28.03.2024

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Folge 42-22 vom 21. Oktober 2022 / Polens Aufrüstung Bereits vor dem Ukrainekrieg war das polnische Militär auf großer Einkaufstour durch die Welt. Die Folgen sind ein logistischer Albtraum, wachsende Verteidigungslasten – sowie die Frage nach Sinn und Zweck / Viel und vielfältig / Ähnlich wie Deutschland Gas scheint Polen Militärmaterial überall zu kaufen, wo es welches kriegen kann

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-22 vom 21. Oktober 2022

Polens Aufrüstung Bereits vor dem Ukrainekrieg war das polnische Militär auf großer Einkaufstour durch die Welt. Die Folgen sind ein logistischer Albtraum, wachsende Verteidigungslasten – sowie die Frage nach Sinn und Zweck
Viel und vielfältig
Ähnlich wie Deutschland Gas scheint Polen Militärmaterial überall zu kaufen, wo es welches kriegen kann
Norman Hanert

Seit einiger Zeit schon gibt die polnische Regierung den Abschluss von Kaufverträgen über Rüstungsgüter bekannt. Vergangenen Monat verkündete der polnische Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak nach Gesprächen mit seinem US-Kollegen Lloyd J. Austin, vom US-Hersteller Boeing 96 Kampfhubschrauber vom Typ AH-64E „Apache Guardian“ kaufen zu wollen. Sollte das Geschäft zustande kommen, würden die polnischen Streitkräfte der zahlenmäßig größte Nutzer des Kampfhubschraubers außerhalb seines Herstellungslandes.

Nur kurz zuvor, im August, meldete Warschau ein noch größeres Waffengeschäft. Mit Südkorea vereinbarte die polnische Regierung die Lieferung von 48 leichten Kampfflugzeugen des Typs KAI FA-50 „Golden Eagle“, 648 Panzerhaubitzen des Typs K9 „Thunder“ und 1000 Kampfpanzern des Typs K2 „Black Panther“ in einer speziell für Polen entworfenen Version. Der „Black Panther“ ist ein hochmodernes Fahrzeug der Marke Hyundai, von dem die Streitkräfte seines Herstellerlandes seit 2014 etwa 260 Exemplare erhalten haben. 

Mit einem Volumen von geschätzten 15 Milliarden US-Dollar stellt die polnisch-südkoreanische Liefervereinbarung eines der größten Rüstungsgeschäfte dar, das in Europa in den letzten Jahrzehnten abgeschlossen wurde. Schon in den Monaten davor hatte Warschau in den USA mehr als 300 Kampfpanzer vom Typ M1 „Abrams“ geordert. Sind diese Bestellungen abgearbeitet, hat Polen rein rechnerisch die drittstärkste Panzermacht der NATO. Zum Vergleich: Die Bundeswehr hat derzeit etwas mehr als 260 Kampfpanzer in ihrem Arsenal.

Fünf Panzertypen aus fünf Staaten

Rekordverdächtige Dimensionen haben auch die anderen Bestellungen für Polens Streitkräfte. Schon jetzt verfügt die polnische Armee über 80 Exemplare des leichten Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystems HIMARS (High Mobility Artillery Rocket System). Im Mai wurde bekannt, dass Polen in den USA 500 Exemplare nachbestellen will. Wie „Europäische Sicherheit & Technik“ berichtet, wird Polen damit noch vor den USA der zahlenmäßig größte Nutzer dieses Waffensystems.

„Die 500 Werfer sollen in Polen insgesamt 80 Batterien ausrüsten, was in sich bereits eine gewaltige Dimension darstellt“, so die in Bonn erscheinende Zeitschrift für Sicherheitspolitik, Strategie, Wehrtechnik und Rüstung. Tatsächlich verfügen die Army und das Marine Corps der Vereinigten Staaten derzeit nur über gut 400 Exemplare. Der Umfang der polnischen Wünsche hat mittlerweile sogar zu der Frage geführt, ob der Hersteller die gewünschte Stückzahl überhaupt in überschaubarer Zeit liefern kann. 

Im Juni gab Błaszczak nach einem Treffen mit dem polnischen Generalstab bekannt, dass Warschau 32 mittelgroße Hubschrauber vom Typ AgustaWestland AW149 beim italienischen Hersteller Leonardo bestellt hat. Northrop Grumman wird Polen bis 2028 insgesamt zehn Exemplare des bodengestützten Kurzstrecken-Flugabwehrraketen-Systems „Patriot“ liefern. Zusätzlich orderte Warschau auch noch Boden-Luft-Raketen-Systeme beim europäischen Konsortium MBDA.

Offiziell begründet die Regierung Polens die massiven Rüstungsbestellungen damit, dass das Land nach seinen umfangreichen Waffenlieferungen an die Ukraine die eigene Verteidigungsfähigkeit wiederherstellen müsse. In Wahrheit wurden die Weichen für die polnische Aufrüstung jedoch bereits vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine gestellt (siehe Artikel rechts).





Stimmen zum Thema

Präsident Andrzej Duda will erreichen, dass die Vereinigten Staaten über das Programm der nuklearen Teilhabe Atomwaffen auf polnischem Boden stationieren.

Ende 2021, also bereits vor dem Ukrainekrieg, legte der PiS-Vorsitzende Jaroslaw Kaczynski, einen „Plan zur Verteidigung des Vaterlandes“ vor.

Aus Sicht von Polens Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak bilden „Apache“-Kampfhubschrauber zusammen mit „Abrams“-Panzern „eine gewaltige Kraft“.