – Nach zwei vergeblichen Anläufen in der Corona-Zeit wurde es ein rauschendes Jubiläumsfest – das 25. Landestreffen der Ostpreußen am 24. September in Schwerin – zugleich das 30-jährige Jubiläum der Ostpreußen-Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern. Mit über 1000 Besuchern war die Sport- und Kongresshalle wieder gut gefüllt. Hochkarätige Gäste gaben sich die Ehre, so der Botschafter der Republik Litauen in Deutschland, S.E. Ramūnas Misiulis, die Sozialministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Stefanie Drese, und der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Stephan Grigat, sowie die Vertreter der ostpreußischen Heimatkreise Gumbinnen, Ebenrode/Stallupönen, Heilsberg, Memel, Tilsit und andere. Ein Bus kam nicht nur aus An-klam und Neubrandenburg, sondern auch aus Stendal und Osterburg in der Altmark. Über 150 Besucher waren erstmals dabei. Denn die Landesgruppe der Ostpreußen hatte zum Jubiläum kräftig eingeladen und ein opulentes Non-Stop-Programm vorbereitet. 100 Landsleute aus den Republiken Polen und Litauen brachten musikalische Grüße direkt aus der Heimat mit. Die Schweriner Blasmusikanten umrahmten diesen Tag, der den Ostpreußen und Gästen von nah und fern viel zu geben hatte. Seit 1996 finden diese Landestreffen jährlich wechselnd auch in Rostock und Neubrandenburg statt. Organisiert werden sie von einem 30-köpfigen ehrenamtlichen Helferkreis. Sie hatten die große Sport- und Kongresshalle Schwerin bereits tags zuvor mit leuchtenden Sonnenblumen und den Schildern der 40 ostpreußischen Heimatkreise festlich ausgeschmückt. An der Stirnwand prangte das Trakehner Tor und über der Bühne ein Paneel des berühmten Bernsteinzimmers aus Sankt Petersburg. 

Friedhelm Schülke


Nordrhein-Westfalen

Erster Vorsitzender: Klaus-Arno Lemke, Stellv. Vorsitzende: Dr. Bärbel Beutner, Arnold Schumacher Schriftführerin: Elke Ruhnke, Geschäftsstelle: Buchenring 21, 59929 Brilon, Telefon (02964)1037, Fax (02964) 945459, E-Mail: Geschaeft@Ostpreussen-NRW.de, Internet: Ostpreussen-NRW.de

Bericht

Essen – Nach der Sommerpause haben wir uns am 16. September wieder getroffen. Obwohl vorher alle rüstigen Mitglieder angerufen wurden, waren wir nur zehn Personen. Deshalb waren auch die Berichte unserer Mitglieder recht dürftig. 

Aus unserer Gruppe konnte der Vorsitzende berichten, dass unser leider im Mai verstorbenes Mitglied Manfred Gawrisch nicht nur ein treues Mitglied und langjähriger Schatzmeister, sondern auch ein begabter Holzbastler war. Als besonderes Werk konnte er ein Bild einer funktionierenden Holzpendeluhr zeigen.

Dafür waren die Berichte aus der Heimat sehr erfreulich. Eine besondere Ehrung hat Ilse Masuch erfahren, die mit dem Anna Wasa Preis der Evangelisch Augsburgischen Kirche Polens ausgezeichnet wurde. Masuch ist die erste Deutsche, die diesen Preis erhalten hat. Eine weitere Ehrung hat Frank Lothar Krawolitzki aus Rastenburg mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft und der Übergabe des Stadtschlüssels erfahren. Beide, Masuch und Krawolitzki, sind für ihren Einsatz zwischen der Republik Polen und der Bundesrepublik Deutschland geehrt worden für Ostpreußen und die Versöhnung.

Dass die polnische Regierung die Mittel für den Deutschunterricht der Kinder der Deutschen Minderheit drastisch gekürzt hat, wurde mit Empörung zur Kenntnis genommen und bedauert, dass die Außenministerin Annalena Baerbock sich bisher nicht für die Deutsche Minderheit eingesetzt hat.

Unsere Versammlung war schnell vorbei, und wir freuen uns auf das Erntedankfest am 21. Oktober und hoffen, dass wir dann wieder vollständig sein werden. Gleichzeitig wollen wir an den Tag der Heimat 2022 erinnern.


Schleswig-Holstein

Vorsitzender: Edmund Ferner, Julius-Wichmann-Weg 19, 23769 Burg auf Fehmarn, Tel.: (04371) 8888939, E-Mail: birgit@kreil.info

Vereinigte Landsmannschaften Flensburg (VLM Fl) e.V.

Flensburg – Dienstag, 18. Oktober, 12 Uhr, TSB-Heim Eckener Straße: Tag der Heimat mit Wrukenessen und Vortrag von Bärbel Hansen aus Tellingstedt.

In diesem Jahr konnten die Vereinigten Landsmannschaften wieder das Erntedankfest zusammen mit der ev. Kirchengemeinde St. Michael in Flensburg feiern und so nach coronabedingten Ausfällen diese langjährige Gepflogenheit am 2. Oktober fortsetzen. In der mit den Früchten des Feldes und der Gärten geschmückten Kirche leitete Pastor Sander den gut besuchten Gottesdienst und stellte seine Predigt unter den Gedanken „Was braucht ein Mensch zum Leben?“  Begleitet wurde der Gottesdienst vom Kirchenchor. Im Anschluss wurde im Gemeindesaal gemeinsam Rübenmus gegessen, und es wurden Gedanken ausgetauscht. 

Der Vorsitzende der VLM dankte Sander und der Kirchengemeinde, dass diese Tradition wieder aufleben konnte sowie für das schmackhafte Essen, verbunden mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr. Sander dankte besonders für die Teilnahme der VLM, auch er hoffe auf eine Fortsetzung der Veranstaltung.

Hans Legies


Heiligenbeil

Kreisvertreterin: Viola Reyentanz, Großenhainer Straße 5, 04932 Hirschfeld, Telefon (035343) 433, reyvio@web.de. 1. Stellvertreterin: Brunhilde Schulz, Zum Rothenstein 22, 58540 Meinerzhagen, Telefon (02354) 4408, brschulz@dokom.net; 2. Stellvertreterin: Heidi Pomowski, Heinegras 42, 31840 Hess. Oldendorf, Telefon (05158) 2841, heidi.pomowski@t-online.de; Kassenwart: Arnold Hesse, Amselstraße 6, 26847 Detern, Telefon (04957) 575, Arnold.Hesse@ewetel.net; Internet: www.kreisgemeinschaft-heiligenbeil.de 

Unser Kreistreffen

Burgdorf – Das diesjährige Kreistreffen unserer Kreisgemeinschaft fand wie geplant in Burgdorf statt. Nach einem gemeinsamen Mittagessen mit den Kreistagsmitglieder hielten wir unsere Kreistagssitzung ab.

Am Abend startete unser traditioneller Matjesabend, zu dem wieder über 40 Teilnehmer kamen. Es herrschte eine lockere familiäre Atmosphäre. Am Sonnabend wurde der Veranstaltungssaal geöffnet.

Die langjährige Sitzordnung hatten wir wegen der kleineren Runde verändert. Es gab lange gemütliche Tafeln, an denen alle Teilnehmer als große ostpreußische Familie zusammen sitzen konnten.

Im Saal war eine Ausstellung zum Thema „Elche in Ostpreußen“ aufgebaut. Es gab außerdem einen Verkaufstisch mit Publikationen der Kreisgemeinschaft, antiquarischen Büchern, Honig, Bärenfang und anderen Kleinigkeiten.

Im Laufe des Vormittags brachte ein Bus alle Besucher des Kreistreffens zum Gedenkstein im Burgdorfer Stadtpark. Dort legten wir einen Kranz nieder, die Gedenkrede hielt Brunhilde Schulz. Danach folgte im Veranstaltungssaal unsere jährliche Mitgliederversammlung. Am Nachmittag gab es ein buntes Programm mit Sketchen und ostpreußischen Späßen. Der Abend wurde mit Plachandern und fröhlichem Beisammensein verbracht.

Der Sonntag begann mit einem Platzkonzert der Schützenkapelle Gehrden, die auch einige Stücke des Zintener Landsmannes Hans Hartwig darboten. Der Höhepunkt unseres Treffens war die festliche Feierstunde mit der Begrüßung durch die Kreisvertreterin Viola Reyentanz. Die Schützenkapelle spielte das Ostpreußenlied. Es folgte die Totenehrung durch Arnold Hesse. Die Festansprache hielt Viola Reyentanz zum Thema „Heimat aus der Sicht einer Nachgeborenen“.

Ausnahmslos alle Besucher waren sich einig, dass dieses Treffen wieder sehr gelungen war. Die familiäre herzliche Atmosphäre wurde oft gelobt. Alle freuen sich auf das Treffen im nächsten Jahr, dass vom 8. bis 10. September 2023 wieder im Hotel „Haase“ in Burgdorf stattfinden wird.V.R.


Insterburg-Stadt /Land

Kreisvertreter: Andreas Heiser, Schlicker Weg 27, 42659 Solingen, Telefon (0212) 811013, andreasheiser@arcor.de. Gst.: Kreisgemeinschaft Insterburg Stadt und Land e.V., Am Marktplatz 10, 47829 Krefeld, Tel. (02151) 48991, Fax (02151) 491141, info@insterburger.de, www.insterburger.de, Bürozeiten: Montag–Freitag von 8 bis 12 Uhr 

Mitgliederversammlung und 70. Jahreshaupttreffen

Krefeld – Sonnabend, 29. Oktober, 10 Uhr, Gemeindesaal der Friedenskirche, Luisenplatz, 47799 Krefeld, www.friedenskirche.de: Mitgliederversammlung (nicht öffentlich) der Kreisgemeinschaft Insterburg Stadt und Land e.V., ab 13 Uhr: Mittagessen für Mitglieder und Gäste im Gemeindesaal der Friedenskirche. Anfahrt: Krefeld-Rheinstraße mit U70, U76; Parkhaus der Sparkasse Krefeld, Einfahrt: Neue Linner Straße 81, 47799 Krefeld, geöffnet von acht bis 19 Uhr. Ausfahrt mit dem Parkticket ist 24 Stunden möglich.

70 Jahre Treffen der Insterburger ist doch ein schöner Grund, Sie zum gemeinsamen Mittagessen mit traditionellen Königsberger Klopsen einzuladen und anschließend zum gemütlichen Beisammensein, Schabbern und Plachandern mit Kaffee und Kuchen. Wir freuen uns über geplante und spontane Beiträge. Um besser planen zu können, bitten wir um Ihre Anmeldung bis zum 24. Oktober. Bitte setzten Sie sich mit unserer Geschäftsstelle in Krefeld in Verbindung (siehe oben). 

Alle Insterburgerinnen und Insterburger sind herzlich eingeladen! Auch Kinder, Enkel und Gäste, die uns kennen lernen möchten, sind herzlich willkommen! (Programmänderungen bleiben vorbehalten.)


Königsberg-Stadt

Stadtvertreter: Klaus Weigelt, Albertstraße 11, 93047 Regensburg. Patenschaftsbüro: Stadtverwaltung, Karmelplatz 5, 47049 Duisburg, Telefon (0203) 2832151 

Patenschaftsjubiläum

Duisburg – Freitag, 14. Oktober, 14 bis 18 Uhr, früheres Museum Stadt Königsberg und Duisburger Stadtmuseum: Festveranstaltung zum 70-jährigen Patenschafts-Jubiläum Duisburg-Königsberg mit folgenden Programmpunkten: Verleihung von zwei Königsberger Bürgermedaillen, Vorträge von Hans-Dieter Meyer (Königsberger Theater- und Musikleben) und Professor Steffen Dietzsch (Immanuel Kant), Verabschiedung des langjährigen Leiters des Museums Stadt Königsberg, Lorenz Grimoni.

Klaus Weigelt, Vorsitzender

Mitgliederversammlung

Duisburg – Sonnabend, 15. Oktober, 11 bis 15 Uhr, früheres Museum Stadt Königsberg: Satzungsmäßige Mitgliederversammlung mit Neuwahlen zum Vorstand, siehe auch Königsberger Bürgerbrief 99, Sommer 2022, Seite 60.Klaus Weigelt


Memel-Stadt/Land

Kreisvertreter: Uwe Jurgsties, Kirschblütenstraße 13, 68542 Heddesnheim, Telefon (06203) 43229, Mobil: (0174)9508566, E-Mail: uwe.jurgsties@gmx.de. Gst. für alle Memellandkreise: Uwe Jurgsties, Kirschblütenstraße 13, 68542 Heddesheim

Im Archiv 

Memel – Es ist immer wieder schön zu sehen, dass der Deutsche Kulturverein Memel einlädt und zahlreiche Mitglieder das Angebot wahrnehmen, so wie im Sommer zu einer Führung in der Simonaitytes Bibliothek. Nach der schönen Führung von Victorija Karaliene durch die Ausstellung zum 770. Stadtjubiläum und des Archivs der AdM traf man sich anschließend noch zu Kaffee und Kuchen, wobei vieles nochmals ausgiebig besprochen wurde. 

Gut Stragna/Prökuls

Prökuls – Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen litauische Landarbeiter und russische Umsiedler in die von den vertriebenen Deutschen zurückgelassenen Gutshäuser. Auch das bei Prökuls gelegene Gut Stragna war enteignet worden. Ende der 50er Jahre wurden hier einer litauischen Familie, die aus der Verbannung in Sibirien zurückkehrt war, zwei Zimmer zugewiesen, dazu ein Fleckchen Erde, etwa hundert Quadratmeter, wo sie Kartoffeln anbauen sollten. Mutter Zofija war eine gläubige Frau. Kopfschüttelnd begutachtete sie das Stückchen Land, das sie für den Eigenbedarf bekommen hatte. Sie sah drei Erdhügel, zwei größere, einen etwas kleineren; offensichtlich Gräber, obwohl die Grabsteine bereits gestohlen waren. Schnell wurde ihr klar, dass sie an diesem Ort keine Kartoffeln anbauen würde. Stattdessen begann sie, die Gräber zu pflegen, pflanzte Blumen an, zupfte das Unkraut – jahrzehntelang und ohne die leiseste Ahnung, wer hier seine letzte Ruhe gefunden hatte. „Das hier ist heilige Erde“, meinte sie schlicht, wenn es den Nachbarn ein wenig verrückt vorkam.

Bis 1987 wusste sie nichts über die Geschichte des Gutes, als plötzlich ein Deutscher vor der Tür stand. Gert Baltzer, ein freundlicher älterer Herr, stellte sich vor und erzählte, dass er hier als kleiner Junge gelebt habe… Sehnsucht und Verbundenheit mit der Heimat waren über all die Jahre bestehen geblieben. Als der Eiserne Vorhang durchlässiger wurde, fuhr Gert Baltzer erstmals wieder ins Memelland. Nichts war mehr wie einst, aber das Gutshaus seiner Kindheit existierte noch – ebenso die Gräber seines Vaters und seiner Großeltern. Einzig die Grabsteine fehlten.

Die Geschichte von Gut Stragna war über die Jahrhunderte wechselvoll. Schriftliche Zeugnisse des Namens Stragna tauchten erstmals 1663 auf. 1785 wurde es als ein sogenanntes Kölmisches Gut geführt. Die Kölmer (auch kulmische Bauern genannt) waren zu jener Zeit eine angesehene Schicht, die über den einfachen Bauern stand. 1916 wurde Stragna ein eingetragener Gutsbezirk. 

Zu diesem Zeitpunkt war der Eigentümer ein gewisser Fritz Sperber, der es 1918 an die Familie von Franz Rudat (1877-1928) verkaufte, die aus dem nahegelegenen Saugen stammte. Er und seine Frau Martha (1884-1938) bewirtschafteten das Gut lange Jahre, bevor es nach dem Tod von Martha 1938 an ihre Tochter Elisabeth, genannt Lisa (geb. 1909), und ihren Mann, Kurt Baltzer (geb. 1902), überging. Franz und später Martha wurden am Rande des Gutshofes unter einer Esche begraben. 

Lisa und Kurt führten das blühende Gut weiter. Ihre vier Kinder, zwei Jungen und zwei Mädchen, erlebten hier glückliche Jahre – bis 1941 Vater Kurt plötzlich an den Spätfolgen einer Gesichtsverletzung aus Studentenzeiten starb und neben seinen Schwiegereltern beerdigt wurde. 1944 musste Lisa schließlich mit ihren Kindern fliehen. Sie kamen nach Döbeln in Sachsen und später über Umwege nach Neuhäusel im Westerwald. 

Ab 1989 folgten nun häufige Fahrten in die Republik Litauen, in manchen Jahren bis zu elfmal, erinnert sich Gert Baltzer. Manchmal reiste er mit seinen Geschwistern und in den Anfangsjahren sogar noch mit Mutter Lisa Baltzer, die da schon über achtzig war. 

Als sie 1993 starb, stand in ihrer Traueranzeige: „Es war ihr vergönnt, ihre verlorene, aber nie vergessene Heimat im hohen Alter wiederholt zu besuchen.“ Die Worte lassen den Schmerz, aber auch ein Gefühl der Dankbarkeit für diesen Umstand erahnen. Als Zofija die Grabpflege aus Altersgründen nicht mehr leisten konnte, übernahm ihre Tochter Aldona Cirtautienė die Familientradition, für die sie inzwischen natürlich bezahlt wird. 

Mit der Unabhängigkeit Litauens beschäftigte die Vertriebenenverbände allerdings auch die Frage nach Restitutionen. Baltzer erinnert sich: „Als Parlamentspräsident Landsbergis versprach, dass die Besitzverhältnisse von 1940 wiederhergestellt würden, horchte ich auf.“ Das Prozedere erwies sich zwar komplizierter als gedacht, aber Baltzer nahm Vytautas Landsbergis beim Wort. Nicht zuletzt mit Unterstützung des Bundestagsabgeordneten Wolfgang von Stetten gelang es ihm, die litauische Staatsangehörigkeit zu bekommen, die als Voraussetzung galt, Ansprüche anmelden zu können. Nach der erfolgreichen Rückübertragung der Ländereien seiner Vorfahren, verkaufte Baltzer diese. Einzig die hundert Quadratmeter Familienfriedhof sind heute noch in seinem Besitz. 

Gert Baltzer ist inzwischen 91 Jahre alt. An einem heißen Sommertag Anfang August kamen er, seine Schwester Karin Backes und Freunde der Familie zu einem kleinen Segnungsgottesdienst auf Stagna zusammen. Pfarrer Mindaugas Žilinskis weihte einen neuen Grabstein für die drei Gräber, die Aldona Cirtautienė liebevoll bepflanzt hat. 

Pfarrer Žilinskis begrüßte die Familie und Gäste, die gekommen waren, um Gottes Wort zu hören, gemeinsam zu beten und zu singen. Nach dem Lied „So nimm denn meine Hände“ las er aus dem Lukasevangelium das Gleichnis vom Sämann (Lukas 8,4), das mit diesem Vers schloss: „Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.“

In einer kurzen Andacht erinnerte der Pfarrer an die historischen Anknüpfungspunkte zum Gleichnis. Die „Frucht der Geduld“, welche in der Bewahrung dieser Grabstätte Ausdruck gefunden hat, aber auch an die Herkunft von diesem „guten Land“. 1944 habe die Mutter ihre Kinder auf die Flucht mitgenommen, unter Umständen, die heute kaum noch vorstellbar sind. Trotz der Vertreibung in der Kindheit habe sich die Familie dazu entschieden, der Heimat treu zu bleiben, Verbindungen und Freundschaften zu pflegen. Pfarrer Žilinskis segnete schließlich den neuen Grabstein und endete mit den Worten: „Diese Ihre Angehörigen sind hier geboren. Sie haben hier gelebt, gelacht, geweint, sind hier gestorben und begraben. Möge der Grabstein künftige Generationen daran erinnern, was auf diesem Land geschah.“

Baltzer bedankte sich bei Pfarrer Žilinskis, bei Aldona Cirtautienė für die vielen Jahre der freundlichen Verbundenheit und bei seinem Freund Kestutis Kuzmarskis, der maßgeblich an der Beschaffung und Setzung des Grabsteines beteiligt war. 

Der kleine Familienfriedhof am ehemaligen Gutshof in Stagna dürfte im Memelland ebenso einzigartig sein wie die Menschlichkeit, die hier eine litauische Familie seit Jahrzehnten mit den ursprünglichen Besitzern verbindet. Die große Esche auf dem winzigen Friedhof hat diese wechselvolle Geschichte symbolhaft überdauert. Über hundert Jahre alt wuchs sie beharrlich, wurde immer mächtiger und imposanter. Schicksalsfälle konnten ihr nichts anhaben. Seither schützt sie die Grabstätten, so gut sie kann, spendet Schatten und hält die Stürme fern.

Sonya Winterberg

Sonya Winterberg war Stadtschreiberin Memel/Klaipėda 2022 des Deutschen Kulturforums östliches Europa, 

www.stadtschreiberin-memel.de