23.04.2024

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Folge 41-22 vom 14. Oktober 2022 / Kultur / Unter dem Agnes-Miegel-Himmel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-22 vom 14. Oktober 2022

Kultur
Unter dem Agnes-Miegel-Himmel
Norbert Matern

In einer den Karpaten gewidmeten  Zeitschrift ein Gedicht der in Meppen geborenen und in Oldenburg lebenden Schriftstellerin Britta Lübbers mit dem Titel „Mragrowo“ (Sensburg) zu finden, überrascht. „Über uns verblasste der Agnes-Miegel-Himmel mit seinem Mondsichelschmiss“ lautet die erste Zeile. Es folgen Erinnerungen an Panzergeräusche. Das kurze Gedicht schließt mit dem abendlichen Verzehr von  „Barszcz czerwony“, dem fremden, trauten Wurzelgemüse.

Anlass dafür, Britta Lübbers in die wissenschaftliche Zeitschrift aufzunehmen, war ihre Auszeichnung mit dem nach einem Schriftsteller aus dem Banat benannten Rolf Bossert Gedächtnis Preis 2021.

In Ihrer Dankesrede spricht sie von ihrer ostpreußischen Mutter, mit der sie nach den Ostverträgen die Heimat besucht hat: „Fremde lebten jetzt in ihrem Elternhaus. Sie führten uns herum, zeigten uns das Gemüse im Garten, in jenem Garten, den mein später in Sibirien verhungerter Großvater angelegt hatte.“

In den fünf Beiträgen zur Geschichte der Karpaten – drei auf Englisch – geht es um Reiseberichte im 19. Jahrhundert, ihre Rezeption und den Niederschlag in benachbarten Ethnien und Staaten. Es gibt einen Einblick in das bedeutende Fotoarchiv des Instituts für Deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) und einen Beitrag über Religionsgemeinschaften und Zivilgesellschaft im südöstlichen Europa. 

Bei den zahlreichen Buchhinweisen wird unterschieden in Rezensionen wissenschaftlicher Werke und Besprechungen von Literatur. Europäische Verflechtungen im Mittelalter werden ebenso berücksichtigt wie Erinnerungen an Flucht und Vertreibung. 

Georg Aescht, jahrzehntelanger Schriftleiter der „Kulturpolitischen Korrespondenz“, fand den Satz des Großvaters von Günter Grass: „Ech waiß, Ginterchen, em Wästen is bässer, aber em Osten is scheener.“ Und im Literaturteil gibt es Aphorismen von Tomas Janovic wie: „Die russische Seele ist ein Fels, der beständig den Abhang hinabstürzt, auch wenn er in der Ebene ruht.“ 

Spiegelungen, Zeitschrift für Deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas, Heft 2/21, herausgegeben vom Institut IKGS Universität München, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2021, kartoniert, 253 Seiten, 17-Euro